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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich
    befindet. Der Abt meint, es hätte mit – wie hieß es noch? –
    Grenzbedingungen zu tun. Vergleichbar mit… mit dem Schaum auf
    einer Welle. Wir sind genau am Rand, Junge!«
    »Aber ich kann mühelos atmen!«
    »Ja. Das sollte eigentlich nicht möglich sein. Bleib in Bewegung, sonst verbrauchst du die ganze gute Luft in deinem Körperfeld. Guter alter Zimmermann. Gehörte zu den Besten. Und er vermutete ein weiteres
    Tal noch dichter vor der Wand .«
    227

    »Hat er es jemals gefunden?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Warum?«
    »Die Art und Weise, in der er explodierte, verriet es mir. Keine Sorge!
    Hier kannst du leicht schneiden. Du brauchst nicht daran zu denken.
    Andere Dinge erfordern deine Aufmerksamkeit! Behalt die Wolken im Auge!«
    Lobsang sah nach oben. Selbst in dieser blauen, düsteren Welt wirkten die Wolken Unheil verkündend.
    »So geschah es auch in Überwald«, fuhr Lu-Tze fort. »Die Uhr braucht eine Menge Energie. Und das Gewitter kam aus dem Nichts.«
    »Aber Ankh-Morpork ist riesig! Wie willst du die Uhr hier finden?«
    »Zuerst begeben wir uns zur Stadtmitte«, sagte Lu-Tze.
    »Warum?«
    »Mit ein wenig Glück brauchen wir dann nicht so weit zu laufen, wenn der Blitz einschlägt.«
    »Niemand kann schneller sein als ein Blitz, Kehrer!«
    Lu-Tze drehte sich abrupt um, griff nach Lobsangs Kutte und zog ihn
    dicht zu sich heran.
    »Dann sag mir, wohin ich laufen soll, schneller Junge!«, rief er. »In dir verbirgt sich mehr, als man selbst mit dem dritten Auge erkennen kann!
    Kein Novize ist dazu fähig, Zimmermanns Tal zu finden! Es erfordert
    Jahrhunderte der Ausbildung. Und niemand sollte in der Lage sein, all die Zauderer so gut auszubalancieren, wenn er sie noch nie zuvor
    gesehen hat! Hältst du mich für blöd? Ein Findelkind mit sonderbaren Begabungen… Was bist du? Das Mandala kannte dich! Ich bin nur ein sterblicher Mensch und weiß dies: Ich möchte auf keinen Fall einen
    zweiten Großen Zusammenbruch erleben! Hilf mir! Was auch immer in dir steckt – ich brauche es jetzt! Zeig es mir!«
    Er ließ Lobsang los und trat einen Schritt zurück. In seiner Schläfe pulsierte eine Ader.
    »Aber ich weiß doch gar nicht, was ich bewerkstelligen kann…«
    »Dann finde es heraus!«
    228

    Tick

    Protokoll. Regeln. Präzedenzfälle. Möglichkeiten, Dinge zu erledigen. So sind wir immer vorgegangen, dachte Lady LeJean. Dies und dies muss dem folgen. Das war unsere Stärke. Ich frage mich, ob es auch eine Schwäche sein kann.
    Wenn Blicke töten könnten, wäre Dr. Hopkins nur noch ein Fleck an
    der Wand gewesen. Die Revisoren beobachteten ihn, wie Katzen eine
    neue Mausspezies beobachtet hätten.
    Lady LeJean steckte viel länger in einem menschlichen Körper als die anderen Revisoren. Die Zeit kann einen Körper verändern, vor allem
    dann, wenn man nie zuvor einen besessen hatte. Sie hätte nicht gestarrt und innerlich gekocht. Sie hätte den Doktor einfach niedergeschlagen.
    Immerhin war er nur ein Mensch.
    Erstaunt stellte sie fest, dass dies ein menschlicher Gedanke war.
    Aber die anderen sechs Revisoren waren noch feucht hinter den
    Ohren. Sie hatten noch nicht begriffen, wie viel Duplizität man brauchte, um als menschliches Wesen zu überleben. Und bestimmt fiel es ihnen
    schwer, in der kleinen dunklen Welt hinter den Augen zu denken.
    Normalerweise trafen Revisoren Entscheidungen zusammen mit
    Tausenden, sogar Millionen von anderen Revisoren.
    Aber früher oder später würden sie lernen, selbständig zu denken.
    Vielleicht dauerte es noch eine Weile, weil sie zuerst versuchten,
    voneinander zu lernen.
    Derzeit betrachteten sie mit offensichtlichem Argwohn Igors Tablett.
    »Tee zu trinken gehört zum Protokoll«, sagte Lady LeJean.
    »Ist das korrekt?«, wandte sich Herr Weiß an Dr. Hopkins.
    »Oh, ja«, bestätigte der Doktor. »Und normalerweise wird der Tee mit Ingwerkeksen serviert«, fügte er hoffnungsvoll hinzu.
    »Ingwerkekse«, wiederholte Herr Weiß. »Rötlich braune Kekse?«
    »Ja, Herr«, bestätigte Igor. Sein Nicken galt dem Teller auf dem
    Tablett.
    229

    »Ich würde gern einen Ingwerkeks probieren«, sagte Frau Rot.
    Oh, ja, dachte Lady LeJean. Bitte probiert die Ingwerkekse.
    »Wir essen und trinken nichts!«, verkündete Herr Weiß mit scharfer
    Stimme. Er richtete einen misstrauischen Blick auf Lady LeJean. »So
    etwas könnte inkorrektes Denken bewirken.«
    »Aber es ist Brauch«, sagte Lady LeJean. »Und wer das Protokoll
    missachtet, erregt

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