Der zehnte Richter
er wolle mit mir über unseren gemeinsamen Freund Ben sprechen, und hat mir vorgeschlagen, ihn in einem bestimmten Hotel zu treffen. Als ich hinkomme, bietet er mir eineinhalb Millionen, wenn ich Ben im Auge behalte und mir irgendwie das Urteil unter den Nagel reißen kann.«
»Das gibt's doch nicht!« Ober war vollkommen entgeistert. »Und, wie hast du reagiert?«
»Mir ist schleierhaft, wieso du ihm damals nicht gleich gesagt hast, er soll dir den Buckel runterrutschen«, warf Lisa ein.
»Unmöglich«, sagte Ben. »Eric ist viel zu opportunistisch, um so etwas zu tun.« Er wandte sich zu Ober. »An dem besagten Abend hat Eric mir einen Zettel unter der Zimmertür durchgeschoben, auf dem die ganze Geschichte stand. Außerdem hat er sich für das, was zwischen uns vorgefallen war, entschuldigt und erklärt, er wollte die Sache wiedergutmachen. Wir hatten so viel Angst, das Haus und all unsere Telefone könnten überwacht werden, daß wir von da an nur noch schriftlich kommuniziert haben, bis schließlich dieser Plan entstanden ist.« »Nach so einer Nachricht hab' ich auch gesucht, als du mich dabei erwischt hast, wie ich in Bens Papierkorb wühlte«, erklärte Eric dem staunenden Ober.
»Also hast du von Anfang an gewußt, daß du Rick das falsche Urteil geben würdest?« fragte Ober.
»Klar«, antwortete Eric.
»Und Rick hat dir vertraut, weil er glaubte, du hast einen Riesenhaß auf Ben.«
»Genau.«
»Und ihr drei habt alles gewußt?«
»Ja.«
»Und jetzt habt ihr Rick glatt aufs Kreuz gelegt, weil er auf das falsche Urteil gesetzt hat?«
»Erraten.«
»Das ist der größte Anschlag aller Zeiten!« brüllte Ober und warf die Arme in die Luft. »Ihr seid wahre Genies!«
»Wir versuchen unser Bestes«, kommentierte Lisa.
Ober sprang vom Sofa auf. »Das müssen wir feiern! Das ist das Allergrößte!«
»Also bist du nicht sauer, daß wir dich nicht eingeweiht haben?« fragte Eric, obwohl er die Antwort schon wußte.
»Ja, richtig.« Ober beruhigte sich. »Warum habt ihr mich nicht eingeweiht?«
»Das war zu deiner eigenen Sicherheit«, erklärte Ben.
»Nein, das war nicht der Grund«, sagte Ober.
»Er hat dir nichts gesagt, weil du ein Holzkopf bist, der nicht schauspielern kann und damit den ganzen Plan ruiniert hätte«, ergänzte Lisa. »Jetzt mach mal halblang«, sagte Ober. »Ich bin ein großartiger Schauspieler.«
»Bist du auch«, bestätigte Ben. »Aber es stand zu viel auf dem Spiel, um Blödsinn zu machen. Die letzten vier Wochen mußten Eric und ich so tun, als wären wir noch immer bis aufs Blut verfeindet. Da konnten wir es nicht riskieren, jeden einzuweihen.«
»Hat Nathan es gewußt?« fragte Ober.
»Nein«, antwortete Ben mit einem Seitenblick auf Lisa.
»Das kannst du laut sagen«, bestätigte sie, um Ober zu erklären: »Das war meine Idee. Ich bin diejenige, die gesagt hat, wir sollten Nathan nicht vertrauen. So, jetzt weißt du's also. Bist du nun zufrieden?«
Ben sah Ober an. »Glaub mir, ich hab' darauf gebrannt, ihm alles zu erzählen. Aber am Ende hatte ich doch das Gefühl, je weniger Leute davon wüßten, desto besser. Und als wir die Sache mit dem Aktentaschenmikrophon erfahren haben - da war's aus. Wir waren davon überzeugt, daß Rick auch mit Nathan Kontakt aufgenommen hatte.«
»Also habt ihr ihn wirklich verdächtigt«, stellte Ober fest.
»Durchaus. Besonders als Eric mir berichtet hat, Rick hätte irgendwie von der Sache mit den Jahrbüchern erfahren, obwohl er selbst ihm nie davon erzählt hatte. Da hab' ich wirklich Angst bekommen. Ich glaubte, Rick würde Eric benutzen, um an das Urteil zu kommen, und Nathan, um mir hinterher zu spionieren.« »Aber wieso hätte Rick das nicht von Eric erfahren können?« Ober setzte sich auf Bens Bürostuhl. »Warum sollte er gleich zwei Freunde bestechen?«
»Weil ich zu diesem Zeitpunkt offiziell nicht mehr mit Eric geredet habe«, erklärte Ben. »Und Nathan war die Person, mit der ich die meiste Zeit zusammen war.«
»Wir wissen ja noch immer nicht, ob Nathan unschuldig ist«, argumentierte Lisa.
»Oh, Mann«, sagte Ober zu Ben. »Der wird ganz schön sauer sein, weil du ihm nichts erzählt hast. Und wenn du das noch in Verbindung bringst mit allem, was du ihm letzte Woche an den Kopf geworfen hast - dann hast du Glück, wenn er dir überhaupt jemals verzeiht.«
Ben schob die Hände in die Hosentaschen. »Danke, daß du mich daran erinnerst.«
»Jetzt mach dir deshalb keine Sorgen.« Eric winkte ab. »Um
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