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Der Zementgarten

Der Zementgarten

Titel: Der Zementgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McEwan
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zwischen uns geändert hatte. Lag es an meinen Bädern? Endlich sagte sie, »Nein, wahrscheinlich nicht«, und verschränkte die Arme mit einer Endgültigkeit, die andeutete, daß sie beleidigt war. Einen Augenblick beherrschte sie die Situation, im nächsten schwieg sie und wartete auf einen Angriff.
    Ich sagte aufgebracht, »Du hast Derek in den Keller gelassen.« Jetzt war alles anders zwischen uns. Julie ging durchs Zimmer, drehte das Licht an und stellte sich neben die Tür. Sie warf gereizt den Kopf zurück, um sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu schütteln. Ich saß ganz vorn auf der Bettkante und legte mir die Hand aufs Knie, wo die ihre gewesen war.
    »Hat er dir das erzählt, wie ihr. Billard gespielt habt?«
    »Ich habe nur zugesehen.«
    »Er fand den Schlüssel und ging hinunter, um sich umzuschauen«, sagte Julie.
    »Du hättest ihn hindern sollen.« Sie schüttelte den Kopf. Es war für sie ungewöhnlich, sich zu verteidigen, und ihre Stimme klang ungewohnt. »Er nahm sich den Schlüssel einfach. Es gibt nichts zu sehen da unten.«
    Ich sagte, »Du bist richtig wütend darüber geworden, und jetzt will er wissen warum.« Endlich war ich Julie in einer Auseinandersetzung einmal überlegen. Ich fing an, mit den Händen einen Rhythmus auf meine Knie zu klopfen und bemerkte kurz den süßen, fauligen Geruch.
    Plötzlich sagte Julie, »Weißt du, ich habe nicht mit ihm geschlafen oder sowas.« Ich trommelte weiter ohne aufzublicken. Dann, innerlich jubelnd, hielt ich inne und sagte, »Na und?« Aber Julie war schon aus dem Zimmer gegangen.
    Ich beugte mich über den Tisch, bekam Tom an seinem Latz zu fassen und zog ihn zu mir herüber. Er gab ein leises Wimmern von sich und danach einen Schrei. Julie brach ihre Unterhaltung ab und versuchte meine Finger aufzubiegen. Sue stand auf.
    »Was machst du da?« schrie Julie. »Laß ihn los.« Ich hatte Tom schon ein gutes Stück den Tisch langgezogen, bis ich losließ und er in Julies Arme zurückfiel.
    »Ich wollte ihm den Mund abwischen«, sagte ich, »ihr wart ja so ins Reden vertieft.« Tom versteckte das Gesicht in Julies Schoß und fing an zu weinen. Es klang täuschend echt wie Babygeheul.
    »Warum kannst du die Leute nicht in Ruhe lassen?« sagte Sue. »Was ist los mit dir?«
    Ich ging ziellos hinaus in den Garten. Es hörte gerade zu regnen auf. Die Wohnblocks waren häßlich mit ihren neuen Flecken, aber das Unkraut draußen vor unserem Zaun sah schon grüner aus. Ich ging durch den Garten, wie Vater es von allen immer gewünscht hatte, die winzigen Pfade entlang, die Stufen hinunter zum Teich. Die Treppe war unter Unkraut und Disteln schwer zu finden, und der Teich war ein gewelltes Stück schmutziges blaues Plastik. Etwas Regenwasser hatte sich auf dem Grund gesammelt. Wie ich um den Teich ging, spürte ich etwas Weiches unter meinem Fuß platzen. Ich war auf einen Frosch getreten. Er lag auf der Seite, ein langes Hinterbein in die Luft gestreckt, das in kleinen Kreisen zitterte. Eine dickliche, grüne Masse quoll ihm aus dem Bauch, und der Hautsack unter seinem Kinn blähte und leerte sich sehr schnell. Mit einem vorquellenden Auge schaute er betrübt und vorwurfslos zu mir herauf. Ich kniete neben ihm nieder und hob einen großen flachen Stein auf. Jetzt sah er mich an, als erwartete er Hilfe. Ich wartete in der Hoffnung, er würde sich erholen oder gleich sterben. Aber der Kehlsack füllte und leerte sich nur schneller, und er machte einen aussichtslosen Versuch, sich mit dem anderen Hinterbein aufzurichten. Seine kleinen Vorderbeine machten Schwimmbewegungen in der Luft. Sein gelbliches Auge schaute in das meine.
    »Das reicht«, sagte ich laut und ließ den flachen Stein hart auf den kleinen grünen Kopf heruntersausen. Als ich den Stein aufhob, hing der Frosch daran und fiel dann zu Boden. Ich fing an zu weinen. Ich suchte mir einen anderen Stein und hob damit einen kurzen, tiefen Graben aus. Als ich ihn mit einem Stecken hineinschob, sah ich seine Vorderbeine zittern. Ich deckte ihn schnell mit Erde zu und trat das Grab glatt.
    Ich hörte Schritte hinter mir und Dereks Stimme.
    »Was ist mit dir los?« Er stand mit weitgespreizten Beinen da und hatte sich über die Schulter einen weißen Regenmantel geworfen, der an einem seiner Finger hing.
    »Nichts«, sagte ich. Derek kam näher.
    »Was hast du da in der Erde?«
    »Nichts.« Mit der keilförmigen Spitze seines blankgeputzten Stiefels stocherte Derek im Boden.
    »Ich habe einen toten

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