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Der zerbrochene Himmel

Der zerbrochene Himmel

Titel: Der zerbrochene Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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vorübergehen«, sagte Michilino stirnrunzelnd. »Ich hab's schon unter kaltes Wasser gehalten, aber es geht nicht vorbei.«
      Marietta starrte weiter, ohne ein Wort zu sagen, ihr Atem war heftig geworden. Dann traf sie eine Entscheidung und machte das Licht aus.
    »Leg dich hin!«
      Michilino legte sich hin. Marietta drehte sich auf die Seite, Michilino drängte sich an ihren Rücken und suchte dann, weil es inzwischen so festgelegt war, mit der Hand die Brust der Cousine.
      »Ist dir das vorher noch nie passiert?« fragte Marietta im Dunkeln.
    »Doch.«
    »Und wann?«
    »Wenn ich Mussolini reden höre.«
      »Wirklich? Aber heute abend hat Mussolini doch gar nicht geredet.«
    »Nein, es war wegen etwas, das Papà gesagt hat.«
      »Tja, Michilì, du bist wirklich eigentümlich. So etwas passiert einem Mann, wenn er mit einer Frau zusammen ist, so wie wir beide jetzt. Aber wenn du mich umarmst, passiert dir das nicht.«
    »Ist das deinem Verlobten denn passiert?«
    »Immer, wenn er mit mir zusammen war.«
    »Und wie ist es bei ihm weggegangen?«
    »Darum hab' ich mich gekümmert.«
    »Und wie?«
      »Das kann ich dir jetzt nicht sagen. Hören wir auf zu reden. Versuchen wir zu schlafen.«
      Das war ein Wort: schlafen! Marietta konnte es nicht, denn ihr war, als würde der Kopfteil von Michilinos Stab, der genau am unteren Rücken lehnte (während das übrige glückselig in dem Nest lag, das durch die Vertiefung zwischen den beiden Pobacken gebildet wurde), als würde dieser Kopf hin und wieder einen Sprung machen und klopfen, es war, als würde er sagen: Öffne mir, öffne mir, um Himmels willen öffne mir, und jedes Klopfen hallte in ihrem ganzen Körper wider wie in einem leerstehenden Haus. Michilino tat das Vögelchen jetzt weh, gelegentlich nahm er es in eine Hand und versuchte, es in eine bessere Lage zu bringen, denn er hatte begriffen, daß es weniger schmerzte, wenn es an einer weicheren Stelle der Cousine lag. Und Marietta versuchte, durch einen Stoß mit ihrem Hinterteil den Stab zu entfernen, doch am Ende befand sie sich in einer schlimmeren Lage als zuvor. Nachdem beide eine halbe Stunde lang recht und schlecht ihre Position zu finden versucht hatten, fing Michilino an zu klagen: »Er tut mir weh! Maria Santa, wie weh er mir tut!«
      Inzwischen war Marietta am Ende. Sie konnte sich einfach nicht das Bild von der Scheune aus dem Sinn schlagen, als Balduzzo sie aufgefordert hatte, sich in die Schäfchenstellung zu bringen. Und Michilino, der seinen Arm um sie gelegt hatte, kam es vor, als würde er einen immer mehr auflodernden Holzscheit umarmen, so groß war die Hitze, die der Körper der Cousine aussandte.
      »Mach, daß es vergeht, Mariè! Mariè, hab Erbarmen, mach, daß es vergeht!«
    »Geh und halt ihn unter kaltes Wasser.«
    »Das hilft nicht.«
    »Versuch's noch mal und halt ihn länger drunter.«
      Michilino gehorchte. Er blieb an die zehn Minuten unter dem laufenden Wasserhahn. Er hatte sich auch das Nachthemd ausgezogen. Das Wasser war so kalt, daß die Hand, wenn er sie darunter hielt, gefühllos wurde. Doch das Vögelchen wurde nicht nur nicht gefühllos, sondern schien sogar noch kräftiger zu werden. Es war ganz blau geworden. Nichts. Als einziges blieb nur, die Cousine zu bitten, auch für ihn das zu tun, was sie für den gottseligen Balduzzo getan hatte, der bei der Eroberung von Makallé gefallen war. Er kehrte in die Kammer zurück. Doch bevor er über Marietta hinwegsteigen konnte, hörte er, daß sie wieder so klagte wie neulich. Er reckte den Hals, beugte sich vor, um zu sehen: Die Cousine hatte das Licht angemacht. Sie lag nackt auf der Bettdecke, eine Hand zwischen den Beinen, die andere auf ihren Brüsten.
      Ihre Augen waren geschlossen, aber sie schlief nicht, sie kratzte sich an der bestimmten Stelle, wo es sie wohl ein bißchen juckte. Sie hielt inne, als sie ihn kommen hörte.
    »Ist es weggegangen?«
    »Nein.«
      Marietta drehte den Kopf, um den Cousin zu betrachten: Er hatte das Nachthemd nicht angezogen, und an dem Vögelchen, dem Bauch, den Beinen lief Wasser herunter. Sie drehte sich auf die Seite, sah aber weiter den Jungen an. Auch Michilino sah sie an und erschrak fast, denn die Augen des Mädchens waren ganz dunkel und trüb geworden, den Mund hatte sie so verzogen, daß es aussah, als würde sie lachen, aber das tat sie nicht. Sie hob langsam die rechte Hand.
    »Komm her.«
    Michilino kam näher, bis er fast den Bettrand erreicht

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