Der Zeitspieler
Kerl Cargill bei mir im Schiff, bis ich von Ihnen höre?« Ihre Stimme klang äußerst zufrieden.
»Richtig. Und wenn ich Ihnen die Nachricht zukommen lasse, bringen Sie ihn sofort zu der vereinbarten Stelle. Wenn es an der Zeit ist, werden Sie sich so viele Männer aussuchen können, wie Sie nur wollen.« Er machte eine Pause. »Welches Schiff?«
Cargill verstand nicht, was Carmean antwortete, aber sie mußte die Richtung angedeutet haben. Sie entfernten sich.
Lela kam aus ihrem Versteck herausgerannt. Atemlos blieb sie vor ihm stehen. »Schnell!« drängte sie. »Wir müssen gleich an Bord und dann sofort aufbrechen.«
»Wir?« fragte Cargill. Aber es war keine Zeit, jetzt über die Bedeutung des Plurals zu diskutieren. Ganz laut hörten sie das Klopfen auf Metall und dann Carmeans Stimme: »Bouvy, mach auf!«
In wenigen Sekunden würde seine Flucht entdeckt sein. Cargill ließ Lela den Vortritt in den Schweber, dann folgte er ihr eilig.
»Starten Sie das Schiff«, sagte er zu ihr. »Ich werde sie hier in Schach halten.« Er wußte zwar nicht, wie er das ohne Waffe bewerkstelligen würde, aber irgendwie hatte er das Gefühl, daß es wichtig war, die Tür offenzuhalten, bis der Schweber absetzte.
Es dauerte eine Weile, dann spürte Cargill, wie das Schiff zu vibrieren begann. Er hielt den Atem an und zählte die Sekunden, bis es sich erhob. Mit zitternden Fingern schloß er die Tür und rief Lela zu: »Könnten Sie das Licht ausschalten?«
Er bekam keine Antwort, aber es wurde dunkel. Vorsichtig öffnete er die Tür erneut und spähte hinaus. Ein Baumwipfel glitt nur Zentimeter unter ihnen hinweg. Die Langsamkeit, mit der die Bäume unter ihnen zurückblieben, verriet, wie gering die Geschwindigkeit dieser durch Sonnenenergie betriebenen Schiffe war.
»Ich werde zusehen, daß ich über den Fluß steuern kann. Dort gibt es mehr Licht. Folgt uns jemand?«
Cargill war nicht sicher. Er blickte zurück auf das Schweberlager, das offenbar zum Leben erwachte. Aber viel war davon nicht zu sehen, da Bäume und Buschwerk zu dicht waren. Er bemerkte, daß immer mehr Lichter aufleuchteten und hörte die durch die Entfernung gedämpften aufgeregten Stimmen. Aber es war unmöglich von hier aus zu erkennen, ob bereits ein Schiff die Verfolgung aufnahm.
Ihr Schweber wurde nun schneller. Cargill stellte fest, daß sie sich unmittelbar über dem Fluß befanden, und er verstand jetzt, was Lela bezweckte. Die Wasseroberfläche reflektierte Licht, und der Schweber bezog Energie davon. Er schätzte, daß ihre Geschwindigkeit nun bereits etwa fünfzehn Stundenkilometer betrug.
Langsam verschwand das Schweberlager hinter einer Flußbiegung. Als nichts mehr davon zu sehen war, schloß er die Tür und ging durch das Wohnzimmer. Es war größer als das im Schiff der Bouvys und vielleicht mit teurerem Mobiliar ausgestattet, aber ein großer Unterschied bestand nicht. Er warf einen Blick in den Kontrollraum.
Lela saß an der Steuerung. Sie ignorierte ihn. Cargill zögerte, dann kehrte er zur Außentür zurück, öffnete sie wieder und ließ sich dort nieder. Die nächste Stunde starrte er hinaus in die Nacht. Nach einer Weile kam der Mond hinter der Wolkendecke zum Vorschein, und das Schiff beschleunigte merklich. Doch immer noch befanden sie sich nur wenige Meter über den Baumwipfeln.
8.
Der Prediger hörte sich Cargills Einwände mit gerunzelter Stirn an. Er war ein großer, grimmig aussehender Mann, und er schien offenbar nicht zu verstehen, was Cargill ihm klarmachen wollte. Doch allmählich verwandelte seine Verwirrung sich in Überraschung und Zorn. »Das gibt es doch nicht!« knurrte er. »Ein Zwischner, der sich weigert, eines unserer Mädchen zu heiraten ...« Unerwartet holte er mit der Faust zu einem Kinnhaken aus.
Cargill konnte sich gerade noch ducken und entging so der vollen Wucht des Schlages. Trotzdem beförderte der Hieb ihn durch das halbe Zimmer. Mit zusammengekniffenen Augen und zum Sprung geduckt, setzte er jetzt zum Angriff an.
»Ich schieße auf deinen Fuß, daß du nie wieder laufen kannst!« drohte Lela, »wenn du einen Streit anfängst.«
Die Drohung stoppte Cargill. Er war überzeugt, daß Lela es tatsächlich tun würde, schon um ihn dadurch an sich zu fesseln. Damit wäre seine Möglichkeit, je freizukommen, für immer dahin.
»Sadie!« brüllte der Prediger. Eine kleine Frau huschte in das Zimmer und blieb atemlos stehen. »Ja, Henry?«
»Halte diesen Zwischner in Schach«, befahl
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