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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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heraus war. Aber es wäre eine Möglichkeit freizukommen. Cargill wollte sich auf den Weg machen, aber nichts geschah. Wie erstarrt stand er still. Da erinnerte er sich an die Röhre, die ihn konditioniert hatte. Langsam ging er geradeaus und versuchte plötzlich seitlich auszubrechen. Die Muskeln gehorchten nicht. Mit bleichem Gesicht, aber entschlossen, dachte er: Na gut, dann bleibe ich eben hier stehen und benehme mich so auffallend, daß die Schatten mißtrauisch werden.
    Doch seine Beine bewegten sich von selbst. Es sah bestimmt völlig normal aus. Er versuchte sie anzuhalten, aber er wußte offenbar nicht mehr wie. Unfreiwillig, doch ohne das Gefühl, sich wie ein Roboter zu bewegen, spazierte er über das Gras zu dem Gebäude. Vor der Tür gestatteten seine Beine ihm nur, solange anzuhalten, bis eine Frau hinter einer dicken Glasscheibe auf einen Knopf drückte, um ihn einzulassen. Einen Augenblick später war er im Innern.
     

 
16.
     
    Die Tür schloß sich hinter ihm, und jetzt konnte er stehenbleiben. Trotz seiner Anspannung war er neugierig. Interessiert betrachtete er die junge Frau, die hinter einem Schreibtisch saß. War sie ein Schatten, fragte er sich. Wie erwartet, sah sie sehr intelligent aus, aber sie hatte auch eine Ausstrahlung, die er nicht definieren konnte.
    Sie lächelte ihn an und sagte mit freundlicher, klangvoller Stimme: »Wir freuen uns sehr, daß Sie von allein hierhergekommen sind. Wir heißen Sie herzlich willkommen und wünschen Ihnen viel Glück. Wir möchten, daß Sie einer von uns werden.«
    Cargill betrachtete sie innerlich mißtrauisch. Die beabsichtigte psychologische Wirkung hinter der freundlichen Begrüßung beeindruckte ihn, aber, was ihn betraf, verfehlte sie ihren Zweck. Er hatte zu viele Wände als Schutz gegen eine emotionelle Bresche um sich errichtet.
    »Gehen Sie durch diese Tür«, bat die junge Frau und drückte auf einen Knopf.
    Cargill hatte bereits einen Blick durch die Glastür geworfen, die auf einen weiten Marmorkorridor hinausführte, der schräg nach rechts abbog. »Danke.« Er lächelte das Mädchen an und ging durch diese Tür. Zwei sympathische, etwa vierzigjährige Frauen saßen in einer Art Registratur zwischen Karteikästen. Sie blickten ihm entgegen, als er dem Gang rechts folgte.
    »Sie sind ein gutaussehender junger Mann«, sagte eine. »Wir wünschen Ihnen viel Glück.« Die andere kam hinter ihrem Schreibtisch hervor. »Bitte folgen Sie mir«, bat sie.
    Sie schritt ihm voraus durch den Korridor, hinter dessen Glasscheiben sich rechts und links kleine Büros befanden. Cargills Begleiterin blieb vor einem stehen und öffnete die Tür. »Da hast du den Hauptgewinn des Tages, Moira.« Sie legte ihre Hand sanft auf Cargills Ärmel. »Viel Glück, junger Mann.«
    »Danke«, erwiderte er automatisch und trat in das Büro. Das junge Mädchen, Moira, betrachtete ihn einen Augenblick nachdenklich. Dann sagte sie: »Sie gefallen mir.«
    Wieder murmelte er trocken: »danke«. Er begann zu begreifen. Und die Idee war eigentlich recht wirkungsvoll. In wenigen Minuten hatte man ihm das Gefühl gegeben, willkommen zu sein.
    »Sind Sie ein Zyniker?« fragte Moira lächelnd.
    Das kam unerwartet. »Nein«, wehrte Cargill ab. »Ich halte Ihr System für ausgezeichnet.«
    »Es schadet mir nicht, wenn ich Ihnen sage, daß Sie mir gefallen«, erklärte ihm das Mädchen. »Weshalb sollte ich es also nicht? Sind Sie so nett und schließen Sie die Tür?«
    Cargill tat es. »Ihre Empfangsmethode ist sehr geschickt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich freue mich, Sie aufklären zu dürfen. Es ist keine Methode, wie Sie annehmen, sie gehört ganz einfach zu unserer inneren Einstellung. Ein Teil unseres Lebens ist so schrecklich intellektuell, so präzise und wissenschaftlich, daß wir schon vor langer Zeit in zwischenmenschlichen Beziehungen eine echte Herzlichkeit entwickelten. Sie werden es selbst noch feststellen, wenn Sie erst in unserer Stadt sind. Aber bitte, setzen Sie sich doch.«
    Als Cargill sich auf einem Stuhl niedergelassen hatte, griff sie nach einer Karte und einem Stift. »Sie sind Morton Cargill, nicht wahr?«
    Cargill erstarrte. Er hatte beabsichtigt gehabt, einen falschen Namen anzugeben. Es blieb ihm offenbar nichts übrig, als bei der Wahrheit zu bleiben. Aber die möglichen Folgen dieser Identifikation beunruhigten ihn. Er hatte das Gefühl, jetzt endgültig festgenagelt zu sein. Seit er in dieses vierundzwanzigste Jahrhundert gekommen war, hatte er

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