Der Zitronentisch
die Verhandlungen nicht einfach gewesen. Der Sägewerksdirektor hatte vordem den Eindruck gewonnen, es sei unverschämt von ihm, sich um eine derart begabte und künstlerisch veranlagte Frau wie Gertrud zu bemühen – immerhin hatte sie einst mit Sjögren vierhändig Klavier gespielt. Doch soweit der Klatsch das beurteilen konnte, war das Glück dieser Ehe hold gewesen, selbst wenn Gertrud ihren Mann bisweilen in aller Öffentlichkeit einen Langweiler nannte. Sie hatten zwei Kinder, und der Spezialist, der das zweite zur Welt gebracht hatte, riet Frau Bodén von weiteren Schwangerschaften ab.
Als der Apotheker Axel Lindwall mit seiner Frau Barbro in die Stadt zog, führte Anders Bodén die beiden auf den klockstapel und erbot sich, mit ihnen auf den Hökberg zu wandern. Bei seiner Heimkehr fragte Gertrud, warum er nicht das Abzeichen des Schwedischen Fremdenverkehrsverbands trage.
»Weil ich ihm nicht angehöre.«
»Man sollte dich zum Ehrenmitglied ernennen«, erwiderte sie.
Anders hatte gelernt, dem Sarkasmus seiner Frau mit Pedanterie zu begegnen und ihre Fragen so zu beantworten, als bedeuteten sie nicht mehr als die darin enthaltenen Worte. Das brachte seine Frau in der Regel nur noch mehr auf, doch für ihn war es ein notwendiger Schutz.
»Sie scheinen ein nettes Paar zu sein«, bemerkte er sachlich.
»Du magst alle Menschen.«
»Nein, meine Liebe, ich glaube nicht, dass das stimmt.« Damit meinte er, dass er sie zum Beispiel in diesem Moment nicht mochte.
»Bei Baumstämmen bist du wählerischer als bei Angehörigen des Menschengeschlechts.«
»Bei Baumstämmen, meine Liebe, gibt es sehr große Unterschiede.«
Die Ankunft der Lindwalls in der Stadt rief kein besonderes Interesse hervor. Wer Axel Lindwalls professionellen Rat suchte, fand alles, was er sich von einem Apotheker erhoffen konnte: einen langsamen, ernsthaften Menschen, der schmeichelhafterweise alle Beschwerden als lebensbedrohlich ansah und sie zugleich für heilbar erachtete. Er war ein kleiner, flachshaariger Mann; der Klatsch wollte wetten, er werde bald Fett ansetzen. Über Frau Lindwall gab es weniger zu bemerken, da sie weder bedrohlich schön noch verachtenswert reizlos war, sich weder ordinär noch allzu gewählt kleidete, sich weder aufdringlich noch reserviert gab. Sie war einfach eine neue Ehefrau und sollte sich daher im Abwarten üben. Als Zugereiste blieben die Lindwalls für sich, was nur schicklich war, und gingen regelmäßig zur Kirche, was gleichfalls nur schicklich war. Der Klatsch wollte wissen, Barbro habe Axel, als der ihr zum ersten Mal in das Ruderboot half, das sie in jenem Sommer erwarben, ängstlich gefragt: »Bist du sicher, Axel, dass in dem See keine Haifische sind?« Doch der Klatsch konnte ehrlicherweise nicht dafür geradestehen, dass Frau Lindwall sich damit keinen Scherz erlaubt hatte.
Alle zwei Wochen nahm Anders Bodén dienstags den Dampfer über den See, um die Holzlagerplätze zu inspizieren. Er stand an der Reling vor den Kabinen der ersten Klasse, als er plötzlich spürte, dass jemand neben ihn getreten war.
»Frau Lindwall.« Sofort musste er an die Worte seiner Frau denken. »Sie hat weniger Kinn als ein Eichhörnchen.« Verlegen blickte er zum Ufer hin und sagte: »Das ist die Ziegelbrennerei.«
»Ja.«
Einen Augenblick später: »Und die Taubstummenanstalt.«
»Ja.«
»Natürlich.« Ihm wurde bewusst, dass er sie schon auf dem klockstapel auf beides hingewiesen hatte.
Sie trug einen Strohhut mit blauem Band.
Zwei Wochen darauf war sie wieder auf dem Dampfer. Sie hatte eine Schwester, die nicht weit von Rättvik wohnte. Er wollte sich vor ihr interessant machen. Er fragte, ob sie mit ihrem Mann schon den Keller besichtigt habe, in dem man Gustavus Vasa vor seinen dänischen Verfolgern verborgen hatte. Er erläuterte ihr den Wald mit seinen jahreszeitlichen Veränderungen von Farbe und Beschaffenheit und erklärte, selbst von diesem Schiff aus erkennen zu können, wie er bewirtschaftet werde, während ein anderer nur eine Ansammlung von Bäumen sehe. Sie folgte höflich seinem ausgestreckten Arm; vielleicht traf es zu, dass ihr Kinn im Profil ein klein wenig schwach entwickelt und ihre Nasenspitze seltsam beweglich war. Er merkte, dass er nie gelernt hatte, wie man mit Frauen spricht, und dass ihn das bisher nie beunruhigt hatte.
»Verzeihen Sie«, sagte er. »Meine Frau meint, ich sollte das Abzeichen des Schwedischen Fremdenverkehrsverbands tragen.«
»Ich mag es, wenn ein Mann
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