Der Zauderberg
gewartet haben.
Wie’s weitergeht
Sie haben das Buch wirklich weggelegt? Das hatte ich auch nicht erwartet. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich weiß, wie schwer das ist. Die konkreten Hinweise finden Sie ab Kapitel 7. Zuvor wollen wir uns aber noch einmal mit dem Preis der Saumseligkeit beschäftigen. Im nächsten Kapitel sehen wir uns den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Preis des Aufschiebens an. Die Summe übertrifft vermutlich Ihre schlimmsten Vermutungen.
Kapitel 10
Der Praxistest
Wie Sie im Alltag weniger aufschieben
Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen.
Yoda
Ehe ich fortfahre, möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie so lange durchgehalten haben. Aufschieber lassen sich gern ablenken und wenden sich anderen Dingen zu. Aber da Sie es bis zum zehnten Kapitel geschafft haben – und ich nehme an, dass Sie die anderen nicht einfach übersprungen haben –, haben Sie sich ein Lob verdient. Die Neigung zum Aufschieben ist schließlich so tief in uns verwurzelt, dass es schon bemerkenswert ist, wenn wir einmal nicht aufschieben. Nachdem Sie das Buch nun fast zu Ende gelesen haben, verstehen Sie, woher die Aufschieberitis kommt, was unser Gehirn damit zu tun hat, warum unser modernes Leben sie noch verschlimmert und was Sie dagegen unternehmen können. Bleibt ein letzter Schritt, um die Aufschieberitis in den Griff zu bekommen. Sie müssen das, was Sie gelesen haben, auch glauben.
Ich könnte es verstehen, wenn Sie ein bisschen skeptisch wären. Wenn Sie mit Selbsthilfeliteratur vertraut sind, dann sind Sie vielleicht ein bisschen zynisch geworden, und das nicht zu Unrecht. Gerade auf dem Gebiet der Motivation wird viel Unsinn geschrieben und viel versprochen, was nicht zu halten ist. Kein Wunder, dass Selbsthilfegurus eine willkommene Zielscheibe für Satiriker wie Will Ferguson sind, der die Branche in seinem Roman Glück ® durch den Kakao zieht. Die Hauptfigur des Romans, Tupak Soiree, schreibt einen Wälzer mit dem Titel Was der Berg mich lehrte, der seinen Lesern garantiert hilft, abzunehmen, reich zu werden, glücklich zu sein und großartigen Sex zu erleben. 33a Letzteres kann ich Ihnen nicht versprechen, alles andere aber schon, bei aller Bescheidenheit. Jede der hier vorgestellten Techniken ist wissenschaftlich überprüft und funktioniert. Blättern Sie nur ein paar Seiten weiter, und sehen Sie sich die Forschungsliteratur im Anhang an.
Aber genau wie Was der Berg mich lehrte bleibt dieses Buch wirkungslos, wenn Sie die hier vorgestellten Techniken nicht umsetzen. In Fergusons Roman reichte es schon aus, wenn jemand den Ratgeber las. Trotzdem blieb Was der Berg mich lehrte lange folgenlos, weil (Sie ahnen es) die potenziellen Leser die Lektüre des Wälzers aufschoben. Der Herausgeber des Buchs kommt zu dem Schluss: »Ich hatte die Aufschieber vergessen. Die Leute, die das Buch kaufen oder geschenkt bekommen und dann nicht dazu kommen, es zu lesen.« Mein Buch stellt etwas größere Anforderungen an Sie, aber wie Sie sehen, haben Sie es immerhin schon fast zu Ende gelesen. Damit die Lektüre Wirkung zeigt, müssen Sie den Inhalt allerdings auch ernst nehmen. Sie müssen die Techniken auch anwenden und erkennen, dass Ihre Entscheidungsprozesse ein Ergebnis des Zusammenspiels zwischen Ihrem limbischen System und Ihrem präfrontalen Kortex sind. Um Ihnen die Umsetzung der Vorschläge aus diesem Buch ein wenig zu erleichtern, wollen wir noch einmal zu Eddie, Valerie und Tom zurückkehren und uns ansehen, wie es ihnen ergangen ist. Die drei wenden verschiedene Kombinationen unserer Techniken an und haben sich mit deren Hilfe aus dem Sumpf gezogen. Wenn Sie sich vorstellen können, einige der Techniken in Ihrem Alltag anzuwenden, dann können auch Sie es schaffen, sich aufzuraffen und Ihre Aufschieberitis zu überwinden.
Eddie und Valerie: Erwartung und Wert
Nachdem Eddie seinen Job als Verkäufer verloren hatte, war er lange niedergeschlagen. Dann traf er Valerie wieder. Sie brachte ihn wieder zum Lachen, und so lag es nahe, dass die beiden irgendwann heirateten. Jetzt sind die beiden Mitte dreißig, berufstätig, haben ein süßes Töchterchen namens Constance und freuen sich des Lebens. Leider sind sie im Dauerstress, und vor allem in letzter Zeit wachsen ihnen die Anforderungen allmählich über den Kopf.
Valerie hechelt ihrem straffen Terminplan hinterher, und wenn es im Büro eng wird, kommen ihre Aufgaben als Mutter zu kurz. Sie ist dankbar für ihren Arbeitsplatz
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