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Der Zauderberg

Der Zauderberg

Titel: Der Zauderberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Piers Steel
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organisieren.
    Wenn ich anderen erzähle, dass ich ein furchtbarer Aufschieber bin, dann lachen sie und sagen, sie seien das auch. Aber bei ihnen scheint alles in Ordnung zu sein, es sieht nicht so aus, als würden sie wegen ihrer Aufschieberei am Rande des Abgrunds stehen, so wie ich. Kann mir irgendjemand weiterhelfen?
    Ich will einfach nur das tun, was ich tun soll, und zwar wann ich es tun soll. Ohne Krampf, wie normale Menschen auch. Es tut mir weh, dass ich das einfach nicht schaffe.
    Ich schäme mich so, dass ich zu so was greifen muss. Was bin ich nur für ein Mensch, dass ich mich so wenig im Griff habe? Ich habe jahrelang gekämpft und gekämpft und gekämpft. Ich habe das Gefühl, ich kann einfach nicht gewinnen.
    Ich habe lange so getan, als wäre diese Angewohnheit lustig, aber das ist sie nicht. Sie ist sogar ziemlich tragisch. Ich brauche Monate, um E-Mails zu beantworten. Ich zahle einen immensen persönlichen, gesellschaftlichen und finanziellen Preis. Das Einzige, was ich je zu Ende bringe, ist der Nachtisch.
    Schuldgefühle und schlechte Leistungen sind leider nur die eine Seite der Medaille. Aufschieber verlangen nach sofortiger Befriedigung. Wie das reiche, verwöhnte Mädchen Veruca Salt aus Charlie und die Schokoladenfabrik wollen sie es jetzt, egal wie. Sofortige Befriedigung geht jedoch oft auf Kosten einer größeren Belohnung in der Zukunft. Deshalb ist Aufschieben so, als würden Sie Ihr emotionales Konto überziehen. Sie müssen Ihre Schulden zwar nicht sofort zurückzahlen, aber am Ende bekommen Sie die Rechnung mit Zinsen präsentiert. Wir vergeuden unsere Zeit mit kleinen Freuden wie Fernsehen und Computerspielen, Internetsurfen und Sudoku-Rätseln, und am Ende stehen wir mit leeren Händen da. Die Reue ist vorprogrammiert.
    Auf kurze Sicht bereuen wir das, was wir tun, aber auf lange Sicht bereuen wir das, was wir liegen lassen. Nichtstun verursacht größeres Leid. Die Reue darüber, etwas nicht getan, nicht versucht oder aufgeschoben zu haben, ist so verbreitet, dass sie vermutlich zum Menschsein gehört, weshalb jeder von uns mehr oder weniger darunter leidet. Vermutlich trifft Ihre Reue mindestens einen der drei Lebensbereiche Beruf, persönliche Entwicklung und Beziehungen. 31 Rückblickend stellen wir häufig fest, dass es sich vielleicht doch gelohnt hätte, uns um diesen Abschluss zu bemühen; uns im Unterricht mehr anzustrengen; den Mut aufzubringen, eine Zurückweisung zu riskieren und jemandem unsere Gefühle zu erklären; oder unsere Mutter anzurufen. Wir werden von den Gespenstern der Leben verfolgt, die wir hätten führen können. Was nicht alles hätte sein können: Ach, hätte ich nur – aber ich habe nicht. 32
    Ich bin leider keine Ausnahme. Mein Bruder Toby litt unter Sarkoidose. Als meine Familie beschloss, die lebenserhaltenden Maßnahmen einzustellen, und auf seinen letzten Atemzug wartete, war ich am Boden zerstört, denn mir war bewusst, wie leichtfertig ich mit meiner Zeit umgegangen war. Ich machte mir Vorwürfe für jedes seiner Theaterstücke, das ich nicht gesehen hatte. Ich bereute es, ihn nicht früher im Krankenhaus besucht zu haben. Ich bereute selbst Kleinigkeiten wie die Tatsache, dass ich mir nie die Zeit genommen hatte, einen schlechten Film im Fernsehen mit ihm zu sehen und dazu eine Tüte Kartoffelchips zu futtern. Er war der klügste und witzigste Mensch, den ich je kennengelernt habe, aber ich hielt das einfach alles für selbstverständlich. Wie das Leben so spielt, las ich kurz nach der Beisetzung meines Bruders in einer Zeitung ein Gedicht von Mary Jean Iron. Ich schnitt es aus, um mich an meine Achtlosigkeit zu erinnern. Bis heute liegt es in meiner Schreibtischschublade und wartet auf diesen Moment:
    Normaler Tag, mach mir bewusst, welcher Schatz du bist.
    Lass mich von dir lernen, dich lieben und dich segnen, ehe du gehst.
    Lass mich nicht an dir vorübergehen auf der Suche nach dem perfekten Morgen.
    Lass mich dich festhalten, solange ich kann, denn das ist vielleicht nicht immer so.
    Eines Tages werde ich die Nägel in den Boden krallen oder mein Gesicht im Kissen vergraben,
    Mich strecken oder die Hände zum Himmel recken
    Und mir nichts sehnlicher wünschen als deine Rückkehr.
    Legen Sie dieses Buch weg, und fangen Sie an. Warten Sie nicht: Rufen Sie Ihre Mutter an; schreiben Sie den Essay, den Sie im Kopf haben; laden Sie diesen besonderen Menschen ein, den Sie schon so lange im Auge haben. Jetzt ist der Moment, auf den Sie

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