Der Zirkulationsprozess des Kapitals
Vermittlung des Zirkulationsprozesses, in der andren Form erscheint der Zirkulationsprozeß als seine Vermittlung. Seine beständige Erneuerung, die beständige Wiederdarstellung des Kapitals als produktives Kapital ist beidemal bedingt durch seine Verwandlungen im Zirkulationsprozeß. Andrerseits ist der beständig erneuerte Produktionsprozeß die Bedingung der Verwandlungen, die das Kapital in der Zirkulationssphäre stets von neuem durchmacht, seiner abwechselnden Darstellung als Geldkapital und Warenkapital.
Jedes einzelne Kapital bildet jedoch nur ein verselbständigtes, sozusagen mit individuellem Leben begabtes Bruchstück des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, wie jeder einzelne Kapitalist nur ein individuelles Element der Kapitalistenklasse. Die Bewegung des gesellschaftlichen Kapitals besteht aus der Totalität der Bewegungen seiner verselbständigten Bruchstücke, der Umschläge der individuellen Kapitale. Wie die Metamorphose der einzelnen Ware ein Glied der Metamorphosenreihe der Warenwelt – der Warenzirkulation – ist, so die Metamorphose des individuellen Kapitals, sein Umschlag, ein Glied im Kreislauf des gesellschaftlichen Kapitals.
Dieser Gesamtprozeß umschließt ebensowohl die produktive Konsumtion (den unmittelbaren Produktionsprozeß) nebst den Formverwandlungen (stofflich betrachtet. Austauschen), die ihn vermitteln, wie die individuelle Konsumtion mit den sie vermittelnden Formverwandlungen oder Austauschen. Sie umschließt einerseits den Umsatz von variablem Kapital in Arbeitskraft und daher die Einverleibung der Arbeitskraft in den kapitalistischen Produktionsprozeß. Hier tritt der Arbeiter als Verkäufer seiner Ware, der Arbeitskraft, auf und der Kapitalist als Käufer derselben. Andrerseits aber ist im Verkauf der Waren eingeschlossen der Kauf derselben durch die Arbeiterklasse, also deren individuelle Konsumtion. Hier tritt die Arbeiterklasse als Käufer auf und die Kapitalisten als Warenverkäufer an die Arbeiter.
Die Zirkulation des Warenkapitals schließt die Zirkulation des Mehrwerts ein, also auch die Käufe und Verkäufe, wodurch die Kapitalisten ihre individuelle Konsumtion, die Konsumtion des Mehrwerts vermitteln.
Der Kreislauf der individuellen Kapitale in ihrer Zusammenfassung zum gesellschaftlichen Kapital, also in seiner Totalität betrachtet, umfaßt also nicht nur die Zirkulation des Kapitals, sondern auch die allgemeine Warenzirkulation. Die letztre kann primitiv nur aus zwei Bestandteilen bestehn: 1. dem eignen Kreislauf des Kapitals und 2. dem Kreislauf der Waren, die in die individuelle Konsumtion eingehn, also der Waren, worin der Arbeiter seinen Lohn und der Kapitalist seinen Mehrwert (oder Teil seines Mehrwerts) verausgabt. Allerdings umfaßt der Kreislauf des Kapitals auch die Zirkulation des Mehrwerts, soweit dieser Teil des Warenkapitals bildet, und ebenso die Verwandlung von variablem Kapital in Arbeitskraft, die Zahlung des Arbeitslohns. Aber die Verausgabung dieses Mehrwerts und Arbeitlohns in Waren bildet kein Glied der Kapitalzirkulation, obwohl wenigstens die Verausgabung des Arbeitslohns diese Zirkulation bedingt.
Im I. Buch wurde der kapitalistische Produktionsprozeß sowohl als vereinzelter Vorgang wie als Reproduktionsprozeß analysiert: die Produktion des Mehrwerts und die Produktion des Kapitals selbst. Der Form- und Stoffwechsel, den das Kapital innerhalb der Zirkulationssphäre durchmacht, wurde unterstellt, ohne weiter dabei zu verweilen. Es wurde also unterstellt, daß der Kapitalist einerseits das Produkt zu seinem Wert verkauft, andrerseits innerhalb der Zirkulationssphäre die sachlichen Produktionsmittel vorfindet, um den Prozeß von neuem zu beginnen oder kontinuierlich fortzuführen. Der einzige Akt innerhalb der Zirkulationssphäre, wobei wir uns dort aufzuhalten hatten, war der Kauf und Verkauf der Arbeitskraft als Grundbedingung der kapitalistischen Produktion.
Im ersten Abschnitt dieses II. Buchs wurden die verschiednen Formen betrachtet, die das Kapital in seinem Kreislauf annimmt, und die verschiednen Formen dieses Kreislaufs selbst. Zu der im I. Buch betrachteten Arbeitszeit kommt jetzt die Zirkulationszeit hinzu.
Im zweiten Abschnitt wurde der Kreislauf als periodischer, d.h. als Umschlag betrachtet. Es wurde einerseits gezeigt, wie die verschiednen Bestandteile des Kapitals (fixes und zirkulierendes) den Kreislauf der Formen in verschiednen Zeiträumen vollbringen und in verschiedner Weise; es wurden andrerseits die
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