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Der Zeitläufer

Der Zeitläufer

Titel: Der Zeitläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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alten Erinnerung gänzlich verschieden. Das wußte Ilse. Vor allem war hier die Speicherung auf optischem und kaum mehr auf magnetischem Weg erfolgt.
    Jetzt wußte Ilse, was sie zu tun hatte. Sie wärmte einen zylindrischen Tank, der mit gefrorener amniotischer Flüssigkeit gefüllt war, auf siebenunddreißig Grad Celsius. Aus dem Vorratsbehälter neben dem Zylinder injizierte sie einen einzigen Mikroorganismus in den Tank. Wenige Minuten später beschickte sie den Tank mit zirkulierendem Blut.
    Inzwischen war es früher Morgen geworden. Die Dunkelheit war feucht und kühl. Ilse versuchte ihr neues Gedächtnis weiter zu erforschen, doch sie geriet an eine Barriere, an ein totes Ende. Offensichtlich gingen die Instruktionen dahin, daß dieses Gedächtnis nicht ohne Not zu benützen sei.
    Ilse überdachte das, was sie erfahren hatte und kam zu dem Ergebnis, daß sie in neun Monaten mehr wissen würde.

 
Zwischenspiel auf Deirdre
     
    Deirdre ist eine merkwürdige, traurige und einsame Welt, in Nebeln versunken, die sich niemals heben. Es gibt weder Tag noch Nacht. Aus einem zinnfarbenen Himmel sickert immer gleiches mattsilbernes Licht, das keine Schatten wirft. Die dichte, feuchte Atmosphäre saugt jedes Geräusch auf und dämpft alle Winde zu einem halbherzigen Hauch, der kaum kräftig genug ist, die Hängezweige der schwarzrindigen Bäume ein wenig zu bewegen, oder in den transparenten Blättern zu rascheln.
    Die Menschen haben sich auf Deirdre noch nicht ansässig gemacht, und sie werden es vielleicht auch niemals tun. Der Planet war jedoch kartographisch aufgenommen worden, und Forschungsschiffe waren gelandet. Das erste davon war die Magus, die sich irgendwo in diesem Sonnensystem mit allen Menschen an Bord verlor. Ehe sie verschwand, ging sie auf Deirdre nieder und ließ einen Mann zurück, einen Biologen, welcher der einzige Überlebende des Schiffes war. Er war mehr als halb irr, als die Suchexpedition ihn fand.
    Als man den Stern Selina in das Sternverzeichnis aufnahm, schickte man die Magus aus, die auf dem Weg zu einer weit wichtigeren Aufgabe dort kurz Station machen sollte. Nur auf einer der sieben Welten dieses Sonnensystems gab es Leben, und Alex Barthold wurde abgesetzt, um dieses Leben zu erforschen, während das Schiff routinemäßig die anderen sechs Planeten überprüfte.
    Das war üblich, und so hatte man ihn schon auf Welten abgesetzt, die viel feindlicher erschienen als Deirdre. Er stellte also seine Normhütte auf, zählte seine Ausrüstungsgegenstände und Vorräte durch und meldete dem Kapitän mit dem Gleichmut langer Erfahrung, daß alles in Ordnung sei. Trotzdem stand er, als das Schiff ablegte, am Ausguck seiner Plastikkuppel und hatte dasselbe Gefühl des Alleingelassenseins, das er jedesmal empfand und das er immer haben würde.
    Die Lichter des Schiffes glühten schwach durch den ewigen Nebel. Mehr konnte er von der Magus nicht ausmachen. Als dann die Raketen zündeten, fegten sie den Nebel weg, und er sah, wie das Schiff auf einem Flammenkissen saß wie eine alte, fette Lady, die erst rasselnd Atem holen mußte, ehe sie sich auf den Weg machte. Sie verschwand im Raum, und der Boden unter seinen Füßen zitterte vom Nachschock des Starts wie ein lebendes Wesen.
    Er war allein.
    An sich war er froh gewesen, der gedrängten Enge der Schiffsquartiere zu entkommen. Im Vergleich dazu erschien ihm die Kuppel unendlich groß, so daß sich also die Spannung, die von allzu großer Nähe herrührte, allmählich würde abbauen können. Der dauernde Lärm, die unausbleiblichen ständigen Reibungen und das völlige Fehlen eines privaten Eckchens zerrten an den Nerven. Hier konnte er lange Spaziergänge unternehmen und eine richtige, natürliche Schwerkraft fühlen.
    Und es würde hier unendlich viele Dinge geben, die noch keines Menschen Auge je gesehen hatte. Der mit Myriaden von Fungussporen durchsetzte Nebel zwang ihn zwar, Atemmaske und Schutzanzug zu tragen, aber er atmete frische, lebende Luft, die nicht vergiftet war vom Geruch nach Schmierölen, heißem Metall und menschlichen Ausdünstungen, den kein Lufterneuerungssystem je beseitigen konnte.
    Er hatte ein paar persönliche Dinge mitbringen dürfen, die ihm die Einsamkeit erleichtern konnten und seiner Kuppel nun einen Hauch Gemütlichkeit verliehen. Er schlüpfte in seinen Anzug, stieg durch die innere Luke in die Schleuse und versiegelte hinter sich die Tür. Er freute sich auf diese neue Welt. Doch als er die äußere Luke öffnete

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