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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Menschheit musste ein Segen für sie gewesen sein. Endlich gab es eine Spezies, die man dazu überreden konnte, sich in den Fuß zu schießen.
    »Ich weiß nicht, was ich dagegen tun sollte«, sagte Susanne.
    ALLES WAS DU KANNST, erwiderte Tod. ICH HINGEGEN HABE AUFGRUND VON BRAUCH UND SITTE ANDERE PFLICHTEN.
    »Als da wären?«
    WICHTIGE ANGELEGENHEITEN.
    »Von denen du mir nichts erzählen kannst?«
    VON DENEN ICH DIR NICHTS ERZÄHLEN MÖCHTE. ABER SIE SIND WICHTIG. WIE DEM AUCH SEI: DEIN EINGREIFEN DÜRFTE SEHR NÜTZLICH SEIN. DEINE DENKWEISE KÖNNTE SICH ALS VORTEILHAFT ERWEISEN. DU KANNST ORTE AUFSUCHEN, DIE MIR VERWEHRT SIND. ICH HABE DIE ZUKUNFT NUR GESEHEN. DU BIST IN DER LAGE, SIE ZU ÄNDERN.
    »Wo wird die Uhr gebaut?«
    DAS WEISS ICH NICHT. ES WAR SCHWER GENUG, DIE RICHTIGEN SCHLÜSSE ZU ZIEHEN. DAS OBJEKT SELBST BLEIBT MIR VERBORGEN.
    »Warum?«
    WEIL DINGE VERSTECKT SIND. MIT DIESER SACHE HAT JEMAND ZU TUN, DER… NICHT MIR UNTERLIEGT. Tod schien nicht genau zu wissen, wie er es ausdrücken sollte.
    »Ein Unsterblicher?«
    JEMAND, DER… JEMAND ANDEREM UNTERLIEGT.
    »Da musst du dich viel klarer ausdrücken.«
    SUSANNE… DU WEISST, DASS ICH DEINE MUTTER ADOPTIERT UND GROSSGEZOGEN UND SPÄTER AUCH EINEN GEEIGNETEN EHEMANN FÜR SIE GEFUNDEN HABE…
    »Ja, ja«, schnappte Susanne. »Wie könnte ich das vergessen? Ich sehe jeden Tag in den Spiegel.«
    DIES IST… SCHWER FÜR MICH. DIE WAHRHEIT LAUTET: ICH WAR NICHT DER EINZIGE, DER AUF DIESE WEISE AKTIV GEWORDEN IST. WARUM BIST DU ÜBERRASCHT? GÖTTER MACHEN SO ETWAS STÄNDIG.
    »Götter ja, aber Leute wie du…«
    LEUTE WIE WIR SIND IMMER NOCH LEUTE…
    Susanne traf eine ungewöhnliche Entscheidung und hörte zu. Für eine Lehrerin ist das nicht leicht.
    SUSANNE, DU WEISST JA, DASS WIR, DIE WIR AUSSERHALB DER MENSCHHEIT STEHEN…
    »Ich stehe nicht außerhalb der Menschheit«, sagte Susanne scharf. »Ich habe nur einige… zusätzliche Fähigkeiten.«
    ICH MEINE NATÜRLICH NICHT DICH, SONDERN DIE ANDEREN, DIE KEINE MENSCHEN SIND UND DOCH ZUM UNIVERSUM GEHÖREN: KRIEG, SCHICKSAL, PESTILENZ UND DER REST VON UNS. MENSCHEN STELLEN SICH UNS ALS MENSCHLICH VOR, UND DESHALB NEHMEN WIR EINIGE ASPEKTE DES MENSCHLICHEN WESENS AN. ES WÄRE AUCH GAR NICHT ANDERS MÖGLICH. SCHON DIE KÖRPERFORM ZWINGT UNSER BEWUSSTSEIN, DAS UNIVERSUM AUS EINEM BESTIMMTEN BLICKWINKEL ZU SEHEN. MENSCHLICHE WESENSZÜGE WERDEN UNS ZU EIGEN: NEUGIER, ZORN, UNRUHE…
    »Das sind elementare Dinge, Großvater.«
    JA. UND DESHALB WEISST DU, DASS EINIGE VON UNS… EIN INTERESSE AN DER MENSCHHEIT ENTWICKELN.
    »Ja, ich weiß. Ich bin eins der Ergebnisse. «
    JA. ÄH… UND EINIGE VON UNS ENTWICKELN EIN INTERESSE, DAS, ÄH…
    »Interessanter ist?«
    PERSÖNLICHER. DU HAST SICHER GEHÖRT, WIE ICH VON DER PERSONIFIZIERUNG DER ZEIT GESPROCHEN HABE…
    »Du hast mir nicht viel darüber erzählt. Sie lebt in einem Palast aus Glas, wenn ich mich recht entsinne.« Susanne spürte eine Mischung aus Verlegenheit, Scham und Genugtuung, als sie Tods Unbehagen bemerkte. Er wirkte wie jemand, der eine Leiche im Keller offenbaren musste.
    JA. ÄH… SIE VERLIEBTE SICH IN EINEN MENSCHEN…
    »Da muss sie wohl einen Trick angewandt haben«, kommentierte Susanne. Sie wusste, dass ihr derzeitiges Verhalten auf kindliche Gemeinheit hinauslief, aber das Leben als Tods Enkelin war nicht leicht, und manchmal wollte sie ihren Großvater einfach ärgern.
    AH. EINE ART WORTSPIEL, sagte Tod ruhig. ICH VERMUTE ALLERDINGS, DU WILLST NUR EIN WENIG LÄSTERLICH SEIN.
    »Nun, früher geschah so etwas recht oft«, erwiderte Susanne. »Dichter verlieben sich in den Mondschein oder Hyazinthen oder was weiß ich, und Göttinnen…«
    IN DIESEM FALL GESCHAH ES WIRKLICH, sagte Tod.
    »Wie meinst du das?«
    DIE ZEIT HAT EINEN SOHN.
    »Wie kann so etwas…«
    DIE ZEIT HAT EINEN SOHN. JEMAND, DER FAST STERBLICH IST. JEMAND WIE DU.
     
    Tick
     
    Einmal pro Woche stattete ein Mitglied der Uhrmachergilde Jeremy einen Besuch ab. Es war keine offizielle Angelegenheit. Oft gab es Arbeit für ihn, oder es galt, neue Entwürfe abzuholen. Eins musste man dem jungen Mann lassen: In Hinsicht auf Uhren war er genial.
    Inoffiziell sollte mit dem Besuch auch sichergestellt werden, dass Jeremy seine Medizin nahm und nicht auffällig verrückt war.
    Die Uhrmacher wussten, dass sich im komplexen Mechanismus des menschlichen Gehirns gelegentlich eine Schraube lockern konnte. Die Mitglieder der Gilde neigten zu großer Sorgfalt, immer auf der Suche nach

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