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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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Freund«, sagte Duk zu Fischmehl, »macht keine ehrenhaften Geschäfte.« Wieder neigte er den Kopf und flüsterte. »Ich bin eins mit allem, ich bin nichts. Ich bin Stein, lebendig und tot, kalt und stumm; die Erde, die zurückfordert, was ihr gehört…«
    Mit einem Ekel erregenden Knirschen wurden die Krieger auf dem Felsen zwischen zwei Gesteinssäulen zerquetscht, die aus dem Boden geschossen waren, als seien sie lebendig. Eine dritte wehrte die Pfeile ab und stürzte dann auf die Krieger auf dem Eis hinunter. Pickering sprang zur Seite, doch seine Beine gerieten unter den herabfallenden Felsen, der das Eis unter ihm zerschmetterte.
    »Gut gespielt«, krächzte er, während der Fels ihn durch das Eis ins Wasser mitriss. »Du hast deine Verbündeten gut gewählt, Fischmehl. Trotzdem wird es dir nichts nützen, wenn Saturn erscheint, um das Seine zu fordern. Leb wohl…«
    Pickering verschwand unter den eisigen Wellen. Eine erneute Verschiebung im Fels ließ einige weitere Tonnen Gestein in das Loch im Eis stürzen.
    »Leben Sie wohl, Kapitän«, sagte Fischmehl.
     

     
    Während die Brandung über das zerbrochene Eis schäumte und die Trümmer der Auseinandersetzung auf das Meer hinaustrug, hockte sich Hammurabi auf einen hohen Felsvorsprung und ließ seine Blicke über die Überreste der Schlacht gleiten. »Allah behüte uns«, hauchte er, immer noch fassungslos von dem unglaublichen Schauspiel der Zerstörung, dessen Zeuge er geworden war. »Allah behüte uns.«
    »Allah mag dich behüten«, sagte Bragi beiläufig, »aber der Buddha kann dir mächtig in den Hintern treten.«

 
KAPITEL ZWÖLF
Die dunkle Vergangenheit
     
    Bis die Gefährten den Flughafen erreicht hatten und sich mit der Beechcraft in der Luft befanden, wagte keiner von ihnen zu sprechen. Bereits vor Pickerings Auftauchen mussten sie zu viele Informationen verdauen. Die neuen Fragen, die er aufgeworfen hatte, machten jede Äußerung beinahe unerträglich – als würden Worte den Dingen Gestalt verleihen und sie dadurch unüberwindbar machen.
    Schließlich brach Fischmehl das Schweigen. »Was er da gesagt hat – ist das wahr?«
    »Dass du ein Erlkönig bist?«, erwiderte Duk. »Ich denke schon.«
    »Hast du das gewusst?«, fragte Fisch Bragi. »Hast du es die ganze Zeit gewusst?«
    Der Skalde erwiderte seinen Blick sichtlich beklommen. »Nicht sicher. Du bist nicht wie andere, denen ich begegnet bin – ganz und gar nicht. Bis jetzt konnte ich mir nie wirklich sicher sein. Ich frage mich allerdings, woher er es gewusst hat und warum er dich umbringen wollte.«
    »Der Minotaurus hat deine zweite Frage selbst beantwortet«, sagte Duk. »Alle lebenden Erlkönige stehen auf der Abschussliste. Irgendjemand versucht, die Galder- Umkehrung zu einem Abschluss zu bringen. Wenn wir alle tot sind, kann keiner von uns geopfert werden, um sie wieder in ihr Gegenteil zu verkehren.«
    »Warum sollte er euch beide dann nicht ebenfalls töten?«, warf Ham ein. »Man sollte meinen, dass ihr ganz oben auf der Liste steht.«
    »Bei mir ist die Sache etwas zwiespältig«, sagte Duk, »wegen meiner Vorliebe für Wiedergeburten. Und was Bragi angeht…«
    »Ich bin bereits tot«, sagte Bragi.
    »Er ist tot«, sagte Duk, »theoretisch jedenfalls. Was ich dich fragen wollte, B: Wie ist es dir eigentlich gelungen zu überleben?«
    Der Skalde streckte seine Zunge heraus. »Eng mange kunge ngin ngagige lumen engegitscht.«
    »Oh«, sagte Duk. »Wie nett von Odin.«
    »Das kannst du laut sagen«, erwiderte Bragi.
    »Eine andere Sache – diese Flotte, ich habe sie wiedererkannt. Es handelte sich um die legendäre ›Verlorene Flotte‹ von Khubilai Khan. Viertausend Schiffe und über einhunderttausend Männer, die von Häfen in China und Korea ausgesandt wurden, um Japan zu erobern. Es war die größte Kriegsmacht, die jemals aufgestellt wurde, und man ging davon aus, dass die Japaner ihr nichts würden entgegensetzen können. Dann kam aus heiterem Himmel ein gewaltiger Sturm auf, der ›Göttliche Wind‹, und versenkte die Flotte bis zum letzten Mann und Holzsplitter.«
    »So wie du es heute getan hast.«
    »Es tut mir Leid«, sagte Duk, »aber er war äußerst unhöflich.«
    »Kein Problem«, sagte Bragi. »Warum macht es dir Sorgen, dass du die Flotte erkannt hast?«
    »Alle Anzeichen, die wir bisher gesehen haben, deuteten darauf hin, dass der Galder- Umkehrung ein sehr altes Muster zugrunde liegt, sogar eines der ältesten überhaupt. Alle Ereignisse müssten sich

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