Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
doch ein Verständnis der Zeit verliehen, das durchaus nicht komplex war. Man brauchte der Lebensenergie nur etwas zu geben, an das sie sich festhalten konnte, und sobald sie sich daran klammerte und es nicht mehr ausließ, gab es die Zeit. Die Zeit war ein Haben. Indem man dem physikalischen Universum die Lebensenergie zum Festhalten gegeben hatte, war damit die Zeit geboren. Er brauchte sich nicht erst auszumalen, wie starr dieses Festhalten sein konnte. Er hatte es erlebt.
    Lan Bruch fuhr fort: »Wir haben ein verhältnismäßig festes Existenzmuster bis etwa zur Zeit des Krieges zwischen Zwischnern und Schatten. Zu dieser Periode kam es zu einer Krümmung oder Falte oder einem Defekt im Raumzeitkontinuum. Was danach geschah, liegt uns verborgen. Cargill, wir müssen Merlika zur echten Existenz verhelfen und somit eine feste Realität für diesen Planeten vom vierundzwanzigsten Jahrhundert bis jetzt schaffen. Das läßt sich jedoch nur ermöglichen, wenn die Zwischner den Krieg gewinnen.«
    Cargill warf noch einmal einen Blick hinaus aus dem Fenster, auf die Wolken und Berggipfel und die verschwommen sichtbare Stadt. Er schüttelte nachdenklich den Kopf und dachte, sie haben offenbar noch nichts, an das sie sich festhalten können. Laut sagte: »Was kann ich denn tun, um den Zwischnern zum Sieg zu verhelfen?«
    Da geschah etwas Erstaunliches. Er sah deutlich, wie sich Lan Bruchs Lippen bewegten, doch er hörte keinen Laut. Er lehnte sich angespannt vor. Aber das ganze Bild verblich – der Tisch, Bruch, ja das gesamte Zimmer verschwamm, erzitterte und löste sich auf. In einem Herzschlag war alles verschwunden.
    Er lag wieder im Bett. Er erwachte abrupt und wurde sich dreierlei gleichzeitig bewußt – er war zurück in Ann Reeces Haus, es war heller Tag, und eine Stimme unmittelbar über seinem Kopf sagte: »Die Losung für Sie zu handeln, ist der Satz, ›Besuchen Sie uns doch einmal‹.«
    Er war einen Augenblick völlig verwirrt. War das Ganze nur ein Traum gewesen, vielleicht durch das Hypnogerät verursacht? Während er sich anzog, ließ er sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. Der Kurzaufenthalt in Merlika gab ihm am meisten zu denken. Er erinnerte sich des beunruhigenden Gefühls, er habe geglaubt, nicht im eigenen Körper zu stecken. Ich war nicht in der Zukunft, sagte er sich. Jemand versuchte, mir etwas vorzugaukeln.
    Die Wirklichkeit Merlikas, des radioaktiven Sees und der titanischen schwarzen Statue schien ihm plötzlich weniger glaubhaft. Er grinste unwillkürlich verlegen. Wenn man erst einmal darüber nachdachte, was die menschliche Seele wirklich sein mochte, kam man auf die irrsten Dinge. Und doch ... Und doch widerstrebte es ihm, die Idee ganz von sich zu weisen, daß ihm ein Blick durch die Illusion materieller Dinge auf Bilder gestattet gewesen war, die sich ein Mensch kaum ausmalen konnte. Er erinnerte sich an den alten Menschheitsglauben, daß Gott in jedem war, und er fragte sich: Als ich den See und die Statue betrachtete, war ich da ein Teil Gottes? Es war ihm nicht ganz so vorgekommen. Er hatte einen Zweck verfolgt, als er diese beiden Lebensformen schuf, doch dieser Zweck existierte schon seit einer viel früheren »Zeit«. Es war fast, als hätte er einen Auftrag auszuführen bekommen, mit unbeschränkter Vollmacht. Und dieser Auftrag war von unendlicher Dringlichkeit.
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach seine Überlegungen. Cargill öffnete. »Miß Reece läßt Sie bitten, in zehn Minuten zum Frühstück zu kommen«, meldete Granger, der Butler.
    Cargill betrat das Frühstückszimmer. Mit gerunzelter Stirn erinnerte er sich an das Gerät, das Ann Reece und ein Fremder in seinem Zimmer eingeschaltet hatten. »Sie glauben doch nicht, daß Sie mit Hypnose etwas bei mir erreichen?« wandte er sich statt eines Grußes an Ann, die in einem weißen Kleid am Tisch saß.
    Sie sah ihn an wie eine Katze, die den Kanarienvogel verschluckt hat. »Es ist nicht direkt Hypnose. Die Elektronikröhre, die wir verwendeten, beruht auf dem Prinzip, bei dem ein mal eins mal eins usw. eine Million oder Milliarde, oder eben das ist, wozu man sie einstellt. Als wir die Röhre gestern abend einschalteten, prägte sie in Ihr Gehirn ein Muster ein, das nur eine anders programmierte Röhre wieder aufheben kann.« Sie zuckte die Schultern. »Jetzt sind Sie jedenfalls ausgebildet und konditioniert. Sie können niemandem etwas von unserem Plan erzählen. Und wenn Sie die Losung bekommen, werden Ihre Beine

Weitere Kostenlose Bücher