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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Auch die Frage der Unsterblichkeit hing damit zusammen. Doch wurde darüber soviel Unsinn geredet, daß sich wohl nur wenige wirklich Gedanken darüber gemacht hatten.
    Aber ihn, Cargill, begann das Ganze nun ein wenig zu beunruhigen. Als ein, wenn auch etwas ungewöhnliches Beispiel der Unsterblichkeit, könnte er seinen eigenen Fall nehmen. Er hatte seinen normalen Zeitpunkt des Todes um etwa vierhundert Jahre überlebt. Für ihn war deshalb die Frage, ob es eine Seele – oder Lebenskraft oder Geist, wie immer man es auch nennen mochte – gab oder nicht, mehr als rein rethorisch wie für die meisten.
    Er befand sich in einer kaum vorstellbaren Lage, die sämtliche Rätsel des Seins einschloß, selbst die versteckte Bedeutung des Phänomens der Seele, wie Tausende von Religionen mit ihren aber Tausenden von Göttern sie sahen. In gewisser Hinsicht war es falsch, diese Psyche oder Ka oder Lebenskraft als »Seele« zu bezeichnen, da dieses Wort automatisch an einen rein gefühlsmäßigen Glauben denken ließ, der nicht zu beweisen war. Handelte es sich dabei jedoch um ein Phänomen, so war es bestimmten Gesetzen unterworfen und ließe sich wissenschaftlich ergründen, auch wenn diese Gesetze nicht die gleichen wie die des bekannten Raumzeitkontinuums waren.
    Wenn – dachte Cargill, als er hinter Lela in den Schweber stieg – wenn ich ein Energiefeld im Realuniversum bin, und jedesmal, wenn dieses Feld offenbar wird, jemand »aha!« sagt, haben wir eine neue Philosophie. Er schüttelte verwirrt den Kopf, aber irgendwie war ihm klar, daß er dieses Rätsel, das ihm jetzt so sehr zu schaffen machte, lösen mußte.
     
    Die Tage vergingen. Jeden Morgen erhob ihr Schweber sich, so hoch der Lichtantrieb es erlaubte. An klaren, wolkenlosen und sonnigen Tagen brachten sie es bis zu einer Höhe von fünf Kilometer. Bei Nebel dagegen konnten sie kaum weiter als einen halben Kilometer steigen. Und an wolkenschweren oder regnerischen Tagen hatten sie Schwierigkeiten, selbst über niedrige Hügel hinwegzukommen. Sie waren froh, wenn sie dann zwei- oder dreihundert Meter schafften.
    Es war ein seltsames, fast zeitloses Leben mit nichts zu tun, als auf die vorübergleitende Welt hinunterzuschauen oder zu schlafen oder im Wohnraum des Schiffes herumzusitzen und über einen Fluchtplan nachzugrübeln. Lela war das Hindernis. Cargill hatte nie ein so wachsames Mädchen gekannt. Sie schlief im Kontrollraum hinter der verschlossenen Tür. Und doch, kaum rührte er sich auch nur, ging schon das Licht dahinter an, und er sah, wie sie ihn durch die gläserne Tür beobachtete. Ihre Wachsamkeit vereitelte jegliche Fluchtmöglichkeit.
    Doch das Ende dieser Phase ihrer Beziehungen kam eines Abends – Cargill war nicht sicher, ob am zehnten oder elften Tag ihrer Reise in dem gestohlenen Schiff. Er hatte inzwischen viel seines Zeitgefühls eingebüßt. Als der Schweber im Gras neben einem Bach aufsetzte, öffnete er die Tür und verschwand mit schnellen Schritten zwischen den dichten Bäumen. Ein gedämpfter Wutschrei erklang hinter ihm, und kurz darauf zerschnitt der Strahl eines Scheinwerfers die Dunkelheit. Er stand im grellen Licht. Etwa zehn Meter vor ihm stürzte ein mit dem Hitzestrahler gefällter Baum versengt zu Boden.
    Cargill, der nicht erwartet hatte, daß Lela vom Kontrollraum aus auf ihn schießen konnte, blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Langsam kehrte er zum Schiff zurück. Er hatte ohnehin beschlossen gehabt, falls seine Flucht mißlang, ihr endlich die Meinung zu sagen.
    Zitternd vor Wut erwartete Lela ihn an der Tür. »Du hast versucht wegzulaufen!« fauchte sie ihn an.
    Cargill blieb stehen. Er blickte sie grimmig und durchdringend an. »Allerdings. Du bildest dir wohl ein, ich sei aus Stein.« Das Du kam wie von selbst. Sein Ton mußte wohl verraten haben, wie er es meinte, denn ihre wutverzerrten Züge glätteten sich. Bis zu einem gewissen Grad schauspielerte er auch nicht. Als unverheirateter Soldat im Feindgebiet war er nicht zu wählerisch gewesen, wenn er eine Frau brauchte. Und jetzt nach zehn oder elf Tagen allein mit Lela betrachtete er sie bereits aus weniger kritischen Augen. Sie war hübsch von der Frische der Jugend, und es steckte genügend Leidenschaftlichkeit in ihr, einen Mann zufriedenzustellen.
    Aber er hatte es auf mehr als nur ihre Eroberung abgesehen. Er wollte das Schiff übernehmen!
    Er blickte zu ihr hoch, wie sie so im herausstrahlenden Licht an der Tür stand. Sie hielt einen Schocker in

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