Der Zirkulationsprozess des Kapitals
Kapitalmasse. Dieser Umfang, der also auch auf den Umschlag wirkt, wird bedingt durch die längre oder kürzre Zeit, für welche zirkulierendes Kapital in der Form von produktivem Vorrat als bloß potentielles produktives Kapital festliegt. Andrerseits, soweit diese Stauung von größrer oder geringrer Möglichkeit des raschen Ersatzes, von Marktverhältnissen usw. abhängt, entspringt sie selbst wieder aus der Umlaufszeit, aus Umständen, die der Zirkulationssphäre angehören.
»Ferner müssen alle solche Inventarienstücke oder Zutaten, wie Handarbeitsgeräte, Siebe, Körbe, Stricke, Wagenschmiere, Nägel usw., um so mehr zum augenblicklichen Ersatze im Vorrat vorhanden sein, je weniger man die Gelegenheit in der Nähe hat, solche schnell anschaffen zu können. Endlich soll jährlich das ganze Gerätinventar im Winter sorgfältig nachgesehn und für die hierbei sich notwendig machende Ergänzung und Instandsetzung sofort gesorgt werden. Ob man sich nun aber im allgemeinen größre oder kleinre Vorräte zum Bedarf des Inventars halten soll, wird hauptsächlich durch die Lokalverhältnisse bestimmt. Wo Handwerksleute und Kaufläden nicht in der Nähe sind, da muß man auf größre Vorräte halten als dort, wo man solche im Orte oder doch sehr nahe findet. Wenn man aber unter sonst gleichen Verhältnissen die bedürfenden Vorräte in größren Mengen auf einmal anschafft, gewinnt man in der Regel den Vorteil des billigen Einkaufs, wenn man nur sonst hierzu einen geeigneten Zeitpunkt gewählt hat; freilich entzieht man hierdurch aber auch dem umlaufenden Betriebskapital eine um so größre Summe auf einmal, welche nicht immer gut aus dem Wirtschaftsbetriebe entbehrt werden kann.« (Kirchhof, p. 301.)
Die Differenz von Produktions- und Arbeitszeit läßt, wie wir gesehn, sehr verschiedne Fälle zu. Das zirkulierende Kapital kann sich in der Produktionszeit befinden, ehe es in den eigentlichen Arbeitsprozeß eingeht (Leistenfabrikation); oder es befindet sich in Produktionszeit, nachdem es den eigentlichen Arbeitsprozeß durchgemacht hat (Wein, Saatkorn); oder die Produktionszeit wird stellenweis durch Arbeitszeit durchbrochen (Feldbau, Holzzucht); ein großer Teil von zirkulationsfähigem Produkt bleibt dem aktiven Produktionsprozeß einverleibt, während ein viel geringrer Teil in die jährliche Zirkulation eingeht (Holz-und Viehzucht); die größre oder geringre Zeitlänge, für welche zirkulierendes Kapital in der Form von potentiellem produktivem Kapital, also auch die größre oder geringre Masse, worin dies Kapital auf einmal ausgelegt werden muß, entspringt teils aus der Art des Produktionsprozesses (Agrikultur) und hängt teils von der Nähe von Märkten etc., kurz, von Umständen ab, die der Zirkulationssphäre angehören.
Man wird später sehn (Buch III), welche widersinnige Theorien bei MacCulloch, James Mill etc. der Versuch veranlaßt hat, die von der Arbeitszeit abweichende Produktionszeit mit der erstren zu identifizieren, ein Versuch, selbst wieder entspringend aus falscher Anwendung der Werttheorie.
Der Umschlagszyklus, den wir vorher betrachtet, ist gegeben durch die Dauer des dem Produktionsprozeß vorgeschoßnen fixen Kapitals. Da dieser eine größre oder geringre Reihe von Jahren umfaßt, so auch eine Reihe jährlicher, resp. während des Jahres wiederholter Umschläge des fixen Kapitals.
In der Agrikultur entsteht ein solcher Umschlagszyklus aus dem System der Fruchtfolge.
»Die Dauer der Pachtzeit darf jedenfalls nicht kürzer angenommen werden, als die Umlaufszeit der eingeführten Fruchtfolge aussagt A17 , daher bei der Dreifelderwirtschaft immer mit 3, 6, 9 gerechnet wird. Bei angenommener Dreifelderwirtschaft mit reiner Brache wird aber der Acker in sechs Jahren nur viermal bebaut, und in den Baujahren mit Winter- und Sommergetreide, und erfordert oder erlaubt es die Beschaffenheit des Bodens, auch mit Weizen und Roggen, Gerste und Hafer gewechselt. Jede Getreideart vervielfältigt sich nun auf demselben Boden mehr oder weniger als die andre, jede hat einen andren Wert und wird auch für einen andren Preis verkauft. Deshalb fällt der Ertrag des Ackers in jedem Baujahre anders aus, auch anders in der ersten Hälfte des Umlaufs« (in den ersten drei Jahren), »anders in der zweiten. Selbst der durchschnittliche Ertrag in der Umlaufszeit ist nicht in der einen wie in der andern gleich groß, indem die Fruchtbarkeit nicht allein von der Güte des Bodens, sondern auch von der
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