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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ist ziemlich muffig hier drin, nicht wahr? Du hast es nicht mehr getrieben, seit du vor zwanzig Jahren allein auf dem Klo warst und…
Verschwinde aus meinem Kopf!
Oh, ich befinde mich nicht in deinem Kopf. Wenn du’s genau wissen willst…
Nein, dachte Rincewind hastig. Und dann: Ich bin Zauberer. Zauberer hören auf die Stimme der Vernunft, nicht auf die des Herzens.
Da wir gerade bei Stimmen sind… Was hältst du von einer Abstimmung? He, Drüsen, was meint ihr dazu? – Einige Sekunden lang herrschte Stille. – Rincewind? Die Drüsen haben mir gerade folgendes mitgeteilt: Soweit es den Körper betrifft, ist dein Verstand in der Minderheit.
Ach? Zufälligerweise kann er ein Veto einlegen.
Ha! Sei dir da bloß nicht so sicher. Übrigens hat dein Herz mit dieser Sache überhaupt nichts zu tun. Es ist nur ein Muskel, der das Blut durch die Adern pumpt. Sieh es doch einmal so: Du magst die junge Frau, oder?
Nun… Rincewind zögerte. Ja, dachte er. Ich meine, äh…
Nette Gesellschaft, nicht wahr? Angenehm klingende Stimme? Das schon, aber…
Möchtest du mehr von ihr sehen?
Nun… Rincewind stellte verblüfft fest, daß er versucht war, darauf mit einem klaren Ja zu antworten. Man konnte keineswegs behaupten, daß er den Umgang mit Frauen ablehnte, aber das weibliche Geschlecht schien ständig irgendwelche Probleme zu verursachen, und außerdem stand es in dem Ruf, sich schädlich auf magische Fähigkeiten auszuwirken. Andererseits mußte er sich der unliebsamen Erkenntnis stellen, daß sein thaumaturgisches Talent kaum über das eines Gummihammers hinausging und sich dem Wert Null näherte – von unten.
Also hast du doch gar nichts zu verlieren, warf seine Libido lockend ein.
An diesem Punkt seines mentalen Gesprächs merkte Rincewind, daß irgend etwas fehlte. Es dauerte eine Weile, bis er herausfand, was er vermißte.
Schon seit einigen Minuten versuchte niemand mehr, ihm irgend etwas zu verkaufen. In Al Khali bedeutete das vermutlich, daß man tot war.
Zusammen mit Conina und Truhe stand er in einer langen, schattigen Gasse, und keine Menschenseele befand sich in der Nähe. In der Ferne hörte er das Summen und Brummen allgemeiner urbaner Geschäftigkeit, aber um ihn herum herrschte erwartungsvolle Stille.
»Die Kinder sind weggelaufen«, sagte Conina.
»Müssen wir mit einem Angriff rechnen?«
    »Vielleicht. Drei Männer folgen uns über die Dächer.«
Rincewind sah nach oben, und im gleichen Augenblick sprangen drei in schwarze Umhänge gekleidete Gestalten vor ihnen auf den Boden. Als er den Kopf drehte, bemerkte er zwei weitere, die hinter einer Ecke hervortraten. Ihre Bewaffnung bestand aus krummen Säbeln. Tücher verbargen die unteren Gesichtshälften, aber Rincewind zweifelte nicht daran, daß die Männer grimmig grinsten.
Er klopfte energisch auf Truhes Klappe.
»Schnapp sie dir«, schlug er vor. Truhe blieb einige Sekunden lang reglos stehen, setzte sich dann in Bewegung und watschelte zu Conina, bedachte ihn mit einem hämischen und (wie Rincewind in einem Anflug von eifersüchtigem Entsetzen feststellte) auch verlegenen Scharnierblick.
»Du, du…«, knurrte er und gab ihr einen Tritt. »Du Handtasche.«
Er schob sich näher an Conina heran, die nachdenklich lächelte.
»Was jetzt?« fragte er. »Willst du ihnen eine schnelle Dauerwelle anbieten?«
Die Männer kamen langsam näher, und Rincewind merkte, daß ihre Aufmerksamkeit in erster Linie der jungen Frau galt.
»Ich bin nicht bewaffnet«, sagte sie.
»Was ist mit deinem legendären Kamm passiert?«
    »Er liegt irgendwo auf dem Schiff.«
    »Und die Schere?«
Conina schüttelte den Kopf und drehte sich ein wenig zur Seite, damit sie so viele Gegner wie möglich im Auge behalten konnte.
»Ich habe zwei Haarklemmen dabei«, sagte sie aus dem Mundwinkel.
»Nützen sie was?«
    »Keine Ahnung. Wird sich gleich herausstellen.«
    »Es ist deine Schuld, daß wir in eine solche Lage geraten sind!«
    »Beruhige dich. Ich glaube, die Burschen wollen uns nur gefangennehmen.«
    »Zumindest dich. Wahrscheinlich planen sie, dich in ein Serail mit stählernen Spitzen…« Rincewind erinnerte sich. »… dich in einen, äh, Harem mit vielen anderen Frauen zu stecken. Aber was ist mit mir? Wenn ich mich recht entsinne, stand eine Operation auf dem Programm.«
Truhe hob und senkte die Klappe, wußte offenbar nicht so recht, was sie von der Sache halten sollte. Einer der Männer streckte vorsichtig sein Schwert aus und berührte Rincewind am verlängerten

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