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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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von Freunden zu scheiden, und ich vermag zu ermessen, was es bedeutet, wenn das Tor zum Wunderbaren und Zauberhaften vor euch verschlossen wird, nachdem ihr einen Blick von dem erhaschtet, was dahinter liegt. Doch ist dies auch eine Welt der Schatten und Gefahren, wie ihr gesehen habt, und ich fürchte, dass ich binnen kurzem in diese Schatten werde eingehen müssen. Dorthin will ich euch nicht mitnehmen. Geht zurück in eure Welt, dort werdet ihr sicherer sein. Falls wir scheitern sollten, wird euch kein Leid geschehen, denn nicht in eurer Zeit wird Nastrond wiederkehren. Nun geht. Fenodyree wird euch zur Straße begleiten.»
    Mit diesen Worten wandte er sich um und trat, ohne sich noch einmal umzusehen oder zu grüßen, in den Gang. Der Felsen schloss sich knirschend: Cadellin war fort.

    Stumm starrten Colin und Susan auf die Wand. Sie waren sehr nahe daran zu weinen, und Fenodyree, obwohl niedergedrückt von seinen eigenen Sorgen, empfand Mitleid für sie in ihrer Verzweiflung.
    «Haltet ihn nicht für barsch oder grausam», sagte er sanft.
    «Er hat eine Niederlage erlitten, die einen geringeren Mann als ihn zerstört hätte. Er bereitet sich nun darauf vor, um des Steines willen dem Tod, und Schlimmerem als dem Tod, entgegenzutreten. Und ich und andere werden ihm beistehen, obgleich ich vermute, dass wir dem Untergang geweiht sind.
    Er hat euch Lebwohl gesagt, da er weiß, dass ihr ihm vielleicht nicht mehr begegnen werdet auf dieser Seite von Ragnarök.»
    «Aber das alles war unsere Schuld!», sagte Colin verzweifelt.
    «Wir müssen ihm helfen!»
    «Ihr werdet ihm am besten helfen, wenn ihr euch aus der Gefahr heraushaltet, wie er gesagt hat, und das bedeutet, dass ihr euch von uns und allem, was wir tun, weit entfernt haltet.»
    «Ist das wirklich das Beste?», fragte Susan.
    «Ja.»
    «Dann müssen wir es wohl auch tun. Doch wird es uns sehr schwer fallen.»
    «Ist seine Aufgabe leichter?», fragte Fenodyree.
    Sie gingen einen Pfad entlang, der sich um den Berghang wand und allmählich anstieg, bis er über den Kamm des Edge verlief.
    «Ihr seid jetzt in Sicherheit», sagte Fenodyree. «Aber falls ihr meine Hilfe brauchen solltet, sagt es den Eulen in Bauer Mossocks Scheune: Sie verstehen eure Sprache und werden dann zu mir kommen, aber denkt daran, sie sind die Hüter der Nacht und fliegen tagsüber wie trunkene Elfen umher.»
    «Willst du damit sagen, all diese Eulen seien von dir geschickt?», fragte Colin.

    «Je nun, mein Volk war schon immer in der Vogelkunde meisterlich bewandert. Wir behandeln die Vögel wie Brüder, und sie helfen uns, wo immer sie können. Zwei Nächte zuvor überbrachten sie die Nachricht, dass Böses sich über euch zusammenbraue. Ein Vogel, der kein echter Vogel zu sein schien (und kaum mit seinem Leben davonkam), brachte eine seltsame Erscheinung auf den Hof, die den Eulen Grauen einflößte, obwohl sie ihre Gestalt nicht sehen konnten. Nun kann ich mir denken, dass dies der Kapuzenmann war – und hier ist Castle Rock, von wo aus wir sein Lager sehen können.»
    Sie waren zu einem flachen Schichtenkopf gekommen, der kahl aus der Bergkuppe herausragte, sodass sie von dort aus geradewegs auf die Ebene weit unter ihnen hinabblicken konnten. Eine grob behauene Bank ruhte dort auf massigen Felsstümpfen, und darauf ließen sie sich nieder. Hinter ihnen lagen ein Acker und jenseits davon die Straße und der Fuß des steilen «Vorderbergs».
    «Wie ich’s mir gedacht habe», sagte Fenodyree. «Der schwarze Meister ist in seinem Unterschlupf. Seht, dort drüben ist Llyndhu, der Schwarze See, umgeben von Mooren und elenden Behausungen.»
    Colin und Susan blickten in die von Fenodyree angegebene Richtung, und in drei oder vier Kilometern Entfernung konnten sie draußen in der Ebene graues Wasser zwischen den Bäumen schimmern sehen.
    «Die Menschen wollten dies Land entwässern und dort wohnen, aber der Geist dieser Gegend drang in sie ein, und da bauten sie ihre Häuser eintönig und öd und freudlos; und um sie her liegt immer noch das Moor, seelenlose Gedanken steigen aus dem trüben See und nisten in den Herzen der Menschen, und so sind diese eins mit ihrer Umgebung. – Ah!

    Da haben wir ja den, der uns mehr über den Stein zu sagen vermag.»
    Er zeigte auf einen winzigen Punkt, der hoch über der Ebene schwebte, und stieß einen schrillen Pfiff aus.
    «Hei, Turmfalke! Zu mir!»
    Der Punkt hielt inne und kam dann wie eine schwarze Sternschnuppe durch die Luft herabgesaust; er

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