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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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aus dem Saal, während Ben sich in seinen Stuhl zurücklehnte. Er strahlte vor Erleichterung.
    »Gratuliere!« Lisa umarmte ihren Kollegen.
    »Das kapiere ich nicht«, sagte Ober verwirrt. »Ich dachte, du hättest gesagt, Grinnell -«
    »Nicht hier«, unterbrach ihn Ben, hob die Hand und wies auf seine Kollegen, die gerade ihre Plätze verließen. Er erhob sich. »Laß uns von hier verschwinden.« »Moment mal«, protestierte Ober. »Was läuft hier eigentlich, verdammt noch mal?«
    »Halt den Mund und geh los«, sagte Lisa und schob Ober vor sich her.
    Die drei Freunde drängten sich durch die Menge, die sich noch in der Großen Halle staute, und gingen auf die Treppe im Nordflügel des Gebäudes zu. Während sie zu Bens und Lisas Büro emporstiegen, bemühte sich Ober immer noch, den Sinn der letzten fünf Minuten zu erraten. »Moment mal«, sagte er schließlich und blieb mitten auf der Treppe stehen.
    »Nun warte doch ab.« Ben ging einfach weiter. »Gleich werde ich's dir ja erklären.«
    Als sie das Büro erreicht hatten, wartete Ober gerade noch, bis die Tür hinter ihm zuschlug. »Und jetzt erzählt mir auf der Stelle, was da drunten gerade passiert ist.«
    Bens Telefon läutete. »Ich hab's gewußt«, sagte Ben zu Lisa. »Ich hab' dir ja gesagt, es würde keine zehn Minuten dauern.«
    »Du hattest recht«, stimmte Lisa zu, während Ober noch verwirrter dreinblickte. »Ich dachte, er würde bestimmt erst versuchen, seinen Anteil wieder loszuschlagen.«
    »Hallo«, meldete sich Ben, »hier ist das Amtszimmer von Richter Hollis.«
    »Du bist erledigt, Ben.«
    »Ach, Rick, wie geht's denn? Hier läuft alles ganz prima.« »Reiß so viele Witze, wie du willst«, erwiderte Rick, »aber jetzt bist du wirklich -«
    »Ich will dir mal was sagen, du Scheißkerl«, unterbrach Ben ihn. »Du bist derjenige, der die ganze Sache angezettelt hat. Du hast dich an mich herangemacht. Du hast gelogen, um mein Vertrauen zu erschleichen, und du hast mich bei der ersten Gelegenheit, die du hattest, hereingelegt. Wenn du auch nur eine Sekunde lang geglaubt hast, ich würde dir das nicht mit gleicher Münze heimzahlen, dann hast du keine Ahnung von mir. Du hast gedacht, du wärst so verdammt clever, daß du mit diesen elitären Dummköpfen her umspielen könntest. Und jetzt hab' ich eine Neuigkeit für dich, mein Lieber: Da hat dich doch mal jemand ausgetrickst! Ich bin nämlich gar kein verwöhntes, naives Reiche-Leute-Kind! Mir hat man durchaus keinen Silberlöffel in die Wiege gelegt! Statt dessen bin ich mit 'nem Eisenfuß geboren, um mit dem trete ich dir jetzt kräftig in deinen gar nicht elitären Hintern! In Zukunft solltest du dir deine Gegner etwas klüger aussuchen. Und jetzt muß ich mit meinen Freunden feiern. Also genieß deinen beschissenen Anteil und mach dir endlich klar, daß wir dich geschlagen haben.« Ben schmetterte den Hörer auf die Gabel, holte Atem und sah seine Freunde an.
    »Wow«, machte Lisa. »Warum sagst du nicht einfach, was dir auf der Seele liegt? Das wird dir guttun. «
    »Rick war - wie soll ich sagen - betroffen, aber sonst durchaus aufmerksam.« Ben kämpfte noch immer mit seinem Atem. »Er läßt euch übrigens alle herzlich grüßen.«
    »Sag mir jetzt endlich, was hier vor sich geht.« Ober schüttelte Ben an den Schultern. »Ich dachte, du hättest gesagt, Grinnell gewinnt.«
    Ben setzte sich auf seinen Stuhl. »So war es auch.«
    »Willst du damit sagen, du wußtest, daß das Urteil umgekehrt lauten würde?«
    »Natürlich wußte ich das. Lisa und ich haben schließlich die Begründung geschrieben.«
    »Aber ich dachte, ihr hättet das Sondervotum verfaßt.« Ober kratzte sich am Kopf. »Ich bin total durcheinander.«
    »Es ist folgendermaßen gelaufen«, begann Ben. »Als die Richter das erste Mal abgestimmt haben, war das Ergebnis vier zu vier. Richter Veidt hatte sich noch nicht entschieden. Daraufhin hat Osterman Veidt davon überzeugt, ein Urteil zu Gunsten von Grinnell werde in seiner schriftlichen Form kaum negative Konsequenzen für zukünftige staatliche Eingriffe haben. Zu diesem Zeitpunkt stellte sich Veidt also auf die Seite von Osterman, der damit genug Stimmen hatte, um die Mehrheit zu bilden. Da Hollis zur Minderheit gehörte, haben Lisa und ich begonnen, das Sondervotum zu verfassen.«
    »Zu diesem Zeitpunkt war Grinnell also auf der Siegerstraße.« Ober lehnte sich gegen die Ecke von Bens Schreibtisch.
    »Richtig«, bestätigte Ben. »Nun ist es aber so, daß die

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