Der Zirkus der Abenteur
zu klopfen. Damit hätte er sich nur verraten.
Er knipste seine Taschenlampe an und blickte die Stufen hinab. An ihrem Ende lief ein Gang entlang. Dieser mußte schließlich irgendwohin führen, vielleicht sogar aus der Burg heraus. Er beschloß, dort weiterzugehen. Etwas anderes blieb ihm auch gar nicht übrig.
Diesmal gelangte Jack nicht so schnell an das Ende der Stufen wie vorhin. Der Gang führte anscheinend um den ganzen Ballsaal herum, und zwar ein Stück unterhalb des Fußbodens. Nachdem Jack zweimal um eine Ecke gebogen war, kam er an ein paar sehr steile Stufen. Vorsichtig kletterte er hinunter. Nur gut, daß er seine Taschenlampe bei sich hatte! Hier war es überall stockdun-kel. Die Luft wurde dumpf und modrig.
Als Jack ein Stück gegangen war, schien es ihm so, als leuchtete auf der linken Seite des Ganges ein mattes Licht. Er ging weiter und entdeckte ein kleines rundes Loch in der Mauer. Neugierig spähte er hindurch und erblickte einen spärlich erleuchteten Raum, der offenbar als Beratungszimmer benutzt wurde. Um einen großen runden Tisch standen viele Stühle. Auf jedem Platz lagen in musterhafter Ordnung Bleistifte und Notizblocks.
»Sieh mal an, ein netter Durchguck für einen Spion«, sagte Jack. »Komm, Kiki, wir wollen weitergehen. Wo mögen wir hier nur hinkommen?«
Kiki wußte es auch nicht. Er hatte genug von diesem Ausflug. Beklommen klammerte er sich an Jacks Schulter und brummte unzufrieden vor sich hin. Der Gang führte jetzt steil abwärts, jedoch ohne Stufen. Außerdem wurde er immer enger und niedriger. Jack mußte sich bücken.
Zwei Menschen wären hier kaum aneinander vorbeigekommen. Kiki beschwerte sich, weil er dauernd mit dem Kopf gegen die Decke stieß.
»Mir gefällt es hier auch nicht, Kiki«, sagte Jack. »Wenn ich nur wüßte, wo dieser Gang hinführt! Ach, was ist denn das?«
Der Gang endete vor einem runden Loch. Dahinter befand sich ein Raum, der mit allerlei Sachen vollgestellt war. Mühsam kletterte Jack hinein. Nur gut, daß er nicht so dick wie der Boß vom Zirkus war! Er leuchtete den Raum mit seiner Taschenlampe ab. Außer Gerümpel war nichts darin zu sehen. Plötzlich blieb sein Blick an einer Stelle der niedrigen Decke haften. Aha, dort schien sich eine Falltür zu befinden. Ob er sie wohl aufmachen konnte?
Er stemmte seine Hände mit aller Kraft dagegen. Die Falltür öffnete sich. Sie schwang zurück und fiel oben mit einem furchtbaren Krach zu Boden. Jack erschrak sehr, und Kiki kreischte wie eine Schleiereule.
Aber niemand kam herbeigelaufen, niemand rief: »Wer ist da?« Jack wartete noch ein Weilchen und kletterte dann hinaus. Wo mochte er sich jetzt nur befinden? Dieses Umherirren in der weitläufigen Burg erschien ihm wie ein Alptraum. Immer ging es durch endlose Gänge und über Treppen, durch Wandöffnungen, Kellerräume und Falltüren. Und niemals gelangte man ans Ziel.
Wieder nahm er seine Taschenlampe zu Hilfe. Er befand sich in einem hohen schmalen Raum mit kahlen Steinwänden. Dicke Seile hingen von oben herab. Diese Seile brachten Jack auf die richtige Spur.
Er war in dem Glockenturm herausgekommen, der gegenüber Philipps Zimmer stand. Der Gang, durch den er gegangen war, mußte ein Geheimweg in die Burg sein.
Das war ja eine aufregende Entdeckung!
Froh ging er zum Ausgang. Der Turm hatte keine Tür und diente anscheinend nur zur Unterbringung der Glok-ke. Als Jack ins Freie trat, bemerkte er, daß er außerhalb der Mauer stand, die die Burg umgab. Welch ein Glück!
Nun brauchte er nicht mehr aus einem Fenster zu springen oder über eine Mauer zu klettern. Er konnte ungehin-dert den Berg hinunterlaufen.
»Wir sind draußen, Kiki«, sagte er aufatmend. »Nun wollen wir noch ein wenig schlafen.«
Bald darauf schlich er leise in Pedros Wagen. Obwohl die Bodenbretter laut knarrten, wachte der Junge nicht auf. Leise zog Jack seine Kleider aus und legte sich hin.
Seine Gedanken wanderten zu Lucy und den anderen Kindern. Er freute sich, daß er mit Philipp gesprochen hatte. Solange Gussels Onkel König war, hatten die Kinder nichts zu befürchten. Gefährlich wurde es erst für sie, wenn die Rebellen ihn stürzten und Gussel zu seinem Nachfolger machten. Die englische Regierung würde sich auf die Seite von Gussels Onkel stellen und verlangen, daß man ihn zurückholte. Dann würden Frau Tatiosa und Graf Paritolen die Kinder als Geiseln benutzen. Sie würden sie weiter gefangenhalten, ja, vielleicht sogar schlecht behandeln, und
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