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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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Nebenhöhlen einfrieren und herausfallen.«
    Ham fand ein großes Stofftuch in seinem Werkzeugkasten, und die Brüder banden es um den Kopf des Skalden. »Und?«, fragte Wasily. »Wie sehe ich aus?«
    »Wie ein sehr kleiner Bandit«, sagte Fischmehl grinsend.
    »Ach, halt den Mund.«
    Sie waren so damit beschäftigt, ihre Kleidung zu ordnen und sich für eine Reise ins Inland zu rüsten, dass keiner von ihnen daran dachte, Vorkehrungen zu treffen, um den vierten Passagier des Flugzeuges vor der schneidenden Kälte zu schützen. Das lag zum Teil daran, dass sich keiner von ihnen an den abgetrennten Arm des Minotaurus erinnerte, der im hinteren Teil des Flugzeugs auf dem Boden lag. Außerdem hätten sie ihn unter keinen Umständen für einen Reisegefährten gehalten.
    Bis sich der Arm bewegte – aber das sah oder hörte keiner von ihnen. Bald begann er zu wachsen. Die Sehnen verbanden sich miteinander, die Knochen wuchsen zusammen und der Arm wurde allmählich größer. Als die Drei den Flughafen hinter sich gelassen hatten, waren zwei Augen erblüht, die beobachteten, wie sie in der Dunkelheit verschwanden, und ein Mund, der augenblicklich anfing zu schreien. Zu diesem Zeitpunkt waren sie bereits zu weit entfernt, um ihn zu hören.
    Jemand anderes aber hörte ihn.
    Nach einer Weile erstarb das Schreien.
     

     
    Der Skalde wies seine Gefährten an, zu einem kleinen Dorf östlich vom Flughafen zu wandern, das Song-up hieß. Es bestand aus über dreitausend strohgedeckten Häusern, die der Bezeichnung Bauerndorf alle Ehre machten. Es hätte zum größten Teil bewohnt sein müssen, doch allem Anschein nach war das Dorf ebenso verlassen wie die Stadt und der Flughafen.
    »Warum sind wir hier?«, fragte Ham. »Wohnt hier dein Freund?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Wasily. »Ich hatte gehofft, mich nach ihm umhören zu können. Das wird jedoch nicht möglich sein, wenn niemand hier ist. Ich habe euch hierher geführt, um euch zu zeigen, warum dieser Ort die Insel der Großväter genannt wird.«
    Er führte sie zu den Toren des Dorfes und fuhr auf dem Weg dorthin mit seiner Erklärung fort. »Der Name bezieht sich auf die Harubong, die ›steinernen Großväter‹. Das sind Totem-Statuen, die meist gar nicht so alt sind – die meisten wurden Mitte des siebzehnten Jahrhunderts geschaffen –, doch die Tradition und der spirituelle Glaube, die sich mit ihnen verbinden, gehen bis auf die Wurzeln östlicher Theologie zurück.«
    »Welchen Zweck hatten sie?« Fischmehl versuchte angestrengt, die Gestalten ausmachen zu können, die sich allmählich in der Ferne abzeichneten.
    »Die Statuen wurden in der Nähe der Tore der alten, von Mauern umgebenen Städte aufgestellt, um böse Geister abzuwehren«, sagte Wasily. »Außerdem hieß es, sie hätten einen günstigen Einfluss auf die Geburt männlicher Kinder, wenn ein Mann sie während der Schwangerschaft seiner Frau berührte. Sie sind unterschiedlich hoch, aber leicht zu erkennen – große Augen, abgerundete Schultern, die Hände ruhen bequem auf dem Bauch – und sie haben eine, ähm, ziemlich eigentümliche Gestalt.«
    »Tatsächlich«, rief Fischmehl aus, als sie beim ersten Harubong ankamen. »Die sehen aus wie riesige Penisse.«
    »Das würde den Glauben mit den männlichen Kindern erklären«, fügte Ham hinzu. »Sie sind ziemlich beeindruckend.«
    »Nicht alle sind so groß«, gab Wasily zu. »Manche von ihnen messen nur fünf Zentimeter.«
    »Danke«, sagte Ham, »aber irgendwie gibt mir das kein besseres Gefühl.«
    »Wie viele gibt es davon?«, fragte Fisch.
    »Tausende – viele, viele Tausend«, sagte Wasily. »Der Legende nach sind es ausgezeichnete Schutzgötter. Wenn wir also in Schwierigkeiten geraten, sollten wir sie um Hilfe anrufen.«
    »Klar doch«, sagte Hammurabi. »Schutzgötter in Penisgestalt. Warum überrascht mich hier nichts mehr?«
     

     
    Wasily führte sie zur westlichen Seite der Insel. Von dort gelangten sie leichter zu den Vulkankegeln, die das Herz des Gebirges ausmachten. »Die meisten Schlupfwinkel und Klöster befinden sich in Höhlen in den Bergen«, erklärte er. »Wenn wir einen der Mönche ausfindig machen können, kann dieser uns wahrscheinlich zu L führen.«
    »Was ist das überhaupt für ein Name – ›L‹?«, fragte Fischmehl grinsend.
    »War das sarkastisch gemeint? Ein Mann namens Fischmehl kommt mir sarkastisch?«
    »Schon gut«, sagte Fisch.
    Der Pfad, der um Mount Halla herumführte, war steil und unerwartet

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