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Der Zeitläufer

Der Zeitläufer

Titel: Der Zeitläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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wieder zurück, als erwarte es eine Erklärung.
    Er wagte es kaum zu hoffen, aber ein Versuch konnte nicht schaden. Er schaltete den Film ab, wartete einen Moment und tippte sich dann auf die Brust.
    »Alex.«
    Die Kehle war ihm wie zugeknotet, und er brachte nur ein Krächzen zustande.
    »Alex«, wiederholte er. Und ...
    »Sessine«, antwortete das Wesen.
    Sie waren Freunde.
    Es war eine einfache, natürliche Beziehung, die aus einem ersten Verstehen wuchs und sie auf eine Art verband, die Alex nicht zu analysieren wagte. Es war auch nicht nötig. Sessine war da. Langsam lernte er, sich mit dem Nebelkind zu verständigen, dessen Geschlecht sich äußerlich nicht zeigte. Er wagte auch nicht zu hoffen, daß er die gewisperten, blubbernden Laute, die der Deirdraner von sich gab, je als Sprache verstehen könne. Aber Sessine lernte erstaunlich schnell ein primitives Galaktisch, das er – oder sie? – rasch bereicherte, da Alex viel sprach. Während der vielen Stunden, die sie zusammen verbrachten, vertraute er dem fremden Wesen Dinge an, die er noch keinem Wesen seiner Rasse je gesagt hatte. Es hörte geduldig zu, hatte die tiefen, aufmerksamen Augen auf ihn gerichtet und schien die Einsamkeit des Menschen zu fühlen, ob es nun die Worte verstand oder nicht.
    Vielleicht war Dankbarkeit die Wurzel der Zuneigung, die er für dieses nichtmenschliche Wesen fühlte. Eine Stimme zu hören, die nicht seine eigene war, Worte zu vernehmen, die nicht er erfunden hatte, Gedanken zu fühlen, die nicht die seinen waren; zu wissen, daß immer ein Lebewesen in seiner Nähe war, wenn er es auch kaum einmal berührte – das war gut.
    Er wußte nichts von der Heimatwelt dieses Geschöpfes, das aus anderen Stoffen zu bestehen schien als er. Er versuchte zu lernen, und Sessine lehrte ihn Dinge, die er doch nicht verstand, weil sie weit jenseits seines Begriffsvermögens lagen; das Leben auf Deirdre, wie Sessine es beschrieb, verblüffte ihn. Gern wäre er noch einmal in das Dorf zurückgekehrt, um selbst Beobachtungen anzustellen und das nachzuprüfen, was das Nebelkind ihm berichtet hatte. Den Intelligenzgrad des Wesens vermochte er jedoch nicht einmal annähernd zu erraten. Sähe er andere, könnte er leichter urteilen, aber Sessine weigerte sich, mit ihm dorthin zu gehen, denn es sei nutzlos.
    »Sie sind nicht dort«, behauptete Sessine. »Du kommst – sie gehen. Sie sehen diese Punkte« – das Wesen deutete auf die Runzeln und Falten des Anzugs – »und denken, du immer töten. Aber Sessine kommen, wenn du machen so.« Es ahmte Alex nach, wenn er Proben sammelte. »Du nicht sehen Sessine, aber andere Dinge. Ich haben nicht Brand. Ich wissen, du mögen nicht töten, aber andere nicht wissen und deshalb Angst.«
    »Brand?« fragte Alex.
    »Wie in Film. Aber wir nicht sind solche Tiere. Wir gehen selbst an Ort und Brand, wenn richtige Zeit. Wir nicht fürchten, wenn Ältester macht Zeichen auf Haut mit Wasser, das brennt.« Es zeigte stolz seinen Arm her. Die dünne Narbe hatte Alex wohl einmal bemerkt, aber für eine Unfallverletzung gehalten. Aber jetzt sah er, daß das gelatinöse Gewebe tief, grobrandig und versengt vernarbt war.
    »Das hat man absichtlich gemacht? Warum?«
    Sessine war sehr erstaunt. »Ist wahr, ich bin nicht groß und stark und leicht zu töten, aber ich haben gemacht aus mir selbst andere wie ich, verstehen? Als dies getan, nächste Brandzeit ich ging zum Platz. Nun, diese Marke sagt, ich muß töten, oder andere töten mich. Verstehen? Nein? Ist so: mit keine Brand darf nicht töten und nicht getötet werden. Mit viele Brand« – es zeigte, daß ein Arm mit vielen solchen Narben bedeckt sein konnte – »ich nicht töten, niemand mich töten. Aber Sessine wird nicht haben viele Brand. Nächste Zeit wird jemand kommen zum Ältesten und ihm zeigen diese Brand, die er hat ausgeschnitten aus mir, dann wird Ältester seinen Arm brennen, daß er diesen getötet hat.«
    »Aber warum das alles?« fragte Alex entsetzt. Er fand es abstoßend, wenn Leben zerstört wurde. Er selbst tat es nur, wenn ihm keine andere Wahl blieb – um zu essen, wenn er Nahrung brauchte, um Muster zu sammeln, in Selbstverteidigung, wenn er nicht anders konnte. Aber töten, nur um zu töten und Trophäen zu sammeln, wie diese Wesen es zu tun schienen, war für ihn unfaßbar und ekelhaft.
    Sessine war über seine Unwissenheit sehr erstaunt.
    »Muß so sein. Wie denn sonst?« Sessine versuchte zu erklären, da es Alex' Widerwillen zu fühlen

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