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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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seine wahren Empfindungen hinwegtäuschte. Als Rincewind beobachtete, wie der Affe unter seinen Lieblingstisch kroch und sich eine Decke über den Kopf zog, hielt er zumindest eine gewisse Besorgnis für angebracht.
    Sehen Sie sich den Stellvertreter des Orang-Utans an, während sein argwöhnischer Blick über die stummen, verdrießlichen Regale schweift. Auf der Scheibenwelt gibt es acht Stufen der Zauberei, und nach sechzehn Jahren hat es Rincewind nicht einmal geschafft, Stufe Eins zu erreichen. Seine Lehrer vertreten sogar die Ansicht, daß es ihm an den notwendigen Fähigkeiten für die Stufe Null fehlt, obgleich die meisten Menschen auf dieser magischen Ebene geboren werden. Um es anders auszudrücken: Ein Statistiker würde darauf hinweisen, daß durch Rincewinds Tod das durchschnittliche okkulte Leistungsvermögen der Menschheit um einen Bruchteil stiege.
    Er ist groß und hager und hat einen strubbeligen Bart, der deutlich darauf hinweist, daß ihn die Natur nicht als Bartträger vorgesehen hat. Er hüllt sich in einen dunkelroten Umhang, der schon bessere Tage beziehungsweise Jahre gesehen hat. Trotzdem erkennt man auf den ersten Blick, daß er ein Zauberer ist. Auf seinem Kopf ruht ein spitzer Hut mit angemessen breiter und schlaffer Krempe, und an dem aufragenden Kegel glänzen silberne Buchstaben, die das Wort ›Zaubberer‹ bilden – ganz offensichtlich stammen sie von jemandem, der mit Nadel und Faden ebenso unvertraut ist wie mit der Orthographie. Oben baumelt ein Stern. Die meisten Pailletten fehlen, sind längst abgefallen.
    Rincewind rückte sich seinen Hut zurecht, hastete durch die uralten Türen der Bibliothek und trat in goldenen Sonnenschein. In der Stille des Nachmittags war nur das hysterische Krächzen der Raben zu hören, die über dem Kunstturm hin und her flatterten.
    Rincewind starrte eine Zeitlang zu ihnen empor. Die Raben der Unsichtbaren Universität galten als recht hart im Nehmen. Schicksal und Verhängnis mußten sich wirklich etwas einfallen lasen, um sie in Unruhe zu versetzen.
    Andererseits…
    Über Ankh-Morpork spannte sich ein blauer Himmel, an dem hier und dort einige Wolkenfetzen klebten. Die Sonne neigte sich allmählich dem Horizont entgegen, und ihr Licht verlieh dem fransigen Weiß am Firmament einen rötlichen Glanz. Die alten Eichen auf dem viereckigen Innenhof der Universität standen in voller Blüte. Aus einem offenen Fenster drangen die schrillen, jammernden Laute eines gequälten Musikinstruments – ein magischer Schüler, der mit nur wenig Erfolg versuchte, auf einer Violine zu spielen. Nun, die allgemeine Atmosphäre war alles andere als unheilvoll.
    Rincewind lehnte sich an die warme Mauer. Und schrie.
    Das Gebäude zitterte. Er spürte, wie die Vibrationen erst die Hand erfaßten und dann durch den Arm krochen, ein vages Prickeln in genau der richtigen Frequenz, um namenloses Grauen zum Ausdruck zu bringen. Die Steine fürchteten sich.
    Rincewind riß entsetzt die Augen auf, als er ein leises Klirren vernahm. Die verzierte Deckplatte mehrerer Abflußrinnen kippte zur Seite, und die spitze Schnauze einer Universitätsratte kam zum Vorschein. Das kleine Nagetier bedachte den Zauberer mit einem verzweifelten Blick, trippelte ins Freie und sauste an ihm vorbei, gefolgt von einigen Familienangehörigen, Freunden und Bekannten. Manche von ihnen trugen Kleidung, aber das war nicht weiter verwunderlich: Die intensive magische Strahlung in der Unsichtbaren Universität stellt seltsame Dinge mit den Genen an.
    Rincewind blinzelte verwirrt und erschrocken, beobachtete eine wahre Flut aus grauen Leibern. Hunderte von Ratten krochen aus ihren Schlupflöchern und flohen zum Außenwall. Der Efeu neben ihm raschelte, und mehrere Mäuse riskierten todesverachtende Sprünge auf seine Schulter, kletterten eilig am dunkelroten Umhang herab und schlossen sich ihren größeren Brüdern an. Sie schenkten Rincewind nicht die geringste Beachtung, und auch das war nicht ungewöhnlich: Die meisten Geschöpfe ignorierten ihn.
    Er wirbelte um die eigene Achse, stürmte mit wehendem Mantel ins Gebäude zurück und hielt erst inne, als er das Büro des Quästors erreichte. Fast eine Minute lang hämmerte er an die Tür, und schließlich öffnete sie sich einen Spaltbreit.
    »Oh, Rincewind, nicht wahr?« fragte der Quästor. Er wirkte nicht gerade begeistert. »Was ist los?«
    »Wir sinken!«
    Spelzdinkel – so hieß der Quästor – musterte ihn eine Zeitlang. Er war groß und

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