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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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unschuldig war. Hätte sie mit Rick unter einer Decke gesteckt, hätte sie ihm ja gesagt, daß er das falsche Dokument in Händen hatte.«
    »Deshalb hättest du ihr noch lange nicht alles erzählen müssen.«
    »Doch«, sagte Ben. »Sonst hätte sie ständig davon geredet, daß Rick auf die falsche Entscheidung gesetzt hat. Und das war etwas, das niemand austrompeten sollte.«
    »Sehr gut. Danke.« Nathan ging zur Treppe. »Das war alles, was ich wissen wollte.«
    »Moment mal.« Ben trat wieder ins Wohnzimmer. »Wo willst du hin?«
    Nathan antwortete nicht. Als er verschwunden war, sah Ben Ober an. »Was hat er denn von mir erwartet?«
    »Ach, komm schon«, sagte Ober, »du bist schließlich erwachsen. Du weißt schon, was du angerichtet hast. Hast du wirklich gedacht, er würde dir um den Hals fallen und sich mit dir versöhnen?« »Gut, gut, aber was soll das Schweigen?«
    »Es wird nicht lange dauern«, erklärte Ober. »Mach dir keine Sorgen. Mit der Zeit wird er bestimmt einlenken. Schließlich ist er immer noch dein Freund.«
    »Aber das ist so eine unreife Art und Weise, mit so etwas -«
    »Sieh es mal aus diesem Blickwinkel: Wenigstens fordert er dich nicht auf, auszuziehen, damit er sich einen neuen Mitbewohner suchen kann.«
    »Ha, ha. Wirklich ungemein komisch«, sagte Ben sarkastisch. »Ich hoffe bloß, daß er rechtzeitig vor Neujahr ans Einlenken denkt.«
    »Wieso? Hast du tatsächlich mal frei, um die Feiertage genießen zu können?«
    »Nun, wir müssen zwar noch stapelweise Eingaben abarbeiten, aber die Richter sind in den nächsten paar Wochen auf Urlaub. Im Prinzip haben wir bis zur zweiten Januarwoche geschlossen.«
    »Und mußt du trotzdem jeden Tag ins Büro gehen?«
    »Was soll die Frage? Die Gerechtigkeit schläft nie. Sie macht noch nicht einmal ein Nickerchen. Und wenn sie tatsächlich mal einschlummern sollte, kannst du darauf wetten, daß sie nicht vom Stuhl kippt -«
    »Hab' schon verstanden.« Ober stand auf. »Sag mir bloß, wann du frei hast, damit ich weiß, was wir planen können.«
    »Wahrscheinlich werde ich am ersten Weihnachtstag frei nehmen und an Neujahr, aber das ist alles.« »Dann werden wir wohl in der Gegend bleiben müssen.« Ober ging in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten.
    »Mir ist egal, wo wir feiern.« Ben folgte ihm. »Ich wünsche mir bloß, daß das nächste Jahr weniger anstrengend wird.«
    Ober riß ein Streichholz an, drehte das Gas auf und zündete den Herd an. »Verlaß dich nicht darauf.«

SECHZEHNTES KAPITEL
    Zwei Wochen später war Ben um halb acht Uhr morgens damit beschäftigt, an seinem Schreibtisch Zeitung zu lesen. Mit Jeans und einem alten Rollkragenpulli bekleidet, war er äußerst angetan davon, daß die Abwesenheit der Richter auch wieder eine legere Kleiderordnung für alle Mitarbeiter am Gerichtshof zuließ. Als er zur Meinungsseite kam, beugte er sich vor, um die Ansichten der führenden Kolumnisten Washingtons genauer zu studieren. Er sah auf, als Lisa das Büro betrat.
    »Alles Gute zum neuen Jahr«, sagte sie. Lisa hatte die letzte Woche in Kalifornien verbracht, um über Weihnachten und Neujahr bei ihrer Familie zu sein. Sie trug einen tiefschwarzen Pullover und ausgeblichene Jeans, doch das erste, was Ben an seiner Kollegin auffiel, war ihre tiefe Bräune.
    »Du siehst toll aus«, erklärte er, als er sie auf die Wange küsste.
    »Danke. Und du siehst bleich aus.« Lisa klappte ihre Aktentasche auf und ließ einen fünfzehn Zentimeter dicken Papierstapel auf ihren Tisch fallen.
    »Hast du das tatsächlich alles durchgeackert?« fragte Ben erstaunt.
    »Was soll ich sagen? So gut bin ich eben.« Lisa begann, den Stapel zu sortieren, als sie eine Notiz auf der Ecke ihres Tischs bemerkte. »Worum geht's denn da?«
    »Ums Mittagessen«, erklärte Ben. »Da unsere Zeit hier zur Hälfte um ist, fängt man an, private Treffen mit den Richtern zu organisieren, damit wir sie besser kennenlernen.«
    »Das ist aber wirklich nett«, sagte Lisa.
    »Auf jeden Fall dürfte es interessant sein. Abgesehen von Hollis hab' ich wohl noch zu keinem mehr als ein paar Worte gesagt.«
    »Wir setzen uns also gemütlich zusammen, und der Gerichtshof zahlt die Zeche? Kein schlechtes Geschäft.« Lisa lehnte sich zurück und sah Ben kritisch an. »Übrigens, wenn wir schon von Geschäften sprechen: Mir geht die Sache mit Grinnell einfach nicht aus dem Kopf.«
    »Was gibt's denn dazu noch zu sagen? Es war ein phantastischer Plan.«
    »Nein, war es nicht«,

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