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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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hatten, eine politische Macht, mit der man rechnen mußte.
    Das gespannte Verhältnis zwischen Schwebern und den Bodenständigen verschärfte sich mit den Jahren noch. Es gab niemanden, der nicht Partei ergriff. Einige der Bodenständigen kauften sich ebenfalls Schiffe und schlossen sich den Luftvagabunden an. Manche der Schweber andererseits, die sich vage der Gefahr für die Gesellschaft bewußt wurden, kehrten aus einer Art Moralgefühl heraus auf den Boden zurück.
    Zu letzteren gehörte ein älterer Mann namens William Thompson, sein erwachsener Sohn Pinkey und seine Tochter Christina. Pinkey blieb ledig und war deshalb nicht mehr als ein Reizstoff im Schlamm der Zeit. Er lebte und beeinflußte so jene, mit denen er zusammenkam. Was immer er auch im Mutterleib angenommen hatte, machte sich indirekt bemerkbar. Es sollte noch einige Zeit vergehen, bis die Psychologen beweisen konnten, daß seelische Spannungen der Väter auch das ungeborene Kind beeinflussen konnten. Aber Pinkey zeugte keine Kinder.
    Als Christina Thompson, seine Schwester, aus den Lüften zurückkehrte, war ihre Großmutter, Marie Chanette, seit einundsechzig Jahren tot. Die emotionellen Wellen ihres Todes schlugen jedoch immer noch weitere Kreise. Die innere Anspannung ihrer Mutter hatte zu Christinas Frühgeburt im achten Monat geführt. Der siebte Schwangerschaftsmonat wäre günstiger gewesen, da im achten bestimmte Wachstumsprozesse im Kind auftreten, die besser ungestört bleiben. Nun, dieser Prozeß wurde bei Christina gestört. Sie wurde ein stilles, in sich gekehrtes Kind, das häufig ohne erkennbare Ursache in Tränen ausbrach. In jüngeren Jahren stellte sie oft ein Problem für ihren Vater und Bruder dar. Sie wußte in etwa, wie ihre Großmutter den Tod gefunden hatte. Was sie nicht wußte, war, daß die neuesten Erkenntnisse der Psychologie so weit gingen, die Ursache psychischer Störungen in bestimmten Fällen in der Vergangenheit zu suchen.
    Christina nahm widerwillig einen Job an. Im Alter von achtundzwanzig heiratete sie den Sohn eines ehemaligen Schwebers. Ihre drei Kinder, die ziemlich schnell hintereinander kamen, litten unter der Armut ihrer Eltern, die jeden Pfennig zur Seite legten, um sich ein Schiff kaufen zu können, um damit die drückende Last des Lebens auf festem Boden für immer zurückzulassen.
    Zwei der Kinder träumten diesen Traum mit ihren Eltern, aber das zweitgeborene Kind, ein Mädchen, reagierte heftig auf diese Einstellung der anderen. Allein die Rede davon beunruhigte sie und raubte ihr das Gefühl der Geborgenheit. Es machte sie nicht gerade beliebt, als sie ihren Eltern und Geschwistern ihre Meinung offenbarte. Daraus lernte sie, sich zu verstellen und einen nicht vorhandenen Enthusiasmus für den Schweberplan vorzutäuschen. Mit achtzehn brannte sie jedoch durch, und zwar am gleichen Tag, als der schwerersparte Schweber erstanden wurde.
    Sie wechselte mehrmals ihre Stellungen, bis sie mit einundzwanzig für eine kleine Lufttransportfirma zu arbeiten anfing. Die Firma war so klein, daß kaum der Lebensunterhalt für die Besitzer, Vater und Sohn, heraussprang, nicht zu reden von dem minimalen Gehalt für sie. Doch sie blieb, weil sie den Sohn liebte und mit zweiundzwanzig auch heiratete. Es sah nicht aus, als hätte sie eine vorteilhafte Partie gemacht, aber es war eine Liebesheirat, und erstaunlicherweise begann das Geschäft von da ab zu florieren. Ihr Mann bewies eine glückliche Hand, und sie konnten sich bald ein großes Haus leisten.
    Sie hatten zwei Kinder, Betty und Jack, die sich zum Leidwesen ihrer Erzeuger beide zu Neurotikern entwickelten. Es besserte sich auch trotz bester Pflege und Behandlung nicht in dem Maß, wie die Eltern es erhofft hatten. Als sie vierundzwanzig war, riet ihr Psychiater Betty Lane, sich an die Gesellschaft zur psychischen Wiederherstellung zu wenden, daß ihre Schwierigkeiten nicht in ihrer eigenen Kindheit begründet lagen. Sie folgte dem Rat. Eine Untersuchung wurde angestellt, der zur Folge man annahm, daß der Unfalltod Marie Chanettes verantwortlich war.
    »... und das«, sagte die Stimme aus der Luft vor Cargill, »erklärt, weshalb Sie sich hier in der Therapiezelle befinden. Morgen früh müssen wir Sie töten, um die Folgen von Marie Chanettes gewaltsamen Tod rückgängig zu machen. Das ist alles.« Darauf herrschte Stille. Der Sprecher hatte sich offenbar zurückgezogen.
    Eine Stunde lang lief Cargill wie ein gereizter Löwe im Zimmer auf und ab. Es war

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