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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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Recht.«
    »Was kann ich für euch tun?«, fragte Lucius. »Eure toten Mütter herbeirufen? Oder die Geister eurer Großväter, damit sie euch einen Rat geben können, wen ihr heiraten oder wie viele Kinder ihr in die Welt setzen sollt? Sucht ihr vielleicht nach einem verlorenen Schatz? Oder nur nach einem überzähligen Körper?«
    »Nichts von all dem«, sagte Wasily, »obwohl ich das letzte Angebot nicht ausschlagen würde, wenn du gerade einen zur Hand hättest. Wir möchten etwas von dir wissen. Wir suchen einen Mann, der vermutlich noch am Leben ist und der uns in einer Angelegenheit von höchster Wichtigkeit einen Rat geben soll. Und wir brauchen seinen Rat umgehend. Das Schicksal der Welt hängt davon ab.«
    »Sehr dramatisch«, sagte Lucius und legte einen Finger an die Wange. »Deine Fähigkeit zu improvisierter Rede hat sich verbessert. Und wen, wenn du die Frage gestattest, sucht ihr?«
    »L«, sagte Wasily. »Wir suchen nach dem Ankoriten L.«
    »Was?«, hauchte der goldene König und sein Gesicht verriet plötzliches Erschrecken. »Was willst du von ihm, Skalde?«
    »Bist du in letzter Zeit einmal vor der Tür gewesen? Auf mir unbekannte Weise ist es dazu gekommen, dass in diesem Augenblick ein neuer Teppich geknüpft wird. Und welches Muster auch immer der Welt aufgezwungen wurde – es ist nicht jenes, das vorgesehen war. Meines Wissens ist L der einzige Mensch, der möglicherweise über die Informationen verfügt, die wir benötigen, um den Prozess aufzuhalten. Wirst du uns helfen? Kannst du uns sagen, wo wir ihn finden?«
    »Wenn wir uns nicht bereits in der Hölle befänden«, sagte Lucius finster, »würde ich euch auffordern, dorthin zu fahren. Aber da die Welt – so wie ihr sie kennt – anscheinend vor die Hunde geht, bin ich mit dem Wissen zufrieden, dass das kommende Elend annähernd den gleichen Zweck erfüllen wird und fordere euch nur auf zu verschwinden.«
    »Seht ihr?«, sagte Smotay. »Ich habe es euch von Anfang an gesagt: Der ganze Aufwand bringt rein gar nichts. Ihr könnt genauso gut zurückkehren, wenn ihr nicht lieber gleich hier bleiben wollt. Selbstverständlich sind wir alle tot, aber wenn ich euch richtig verstanden habe, werdet auch ihr es bald sein.«
     

     
    »Warte«, rief Fischmehl Lucius hinterher, als die Plattform, auf der der König stand, in die Erde zu sinken begann. »Bitte, wenn du uns schon nicht helfen willst, kannst du uns dann wenigstens den Grund dafür nennen?«
    Die Plattform hielt an und der goldene König betrachtete den Kartografen abschätzend. »Du bist ziemlich jung und musst noch lernen, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie zu sein scheinen. Nimm dich vor deinem Freund in Acht«, sagte er und wies auf den Skalden. »Er erzählt wahre Geschichten, doch was er sagt, entspricht nicht immer der Wahrheit.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass Wasily sich alle Mühe geben mag, jemanden zu finden, der eure Welt retten kann. Es gab jedoch einmal eine Zeit, als er genauso viel Mühe darauf verwandt hat, eine zu zerstören. Das war meine Welt. Nein«, schloss er bitter. »Sucht anderswo Hilfe. Ich habe mir hier bei den Toten ein Königreich geschaffen, und nichts aus der Oberwelt wird mir zurückbringen, was ich verloren habe.«
    »Dann«, flehte Fisch, »sag uns bitte die Wahrheit. Verweigere uns deine Hilfe, wenn du willst, doch wenn man uns Lügen erzählt hat, dann sag uns, wie es wirklich gewesen ist – gib mir, was du nicht gehabt hast.«
    »Die Wahrheit? Also gut. Hör zu, du kleiner Diplomat«, sagte Lucius. »Vor langer Zeit bin ich ein mächtiger König gewesen, aber ich sehnte mich danach, noch mächtiger zu sein. Eine Prophetin mit Namen Sibylle von Cumae kam zu mir und sagte mir, es sei meine Bestimmung, große Veränderungen auf der Erde herbeizuführen, und dass der Weg, den ich einzuschlagen hätte, in neun prophetischen Büchern aufgezeichnet sei. In meiner Eile feilschte ich um den Preis: Das war ein Fehler. Sie warf drei der Bände ins Feuer und verdoppelte ihren Preis. Ich scheute erneut zurück und drei weitere Bücher wurden zu Asche, während sich der Preis noch einmal verdoppelte. Schließlich erwarb ich die letzten drei Bücher, doch diese allein waren für mich nutzlos. Ich zog mich zurück und sah zu, wie andere Herrscher sich mühten, das zusammenzuhalten, was ich aufgebaut hatte. Doch keinem von ihnen war das Schicksal wohlgesonnen. Schließlich unternahm der größte Regent von Rom, einer meiner Enkel, eine

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