Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zirkus der Abenteur

Der Zirkus der Abenteur

Titel: Der Zirkus der Abenteur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
Vom Netzwerk:
ist Philipp auch nicht weit.«
    Die Haselmaus war jetzt ganz zahm. Tagelang hatten die Kinder sie verhätschelt. Sie hatten sie gestreichelt und mit ihr gespielt. Niemals war sie durch ein lautes Wort erschreckt worden. Sogar Dina hatte sie mit der Zeit lieb-gewonnen, wenn sie es auch nicht zulassen wollte, daß die Maus über sie hinüberlief. Und nun hockte sie zutrau-lich auf Jacks Hand. Aufmerksam betrachtete sie den Knaben mit dem Papagei auf der Schulter, während ihre Schnauzhaare leise bebten. Kiki war überrascht, rührte sich jedoch nicht von seinem Platz.
    »Hast du mich gehört, Nickerle?« fragte Jack flüsternd.
    »Hast du Philipp verlassen, um zu sehen, wer der nächtliche Besucher ist? Wie kann ich Philipp nur wecken?
    Weißt du es nicht?«
    Draußen vor der Burg schrie eine Eule, und sofort huschte Nickerle ins Zimmer zurück. Das brachte Jack auf einen Gedanken. Er wollte Philipp durch einen Eulenschrei wecken. Der Wachsoldat würde denken, daß der Schrei von draußen käme, und nicht weiter darauf achten.
    Aber Philipp würde gewiß davon aufwachen. Ja, das war eine gute Idee. Durch ein Klopfen an der Türe hätte er nur den Wachsoldaten aufmerksam gemacht und womöglich nach oben gelockt.
    Jack kniete auf den Boden und brachte seinen Mund ganz nahe an die Türritze. Dann legte er die gewölbten Handflächen zusammen und blies kräftig durch beide Daumen. Es ertönte ein heiserer Schrei, der so echt klang, daß sogar eine Eule darauf hereingefallen wäre.
    Jack richtete sich auf und horchte. Hinter der Tür knackte etwas. War es ein Bett? Dann hörte er eine Stimme, Philipps Stimme, sagen: »Gussel! Hast du die Eule gehört? Es klang, als wäre sie hier im Zimmer.«
    Aber Gussel schlief offenbar fest, denn er gab keine Antwort. »Philipp, Philipp!« rief Jack leise durch das Schlüsselloch. Seine Stimme bebte vor Aufregung.
    Hinter der Tür wurde es totenstill. Dann fragte Philipp tastend: »Wer ist da?«
    »Ich bin es — Jack. Komm an die Tür.«
    Jemand lief auf nackten Sohlen über den Boden. Dann hörte Jack ein aufgeregtes Keuchen am Schlüsselloch.
    »Jack! Wie bist du hierher gekommen?«
    »Das erzähle ich dir später«, flüsterte Jack. »Wie geht es euch? Was macht Lucy?«
    »Wir sind gesund und munter«, antwortete Philipp. »Man verschleppte uns mit einem Flugzeug.«
    »Ich weiß. Und was geschah dann?«
    »Dann wurden wir mit einem Auto hierher gebracht«, berichtete Philipp. »Gussel wurde natürlich wieder übel.
    Frau Tatiosa, die im Wagen saß, war furchtbar böse. Sie wohnt hier in der Burg und ihr Bruder, Graf Paritolen, auch. Sonst wissen wir überhaupt nichts. Hast du etwas Neues gehört? Gussel macht sich Sorgen um seinen Onkel.«
    »Vorläufig sitzt er noch auf dem Thron. Aber man erwartet bald einen Umsturz. Dann wird Gussel eine wichtige Persönlichkeit.«
    »Kannst du uns nicht befreien, Jack? Wie bist du bloß hierher gekommen? Ich dachte, du wärest meilenweit von uns entfernt in der Steinhütte. Und nun stehst du plötzlich vor unserer Tür. Schade, daß sie zugeschlossen ist!«
    »Wenn ich wüßte, wo der Schlüssel ist, könnte ich euch leicht herauslassen«, flüsterte Jack zurück. »Nach welcher Himmelsrichtung geht euer Fenster, nach Osten oder nach Norden?«
    »Nach Norden. Direkt gegenüber befindet sich ein einzeln stehender Turm mit einer Glocke, ein alter Alarm-turm, wie uns Gussel sagte. In früheren Zeiten wurde dort die Glocke geläutet, wenn ein Feind in Sicht kam. Von jetzt an werden wir immer durchs Fenster gucken und nach dir Ausschau halten.«
    »Grüß Lucy von mir«, sagte Jack. »Ist sie auch in deinem Zimmer?«
    »Nein. Die Mädchen schlafen nebenan. Ich werde sie holen. Sie wollen sicher gerne mit dir sprechen.«
    »Gut.« Aber plötzlich hörte Jack Schritte auf der Wendeltreppe. »Es kommt jemand«, flüsterte er schnell. »Ich muß fort. Sobald es geht, komme ich wieder. Dann machen wir Pläne für die Flucht.«
    Er richtete sich auf und lauschte. Kein Zweifel, der Wachsoldat stieg die Treppe hinauf. Deutlich hörte Jack seine genagelten Stiefel auf den Steinstufen. Hatte er womöglich Verdacht geschöpft? Verzweifelt blickte Jack sich um. Wo sollte er sich hier nur verstecken?
    Da fiel sein Blick auf die Truhe unter dem Fenster. Er lief hin und hob den Deckel hoch. Nur eine alte Decke befand sich darin. Rasch kletterte er mit Kiki zusammen hinein und zog den Deckel zu. Es war auch die allerhöchste Zeit, denn im nächsten Augenblick war der

Weitere Kostenlose Bücher