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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Fingernägel. Er strahlte.
    »Ich gehe und bringe den Blitfableiter in Pofition.« Igor eilte zu einer Anordnung aus Flaschenzügen an der Wand.
    Lady LeJean beobachtete die anderen Revisoren und wünschte sich,
    ihre Gedanken lesen zu können. Sie hätte jetzt am liebsten geflucht, aber leider kannte sie keine geeigneten menschlichen Kraftausdrücke.
    »Dies ist gegen die Regeln !«, zischte sie.
    »Es handelt sich nur um einen Fall von Zweckdienlichkeit«, erwiderte Herr Weiß. »Wenn du nicht… lax gewesen wärst, hätten wir diese Sache 222

    längst zu Ende gebracht!«
    »Ich empfehle weitere Untersuchungen!«
    »Unnötig!«
    »Stimmt was nicht?«, fragte Jeremy mit seiner anderen Stimme, die er bei Gesprächen einsetzte, in denen es nicht um Uhren ging.
    »Die Uhr sollte noch nicht in Betrieb genommen werden!«, stieß Lady
    LeJean hervor, ohne die anderen Revisoren aus den Augen zu lassen.
    »Aber du hast mich aufgefordert… Wir sind… Es ist alles vorbereitet!«
    »Es könnten sich… Probleme ergeben! Ich meine, wir sollten noch
    eine Woche warten und weitere Tests durchführen!«
    Aber sie wusste, dass es keine Probleme gab. Jeremy hatte die Gläserne Uhr so gebaut, als hätte er bereits ein Dutzend andere fertig gestellt. Es war Lady LeJean sehr schwer gefallen, die Dinge so weit in die Länge zu ziehen, denn Igor hatte sie die ganze Zeit über aufmerksam im Auge
    behalten.
    »Wie lautet dein ›Name‹, junge Person?«, wandte sich Herr Weiß an
    Jeremy.
    Der Uhrmacher wich zurück. »Jeremy«, sagte er. »Und ich… ich
    verstehe nicht, Herr, äh, Weiß. Eine Uhr zeigt die Zeit an. Eine Uhr ist nicht gefährlich. Wie kann eine Uhr ein Problem sein? Es ist eine perfekte Uhr!«
    »Dann setz sie in Gang!«
    »Aber Ihre Ladyschaft…«
    Es klopfte laut an der Tür.
    »Igor?«, fragte Jeremy.
    »Ja, Herr?«, erklang Igors Stimme aus dem Flur.
    »Wie ist die Diener-Person so schnell dorthin gekommen?«, fragte Herr Weiß. Sein Blick blieb auf die Lady gerichtet.
    »Das ist ein Trick, den die Igors beherrschen«, antwortete Jeremy. »Ich bin, ich bin sicher, es ist nur…«
    »Ef ift Doktor Hopkinf«, sagte Igor und kehrte in die Werkstatt
    zurück. »Ich habe ihn darauf hingewiefen, daff du fu tun haft, aber…«
    223

    Aber Dr. Hopkins, der manchmal so sanft wie ein Lamm wirkte, war
    auch offizieller Gildenrepräsentant und hatte als solcher mehrere Jahre überlebt. Sich unter Igors Arm hinwegzuducken, war überhaupt kein
    Problem für jemanden, der eine Versammlung von Uhrmachern leiten
    konnte, bei der keine zwei Personen auf die gleiche Weise tickten wie der Rest der Menschheit.
    »Ich hatte zufällig in diesem Teil der Stadt zu tun«, begann er und
    lächelte fröhlich. »Es machte überhaupt keine Mühe, bei der Apotheke vorbeizuschauen und… Oh, du hast Besuch?«
    Igor schnitt eine Grimasse, aber er musste den Kodex beachten.
    »Foll ich Tee kochen, Herr?«, fragte er.
    »Tee?«, wiederholte Herr Weiß. »Was ist das?«
    »Es ist Protokoll!«, entfuhr es Lady LeJean.
    Herr Weiß zögerte. Das Protokoll war wichtig.
    »Äh, äh, ja«, sagte Jeremy. »Ja, bitte koch Tee, Igor.«
    »Meine Güte, wie ich sehe, hast du die Uhr fertig!«, staunte Dr.
    Hopkins, ohne die Atmosphäre zu bemerken, in der Eisen schwimmen
    konnte. »Ausgezeichnete Arbeit!«
    Die Revisoren wechselten verwirrte Blicke, als der Doktor an ihnen
    vorbeiging und das gläserne Zifferblatt betrachtete.
    »Ja, hier hast du wirklich gute Arbeit geleistet, Jeremy!«, sagte er, nahm die Brille ab und putzte sie voller Enthusiasmus. »Und was hat es mit diesem hübschen blauen Glanz auf sich?«
    »Das ist der, äh, Kristallring«, erklärte Jeremy. »Er, äh…«
    »Er dreht Licht«, sagte Lady LeJean. »Und dann entsteht ein Loch im
    Universum.«
    »Tatsächlich?« Dr. Hopkins setzte die Brille wieder auf. »Was für eine ausgefallene Idee! Kommt ein Kuckuck heraus?«

    Tick

    Es gibt einige schlimme Worte, die man von jemandem hören kann, der
    224

    sich hoch in der Luft befindet. Der Ausdruck »Oh-oh« gehört zu den
    schlimmsten und vereint ein Maximum an nacktem Entsetzen mit einem
    Minimum an Atemaufwand.
    Als Lu-Tze die beiden Silben aussprach, brauchte Lobsang keine
    Übersetzung. Schon seit einer ganzen Weile beobachtete er die Wolken.
    Sie wurden immer dichter und dunkler.
    »Der Besenstiel prickelt!«, rief Lu-Tze.
    »Weil sich direkt über uns ein Gewitter zusammenbraut!«, erwiderte
    Lobsang.
    »Vor einigen Minuten war der

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