Der Zeitspieler
eingeweiht.«
»Schau nach, wie weit das Abendessen ist«, sagte er sanft. »Ich werde mich einstweilen ein wenig umsehen.« Er trat hinaus auf die Terrasse, überquerte den Garten. Als er über den Zaun klettern wollte, hielt ihn ein Posten auf.
»Kehren Sie ins Haus zurück!« befahl der Mann scharf. Er hatte einen Schocker auf Cargill gerichtet.
Cargill tat, als gehorche er. Doch statt zum Haus ging er zum vorderen Tor. Es war offen. Als er hindurchtrat, kam ein Posten hinter einem Baum hervor und deutete ihm wütend an umzukehren.
Innerhalb weniger Minuten zählte Cargill neun bewaffnete Wachen. Als er ins Haus zurückkehrte, wartete dort Kommandeur Greer mit Ann auf ihn. »Tut mir leid, Mr. Cargill«, entschuldigte er sich. »Aber wir dürfen keine Risiken eingehen. Grannis sagte uns, daß es zu einer Rebellion kommen würde, deshalb haben wir alle Offiziere zu ihren Einheiten zurückgerufen. Vorsichtshalber schicken wir Sie gleich heute nach dem Abendessen nach Schattenstadt.«
Greer blieb zum Essen. Als Granger den Tisch abräumte, und Ann mit Cargill dem Offizier zur Tür folgte, flüsterte Ann: »Versuche, mir einen Abschiedskuß zu geben. Ich werde so tun, als wehrte ich mich.«
Ein schweberähnliches Flugzeug mit Volorantrieb wartete auf dem Rasen auf sie. Cargill drehte sich zu Ann um und sagte so spöttisch er nur konnte: »Miß Reece, Sie machten sich einmal den Spaß zu erwähnen, Sie würden mir mit Vergnügen einen Abschiedskuß geben, wenn ich nur von hier wegginge. Jetzt bestehe ich darauf.«
Er wartete gar nicht auf ihre Erwiderung. Er legte eine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf, dann drückte er seine Lippen fest auf ihre. Das Schlimme war nur, daß sie sich nicht besonders wehrte. Glücklicherweise hielten die Posten seinen Zug für einen Angriff und rissen ihn vor ihr weg.
»Auf Wiedersehen, Liebling!« rief Cargill vergnügt. »Ich komme bald zurück.« Er staunte selbst, daß er es ernst meinte. Er fühlte sich ungemein angezogen von Ann. Ich werde verrückt, dachte er. Ich glaube, ich liebe sie wirklich.
Die Metalltür schloß sich hinter ihm, und das Flugschiff hob ab. Als er sich auf einen Sitz fallen ließ, wurde er sich wieder der rauhen Wirklichkeit bewußt. Ich bin mir immer noch nicht schlüssig, was ich tun soll, dachte er. Nachdenklich betrachtete er die Besatzungsmitglieder. Er erkannte keinen der fünf Männer, aber sicher hatten auch sie zu seinen Schülern gehört. Obgleich er bezweifelte, daß er ihre Einstellung ändern konnte, wollte er es zumindest versuchen.
Er wartete, bis der Kopilot sich umdrehte, dann winkte er ihn zu sich. Der Mann sprach mit dem Flugzeugführer, der ihm offensichtlich Erlaubnis gab, dann kam er zu Cargill.
»Ja, Sir?« fragte er höflich.
»Haben Sie Ihr Testament gemacht?« fragte Cargill ihn.
»Nein, Sir«, erwiderte der Kopilot steif.
Irgendwie fand Cargill die ganze Situation schrecklich komisch. Er begann zu lachen. »Dann machen Sie es lieber. Es ist Ihnen doch klar, daß so mancher aus dem Krieg nicht mehr zurückkehrt. Oder kommen Sie nicht in Einsatz?«
»Doch, Sir, ich habe mich freiwillig gemeldet.«
»Freiwillig!« jetzt brüllte Cargill vor Lachen. Er konnte sich nicht mehr beruhigen. Die Tränen liefen ihm über die Wangen, als er mühsam, vom Lachen geschüttelt, hervorstieß: »Das ist die richtige Einstellung, mein Junge. Was wir in dieser Armee brauchen, sind Freiwillige, die bereit sind, für die gute alte Alma Mater ihr Leben einzusetzen – oh, Verzeihung, ich bringe die Begriffe durcheinander – oder sind es die Räume?« Das war ein besonderer Witz aus seinen Träumen. Es zerriß ihm fast die Rippen, ehe das Gelächter sich legte.
»Sie müssen sich mit der Wirklichkeit abfinden, Sir«, mahnte der Kopilot, offenbar ein sehr ernsthafter junger Mann.
Das war fast zuviel für Cargill. Als er endlich sein Lachen bezwang, sagte er: »Ja, sehen Sie nur der Wirklichkeit tapfer ins Auge und erstatten Sie mir jeden Tag Bericht. Es ist sehr wichtig, in Verbindung zu bleiben.«
»Es tut mir leid, daß es Sie so mitgenommen hat«, murmelte der Kopilot und wandte sich zum Gehen.
Cargill starrte ihm nach. »Jetzt wird er melden, daß ich übergeschnappt bin«, sagte er laut.
Ein älterer Offizier beugte sich über ihn. »Ich würde vorschlagen, daß Sie jetzt schlafen, Sir. Wir haben noch einen langen Flug vor uns. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen ein Beruhigungsmittel geben.«
Cargill seufzte. Er hatte gelacht,
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