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Der Zeitläufer

Der Zeitläufer

Titel: Der Zeitläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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und auf den jungfräulichen Boden von Deirdre hinausstieg, kam die Ernüchterung.
    Das Gefühl der Freiheit wollte nicht aufkommen. Nebel schloß ihn ein, eine milchige Unbestimmtheit, die nichts, was weiter als zwei oder drei Meter entfernt war, genau erkennen ließ. Und dahinter bildete er eine Barriere, die sich bewegte, wenn er sich bewegte, die ihn von allen Seiten her einschloß, die eine schweigende, undurchdringliche Drohung war.
    Er ging vorwärts, und die Gerippe von Bäumen zeichneten sich dunkel ab. Was lauerte hinter ihnen? Die Kuppel hinter ihm war schon vom Nebel aufgesogen, mit ihm verschmolzen. Der Kompaß an seinem Anzug schwang mit jedem Schritt richtungslos herum, denn das magnetische Feld des Planeten war sehr schwach. Auf ihn konnte er sich also nicht verlassen; doch er hatte den Foolfinder. Er bückte sich und tastete nach den Knöpfen an seinen Stiefelabsätzen. Mit jedem Schritt, den er tat, hinterließ er einen fluoreszierenden Fleck, der seinen Weg kennzeichnete. Es war ein kaltes Blaugrün auf dem dicken, gelbgrünen Moosteppich zu seinen Füßen. Erst als er die Kuppel umrundet und sich davon überzeugt hatte, daß er sich nicht verirren konnte, verließ er den Schutz seiner Unterkunft.
    Er mochte Deirdre nicht.
    Es war kein toter Planet. Die Stille, die ihn einhüllte, war viel beunruhigender. Er hatte das Gefühl, etwas Unsichtbares folge ihm im Nebel und bleibe immer nur knapp außerhalb der Sichtgrenze. Wellenförmig verdichtete und verdünnte sich der Nebel aus sich heraus, und wenn er glaubte, er sei dicht genug, um ihn berühren zu können, löste er sich auf, als treibe er ein Neckspiel.
    Er versuchte, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, doch auch hier verhöhnte ihn Deirdre. Noch nie hatte er eine Welt gesehen, deren Flora und Fauna so einförmig war. Der ganze Boden war mit einem ungeheuer reichen Teppich überzogen, doch es waren nur Algen und Flechten in den seltsamsten Formen, und richtige Pflanzen gab es nicht. Selbst die Bäume verleugneten ihre Verwandtschaft zu den Moosen nicht. Moose von dieser Größe und Härte waren ungewöhnlich, doch Moose an sich waren überall gleich. Das tierische Leben bestand aus nichts anderem als einigen Krabbelinsekten, ein paar Gliederfüßlern und einigen Hohltierchen, von denen keines größer war als ein Fußball, und alle waren so langweilig und ungeschickt, daß er immer schläfrig wurde, wenn er sie beobachtete.
    Seine Spezialität war die, keine zu haben, von allen biologischen Zweigen etwas zu verstehen, von keinem jedoch soviel, daß er Detailstudien durchführen konnte, die sowieso späteren Forscherteams vorbehalten blieben. Er war also ziemlich schnell am Ende dessen, wofür er ausgestattet war, und die Zeit bis zur Rückkehr des Schiffes dehnte sich unvorstellbar in die Länge.
    Gelangweilt, unruhig, sich ständig unbehaglicher fühlend, machte er sich zu langen Spaziergängen auf und entfernte sich immer weiter von seiner Kuppel, um vielleicht doch etwas Neues zu entdecken. Aber Deirdre sah überall gleich aus. Ebensogut hätte er sich in einer Tretmühle bewegen können. Überall schwammen durch den Nebel dieselben dunklen Bäume und verschwanden hinter ihm, derselbe milchige Nebel hüllte ihn ein, dasselbe dicke Moospolster federte unter seinen Stiefeln, und im ewig gleichen perligen Dämmerlicht schien die Zeit nicht zu existieren.
    Es gab nur ein Hier und Jetzt, eine Gegenwart, die nie enden würde. Er entdeckte, daß er ständig sein Chronometer nachprüfte, aber auch der Zeitmesser schien von diesem Planeten angesteckt zu sein: Minuten dehnten sich zu Stunden, und was ein halber Tag zu sein schien, war nur eine Stunde. Die traumähnliche Atmosphäre verursachte bei ihm ein Gefühl der Unwirklichkeit. Er gab seinen Nerven die Schuld, seinen halb illusorischen Empfindungen; trotzdem konnte er die Überzeugung nicht abstreifen, daß sich etwas genau außerhalb der Sichtgrenze im Nebel verstecke. Er konnte es nur nicht sehen. Manchmal glaubte er während seiner eintönigen Untersuchungen eine schwache Bewegung wahrzunehmen, nur aus dem Augenwinkel heraus. Wenn er sich dann umdrehte, war da höchstens ein etwas dichterer Nebelstreifen.
    Das ängstigte ihn allmählich. Entfernte er sich von seiner Kuppel, hatte er ein zunehmendes Gefühl der Unsicherheit. Wohl fühlte er sich nur im gelben Licht der Lampen, in der warmen, trockenen Luft, beim Ticken der Instrumente. Er ging immer seltener hinaus und schloß sich vor der

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