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Der Zeitläufer

Der Zeitläufer

Titel: Der Zeitläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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geschmolzen war.
    Sessine trat zu ihm.
    »Wenn Zeit für Brand, viele werden Sessine fürchten, wenn sehen dieses.«
    Mit einem Grunzen der Zufriedenheit schnitt Sessine die Narben ab, die einmal die Arme geschmückt hatten, als sie noch Arme gewesen waren. Als Sessines Handdolch die Haut aufschlitzte, mußte sich Alex übergeben. Gerade noch rechtzeitig riß er seine Helmsichtplatte auf, und er krümmte sich, bis sein Magen nur noch bittere Galle hergab. Dann richtete er sich auf und atmete tief ein. Aber das war ein neuer Schock für ihn: die Luft von Deirdre roch nach Tod.
    Für einen Raumreisenden ist der Tod ein ständiger Begleiter. Der Tod war vorhersehbar; es gab Unfälle und sehr merkwürdige, häßliche und schmerzliche Todesarten, die keiner ahnte, bis sie einem zustießen. Aber er hatte gewußt, was ihn erwarten würde. Noch auf dem Schiff hatte er die sicher abgedeckten Funguskulturen gesehen, die aus den Luftproben angesetzt worden waren. Die ganze Oberfläche von Deirdre war eine solide Decke von Moder und Verwesung. Die wenigen Tiere, die dort lebten, waren durch scharfe Säuren davor geschützt; aber seine Haut, seine Lungen, sein Mund, die Nase und die Augen boten ideale Bedingungen für Sporen. Das hatte er gewußt – und vergessen. Auf die Art starben unzählige Menschen, Pioniere der Raumfahrt.
    Kalter Schweiß brach ihm am ganzen Körper aus, und seine Knie wurden weich. Er stieß die Sichtplatte wieder herab, doch den Verschluß konnte er mit seinen zitternden Fingern nicht zumachen. In der Kuppel hatte er Fungizide und Antibiotika für einen solchen Unfall – aber konnte er sie auch noch erreichen? Er war schwach vor Angst. Wenn Sessine ihm half, konnte er es noch schaffen. Das Nebelkind stand ein paar Meter von ihm entfernt und spielte mit den kostbaren Trophäen.
    »Sessine!« rief er.
    Erst schien das Nebelkind nicht zu hören, doch als er wieder rief, schaute es her. Sein ausdrucksloses Gesicht war unergründlich.
    »Hilf mir, Sessine!«
    Er konnte kaum mehr atmen. Seine Augen trübten sich, aber das war sicher nur Einbildung, denn so schnell konnte der Fungus nicht wirken. Er sank zu Boden.
    »Du bist tot!«
    Seine Stimme war kalt und ausdruckslos. Sessine stellte eine Tatsache fest, mehr nicht.
    »Nein ... Noch nicht. Hilf mir, zur Kuppel zu kommen. Wenn ich dort bin, ist alles gut.«
    »Nein, du bist schon tot«, wiederholte Sessine. »Andere beobachten. Sie sehen, du bist schwach. Keine Angst mehr vor dir! Wenn Sessine bei dir bleibt, dann auch getötet werden.«
    »Keiner wird dich töten. Ich töte die anderen zuerst. Ich habe die Pistole.«
    Sie lag dort, wohin sie gefallen war, als er sich übergeben mußte. Er kroch hin, aber Sessine sah es und hob sie auf. Das fremde Wesen ging vorsichtig mit der kleinen Waffe um, und Alex hätte schwören mögen, daß es gelächelt habe.
    »Mit diesem wird Sessine viele töten. Alle werden, wenn neue Zeit für Brand kommt, Sessine fürchten.«
    »Du Narr! Du weißt doch gar nicht, wie sie zu benützen ist!«
    »Hat Knopf. Alle deine Dinge haben Knopf, damit sie tun, was du willst. Sessine kann benützen.«
    Das Nebelkind wandte sich ab. Es bestand kein Zweifel mehr daran, daß es ihn allein hier zurücklassen würde.
    Alex hustete, und seine Worte kamen keuchend: »Du stinkender, seelenloser Protoplasmahaufen! Warum willst du mich nicht erschießen, solange du noch in meiner Nähe bist? Du brauchst Übung!«
    »Du hast nicht Brand«, stellte Sessine eiskalt fest. Dann verschwand das Wesen im Nebel.
    Wie betäubt vor ungläubigem Entsetzen starrte Alex hinter ihm drein. Es hätte nur einer kleinen Anstrengung bedurft, ihn zu retten ...
    Bitte, verlaß mich nicht! schrie tonlos seine Seele. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er hatte das Gefühl, in einen schwarzen, bodenlosen Abgrund zu fallen, und verzweifelt griff er nach einem Halt. Aber nichts war da, woran er sich festhalten konnte, niemand, der ihn rettete ...
    Nur er selbst. Nein, er würde nicht sterben, weil er nicht wollte! Eine unbeschreibliche Wut packte ihn, und die verlieh ihm neue Kräfte.
    »Du verdammter Bastard, ich schaffe es auch ohne dich! Wer, zum Teufel, braucht dich schon! Nicht einmal ein Mensch bist du. Fünfzig Narben brauchte ich, ehe du wieder mit mir reden würdest? Die fünfzig Narben werde ich bekommen, und die deine wird die erste sein. Zur Hölle mit dir!«
    Es war sehr schwierig, auf die Beine zu kommen. Er mußte es schaffen, wenn nötig auf Händen und

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