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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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geworden, daß es sich nur um eine geringfügige Verletzung handelte. Sofort spürte er den Schmerz, und das eigenartige Gefühl, weit weg zu sein, war verschwunden.
    Es schien ihm wie ein Hinweis in dieser Suche, die ihm – vor allen anderen Menschen auf der Welt – die Offenbarung bringen mußte. Aber sie hatte zu warten. Geistesabwesend erkannte er, daß jetzt nicht die Zeit dazu war. Theoretisch war es möglich, daß ein Mensch das Rätsel der Jahrhunderte in einer Stunde lösen konnte. Das ausschlaggebende Element war die Hypothese, mit der man die Sache anging. Auch in diesem Fall brauchte man nur die richtigen Fragen zu stellen, um die richtigen Antworten zu bekommen.
    Im Augenblick jedoch mußte er seine ganze Aufmerksamkeit seiner gegenwärtigen Lage zuwenden, um eine Möglichkeit zu finden, ein zweites Mal von hier herauszukommen.
    Er dachte plötzlich an Lela und was mit ihr geschehen war. Oder vielmehr, was mit ihr geschehen würde. Er durfte nicht vergessen, daß das, was im Schweber passiert war, von jetzt gesehen mehrere Monate in der Zukunft lag. Benommen hing er einigen der möglichen Paradoxa nach.
    Aber er durfte auch damit jetzt keine Zeit verschwenden. Eilig sah er sich in dem Apartment um. Alles war noch genauso wie beim erstenmal. Das Bett sah aus, als hätte er gerade noch darin geschlafen. Er erinnerte sich an den zerschmetterten Stuhl und rannte in das Wohnzimmer zurück. Die Trümmer lagen noch in der Ecke, in die er sie wütend geschleudert hatte.
    Sein Bild der Beschränkung des Paradoxons wurde schärfer. Das war das Zimmer, nachdem Ann Reece ihn befreit hatte – aber nicht viel später.
    Cargill war, als müsse er eine unvorstellbare Last tragen. Der Druck, der sich auf ihn gelegt hatte, war anders als alles, was er bisher erlebt hatte. Die Situation war nicht dieselbe wie bei seiner ursprünglichen Ankunft hier, denn er sah sich nun der bedrückenden Erkenntnis gegenüber, daß diese Leute, diese Gesellschaft zur psychischen Wiederherstellung, die Möglichkeit hatten, einfach irgendein Ereignis, das ihnen nicht gefiel, in der Zeit zu ändern. Mit einer von ihnen verursachten Zeitumkehr konnten sie auslöschen, was ihnen nicht gepaßt hatte, und mit Hilfe ihrer Vorkenntnis waren sie in der Lage, beim nächstenmal das Geschehene nach ihrer Vorstellung zu lenken.
    Er hielt es für ziemlich wahrscheinlich, daß Grannis nun – nachdem er, Cargill, versucht hatte, die Schweber zur Revolution aufzuwiegeln – für den ursprünglichen Plan der Schatten war, ihn umzubringen. Das war die einfachste Methode, die kürzliche Vergangenheit ungeschehen zu machen.
    Die Gesellschaft, die nichts von den Monaten mit den Schwebern wußte, konnte ihn nun töten, ohne auch nur zu ahnen, daß Grannis ein Komplott gegen sie geschmiedet hatte. Da werde ich ihm einen Strich durch die Rechnung machen, beschloß Cargill grimmig. Sobald sie sich mit mir in Verbindung setzen, erzähle ich ihnen die ganze Geschichte. Er überlegte sich gerade den Wortlaut, als eine Stimme hinter ihm sagte: »Morton Cargill, es ist meine Pflicht, Sie auf den Tod vorzubereiten.«
    Der Augenblick zu handeln war gekommen. Cargill richtete sich hoch auf. Er kämpfte gegen seine Aufregung an und berichtete mit klarer und deutlicher Stimme, was er sich zu sagen vorgenommen hatte. Nach etwa sechs Sätzen unterbrach ihn der Unsichtbare, doch war es keine absichtliche Unterbrechung. Seine Stimme hörte sich an, als hätte er überhaupt nichts von Cargills Worten vernommen.
    Die Stimme erklärte: »Ereignisse sind absolut überzeugend. Ich werde Ihnen nun das komplexe Problem beschreiben, mit dem Sie uns konfrontierten, weil Marie Chanette im zwanzigsten Jahrhundert tödlich verunglückte.«
    Cargill konnte es nicht lassen. »Einen Augenblick!« rief er. »Das haben Sie mir schon einmal erklärt.«
    »Gewalt wirkt sich nicht nur auf ein Individuum aus, sondern auch auf zukünftige Generationen.«
    Jetzt brüllte Cargill: »Hören Sie mir zu. Ein Komplott ...«
    »Es ist wie ein Stein«, dröhnte die Stimme fort, als wäre sie nie unterbrochen worden, »der mit aller Kraft in einen grenzenlosen See geworfen wird. Die Wellen breiten sich in alle Unendlichkeit aus und spülen so manches unvorstellbare Strandgut an die Ufer.«
    Cargill zitterte vor Grimm. »Ihr hirnverbrannten Idioten!« schrillte er. »Ihr könnt mich doch nicht einfach hier eingesperrt haben, ohne mir auch nur die Möglichkeit zu geben, mit euch zu sprechen!«
    Pausenlos

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