Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zehnte Planet

Der zehnte Planet

Titel: Der zehnte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Beljajew
Vom Netzwerk:
seiner Kinderzeit von ihm geliebten nachdenklichen, irdischen Linden und Kastanien . . .
    Ein lauter Aufschrei ließ ihn sich nach rechts umdrehen.
    Jura stand in einiger Entfernung und wischte eifrig mit dem Taschentuch seine Knie ab.
    »Haben Sie sich gestoßen?« fragte teilnahmsvoll der Gelehrte, näherkommend.
    »Ich habe in die Luft gegafft«, antwortete dieser verlegen. »Es war zu überraschend. Wo sind wir?«
    »Diese Frage müßte ich eigentlich an Sie richten«, zürnte der Gelehrte. Er war sichtlich ärgerlich, daß Jura diesen Zauber gebrochen hatte. »Schließlich haben Sie mich doch auf den Zehnten gebracht . . . Ich bitte um Aufklärung . . .«
    Verlegen senkte Jura den Blick zu Boden.
    »Dann wollen wir unser Gespräch, das wir an der Ausweichstelle unterbrochen haben, fortsetzen«,fuhr der Gelehrte friedlicher fort. »Wir wollen an diesen . . . Palast näher herantreten. Ich nehme an, daß wir an der Stelle gelandet sind, wo sich etwas in der Art eines Parkes für unterhaltsame Attraktionen befindet. Man könnte glauben, daß wir eins der Hauptgebäude vor uns haben. Wir wollen uns darauf vorbereiten, daß uns Überraschungen begegnen können . . .«
    Sie gelangten an den Rand des Teiches und gingen am Ufer entlang auf das Gebäude zu. Schwärme von flinken, kleinen Fischen tummelten sich in dem durchsichtigen kristallklaren Wasser, und lange Gräser schwankten träge auf dem Grund des Teiches.
    »Wie spät ist es auf Ihrer Uhr, Jura? Ich habe mein Chronometer vergessen . . .«
    »Sieben Uhr vierundfünfzig«, antwortete der junge Mann.
    »Wenn der Park um acht Uhr geöffnet wird, dann werden wir jetzt den Bewohnern des Zehnten begegnen«, sagte langsam der Gelehrte, etwas überlegend. »Wer sind sie? Wir haben noch Zeit zur Verfügung, um das zu erwägen . . . Was glauben. Sie?«
    Jura blickte auf den Palast.
    »Affen wären kaum imstande, ein solches Gebäude zu errichten«, meinte er unsicher.

    Sie gelangten an den Rand des Teiches und gingen am Ufer entlang auf das Gebäude zu.
    »Ihre Auffassungsfähigkeit macht Fortschritte«, sagte gutheißend der Gelehrte. »Die Affen würden sich auch kaum an den Filmen ergötzen, welche sie entlarven. Erinnern wir uns daran, daß wir berechtigt sind, bei jedem Experiment unter gleichen Bedingungen die gleichen Resultate zu erwarten; besser gesagt, ungefähr die gleichen . . . Es ist schwer, die absolute Identität zu erzielen . . . Im Grunde genommen, wenn der Zehnte ein Double des Dritten ist, dann . . . verstehen Sie meinen Gedankengang?«
    »Vollkommen!« fiel ihm Jura freudig ins Wort. »Auf dem Zehnten — — sind Menschen.«
    »Richtig, Jurissimus. Nämlich die, die wir im Stadium der Sklaverei gesehen haben. Die Filme dort auf dem Dreieck . . . sind historische Dokumente, mein Freund . . . Aber vielleicht irre ich mich . . . Nun sind wir an dem Palast angelangt.«
    »Wollen wir hineingehen?« fragte Jura, als der Gelehrte haltmachte.
    Eine breite Treppe lag vor ihnen. Eine Reihe von Säulen verdeckte die schneeweißen Wände.
    »Wir brauchen uns nicht zu beeilen«, meinte der Gelehrte.
    Er betrachtete aufmerksam das Schild, das an einem silbernen Pfeiler befestigt war. Inmitten der welligen Linien auf ihm waren farbige konzentrische Kreise gezeichnet.
    »Zuerst gehen wir um den Palast herum«, sagte der Gelehrte in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. Er wies mit der Hand auf einen Zwischenraum zwischen den Bäumen. »Gehen wir also.«
    Plötzlich sah er, daß Juras Gesicht vor Schrecken entstellt war.
    »Wo ist Ihre Hand?« flüsterte Jura.
    Der Gelehrte schaute hin und erblaßte — die Hand war nicht da.
XVIII
    Es dauerte Sekunden. Der Gelehrte spürte seine Hand, aber er sah sie nicht. Die Hand war verschwunden, als ob sie in Dunkel gehüllt wäre; aber von Dunkel war keine Rede.
    Der Gelehrte zog die ausgestreckte Hand zurück und drückte sie fest an seine Brust. Die Hand war wieder da, seine eigene, echte Hand.
    Er streckte wieder die Hand aus, und sie verschwand, wurde unsichtbar.
    »Uh, uh«, knurrte der Gelehrte. »Ausgezeich . . .« — mit voller Wucht, als ob er sich in kaltes Wasser stürzte, streckte er auch die andere Hand aus; sie verschwand auch — ». . . net. Entzückend«, murmelte er. »Jurissimus, wachenSie auf . . . Habe ich eine Ähnlichkeit mit der Venus von Milo?«
    Er zog die Hände aus dem Raum zurück und umarmte lachend Jura.
    »Ein kleiner Trick des Verschwindens. Auf Wiedersehn. In Ihren Mußestunden

Weitere Kostenlose Bücher