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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich fürchtete. Ist doch ganz klar. Es war das erste Mal für sie.« Frau Ogg lächelte. »Ich persönlich hatte in dieser Hinsicht nie Probleme, aber ich bin bei vielen Geburten zugegen gewesen und weiß
    daher: Wenn es für die junge Frau eine neue Erfahrung ist, so hat sie Angst. Und wenn dann die heiße Phase beginnt, falls du verstehst, was ich meine, schreit sie, verflucht den Vater und gäbe alles, um an einem andern Ort zu sein. Nun, die Frau in dem Schloss konnte sich diesen
    Wunsch erfüllen. Es stellte sich heraus, dass wir ganz schön in der
    Klemme gesteckt hätten, wenn der Mann nicht gewesen wäre.«
    »Der Mann, der dich zum Schloss brachte?«
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    »Er hatte was Fremdländisches an sich, weißt du. Wie die mittwärtigen Leute: Völlig kahl. Ich erinnere mich daran, dass ich dachte: ›Du siehst wie ein junger Mann aus, mein Lieber. Aber wenn ich mich nicht sehr
    irre, siehst du schon ziemlich lange wie ein junger Mann aus.‹
    Normalerweise hätte ich keinen Mann in der Nähe geduldet, aber er saß da und redete mit ihr in seinem fremdländischen Kauderwelsch, sang
    sogar Lieder und sprach Gedichte und beruhigte sie, und daraufhin
    kehrte sie zurück, erschien aus dem Nichts, und ich war bereit, und wir brachten es hinter uns, eins, zwei, drei. Und dann verschwand sie erneut.
    Und blieb gleichzeitig da, glaube ich. In der Luft.«
    »Wie sah sie aus?«, fragte Susanne.
    Frau Ogg warf ihr einen Blick zu. »Du musst berücksichtigen, aus
    welcher Perspektive ich die Dinge sah, während ich da saß. Ich meine, das Bild, das ich dir beschreiben könnte, eignet sich nicht gerade für einen Kalender, wenn du mir folgen kannst. Und außerdem sieht eine
    Frau unter solchen Umständen nie sehr gut aus. Sie war jung, hatte dunkles Haar…«
    Frau Ogg füllte ihr Brandyglas, was einige Zeit in Anspruch nahm.
    »Und sie war auch alt, wenn du’s genau wissen willst. Nicht alt wie ich, sondern alt.«
    Sie starrte ins Feuer. »Alt wie die Dunkelheit und die Sterne«, teilte sie den Flammen mit.
    »Der Junge wurde vor der Tür der Diebesgilde zurückgelassen«, sagte
    Susanne, um das Schweigen zu brechen. »Man glaubte vermutlich, dass
    er aufgrund seiner besonderen Talente gut zurechtkommen würde.«
    »Der Junge? Er? Was meinst du mit er ?«

    Tick

    Lady LeJean war stark.
    Erst jetzt begriff sie, wie sehr Menschen von ihren Körpern
    kontrolliert wurden. Das Ding quengelte Tag und Nacht. Es war immer
    zu heiß, zu kalt, zu leer, zu voll, zu müde…
    Sie glaubte, dass es in erster Linie auf Disziplin ankam. Revisoren
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    waren unsterblich. Wenn sie ihren Körper nicht unter Kontrolle bringen konnte, so hatte sie keinen Körper verdient. Der Körper stellte eine der größten menschlichen Schwächen dar.
    Und dann die Sinne. Revisoren besaßen Hunderte von Sinnen, denn
    alle möglichen Phänomene mussten zur Kenntnis genommen und
    aufgezeichnet werden. Jetzt standen Lady LeJean nur noch fünf zur
    Verfügung. Der Umgang mit nur fünf Sinnen sollte eigentlich recht
    einfach sein, aber offenbar standen sie in direkter Verbindung mit dem Rest des Körpers! Sie lieferten nicht nur Informationen, sondern stellten auch Forderungen!
    Sie schritt an einer Bude vorbei, die gebratenes Fleisch anbot, und
    plötzlich lief ihr das Wasser im Mund zusammen! Der Geruchssinn
    verlangte vom Körper zu essen, ohne vorher das Gehirn zu konsultieren!
    Und das war noch nicht das Schlimmste! Das Gehirn dachte von ganz allein !
    Einfach unerhört: die matschige Gewebemasse hinter den Augen
    arbeitete unabhängig vom Eigentümer vor sich hin. Sie empfing
    Informationen von den Sinnen, verglich sie mit Erinnerungen und
    präsentierte Möglichkeiten. Manchmal versuchten verborgene Teile des Gehirns, den Mund zu kontrollieren! Menschen waren gar keine
    Individuen; jeder Einzelne von ihnen kam einem Komitee gleich!
    Einige andere Mitglieder des Komitees waren dunkel, rot und völlig
    unzivilisiert. Sie hatten sich dem Gehirn vor der Zivilisation hinzugesellt.
    Manche Teile waren an Bord gekommen, noch bevor der Mensch zum
    Menschen wurde. Und das Etwas, das das gemeinsame Denken erledigte,
    musste sich in der Dunkelheit des Gehirns darum bemühen, die
    ausschlaggebende Stimme zu behalten!
    Nach gut zwei Wochen als Mensch sah sich die Entität namens Lady
    LeJean mit echten Schwierigkeiten konfrontiert.
    Zum Beispiel die Nahrungsmittel. Revisoren brauchten nicht zu essen.
    Sie wussten, dass einfache Lebensformen sich gegenseitig

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