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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gläsern.
    »Nicht genug Energie«, sagte Igor. »Und auferdem haben wir die Fpiegel noch nicht richtig hinbekommen, Herr.«
    Jeremy zog das Tuch vom Apparat auf der Werkbank. Glas und Kristall glitzerten. In einigen Fällen wirkte das Glitzern recht sonderbar. Seitdem Jeremy zweimal am Tag einen Löffel von seiner Medizin in den Ausguss goss, dachte er klarer als vorher, und mit dieser neuen geistigen Klarheit hatte er am vergangenen Tag darauf hingewiesen, dass manche Winkel falsch aussahen. Ein Kristall war verschwunden, als er ihn an seinen Platz gesetzt hatte. Andererseits war er nach wie vor da, denn Jeremy sah deutlich das von ihm reflektierte Licht.
    »Und ef befindet fich noch immer fu viel Metall darin, Herr«, brummte Igor. »Beim letften Mal hat die Feder allef ruiniert.«
    »Wir finden einen Weg«, erwiderte Jeremy.
    »Felbft gemachte Blitfe find nie fo gut wie richtige«, sagte Igor.
    »Sie sind gut genug, um das Prinzip zu testen«, meinte Jeremy.
    »Daf Prinfip teften, daf Prinfip teften«, grummelte Igor. »Entschuldige bitte, Herr, aber wir Igorf halten unf nicht damit auf, ›daf Prinfip zu teften‹. Binde ef an die Werkbank und schicke einen ordentlichen Blitf hindurch, fo lautet unfer Motto. Auf diefe Weife teften wir etwaf.«
    »Du scheinst dich nicht sehr wohl zu fühlen, Igor.«
    »Tut mir Leid, Herr«, sagte Igor. »Daf Klima bekommt mir nicht. Ich bin an regelmäfige Gewitter gewöhnt.«
    »Ich habe gehört, dass manche Leute bei einem Gewitter lebendig geworden sind«, murmelte Jeremy und rückte vorsichtig einen Kristall zurecht.
    »Ah, fo etwaf geschah, alf ich für Baron Finkelftein gearbeitet habe«, sagte Igor.
    Jeremy trat zurück. Dies war natürlich nicht die Uhr. Um die Uhr zu konstruieren, war noch viel mehr Arbeit erforderlich, aber er konnte sie sehen, wenn er die Augen schloss. Dies war nur ein Versuch, um festzustellen, ob er den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Er war auf dem richtigen Weg. Er wusste es.
     
    Tick
     
    Susanne kehrte durch erstarrte Straßen zurück, nahm in Madame Frouts Büro Platz und sank wieder in den Strom der Zeit.
    Sie hatte nie herausgefunden, wie es funktionierte. Es funktionierte einfach. Für den Rest der Welt oder sie selbst hielt die Zeit nicht an. Sie schien vielmehr eine Art Zeitschleife zu betreten, was bedeutete: Alles andere blieb genau so, wie es war, bis sie ihre Angelegenheiten erledigt hatte. Diese Eigenschaft lag in der Familie. Am besten klappte es, wenn man nicht darüber nachdachte, wie bei einem Balanceakt. Wie dem auch sei: Jetzt musste sie sich um andere Dinge kümmern.
    Madame Frout sah noch immer zum Kaminsims, auf dem sich jetzt keine Ratte mehr bewegte.
    »Oh«, sagte sie. »Jetzt ist sie nicht mehr da.«
    »Vermutlich hat das Licht getäuscht, Madame«, erwiderte Susanne. Größtenteils menschlich. Jemand wie ich, dachte sie.
    »Ja, äh, natürlich…« Madame Frout schaffte es, die Brille aufzusetzen, obwohl die Schnur noch immer an ihren Blusenknöpfen festhing. Es bedeutete, dass sie sich an ihre eigene Brust fesselte, aber das war ihr gleich.
    Susanne konnte einen Gletscher entnerven. Sie brauchte nur still dazusitzen und höflich und aufmerksam zu wirken.
    »Weshalb hast du mich zu dir bestellt, Madame?«, fragte sie. »Weißt du, ich habe die Klasse mit Algebra zurückgelassen, und die Kinder werden unruhig, wenn sie fertig sind.«
    »Algebra?«, wiederholte Madame Frout. Die Umstände zwangen sie, auf ihren Busen zu starren, was noch nie jemand getan hatte. »Aber das ist doch viel zu schwer für Siebenjährige!«
    »Ja, aber es hat ihnen niemand gesagt, und bisher haben sie es noch nicht herausgefunden«, erwiderte Susanne. Es wurde Zeit, die Dinge in Bewegung zu bringen. »Vermutlich wolltest du mit mir über meinen Brief sprechen, nicht wahr?«, fragte sie.
    Madame Frout wirkte überrascht. »We…«, begann sie.
    Susanne seufzte und schnippte mit den Fingern.
    Sie trat auf die andere Seite des Schreibtischs, zog neben der reglosen Madame Frout eine Schublade auf, nahm ein Blatt Papier und verbrachte einige Zeit damit, einen Brief zu schreiben. Sie ließ die Tinte trocknen, knickte das Blatt ein wenig, damit es benutzt aussah, und legte es unter einige Dokumente, die auf dem Schreibtisch einen hohen Stapel bildeten. Susanne achtete darauf, dass eine Ecke weit genug herausragte, um Madame Frouts Aufmerksamkeit zu wecken.
    Dann nahm sie wieder Platz und schnippte erneut mit den Fingern.
    »… lcher Brief?«,

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