Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
Priesters sah. »Ich glaube, ich dürfte eigentlich nicht leben, denn meine Schwester ist eigens angeflogen gekommen aus … Oh, vergeßt das!«
    Diplomatisch sagte Honakura: »Ihr habt einen schweren Schlag auf den Kopf bekommen, mein Lord. Genau wie Fieber verursacht eine Kopfverletzung sonderbare Träume oder erlaubt sogar das Eindringen von Dämonen. Wir können es morgen früh noch einmal mit Exorzieren versuchen.«
    »Morgen früh«, sagte der Schwertkämpfer, »werde ich wieder im … im Haus der Heilkundigen aufwachen. Oder vielleicht werde ich vorher sterben. Ich bin immer noch sehr krank. Aber bitte kein Exorzieren mehr. Und keine Duelle. Keine Schwertkämpfer.«
    Lange Zeit herrschte Schweigen.
    »Ich frage mich …« Der heilige Mann fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Als ich ein Junge war, ungefähr vor zwei Lebensspannen … eines Tages zog ein Schwertkämpfer durch die Lande und suchte einen Rekruten. Natürlich wollten wir Knaben alle als Schwertkämpfer vereidigt werden.« Er schmunzelte. »Also stellte er uns auf die Probe. Ihr wißt, welche Aufgabe wir lösen mußten, mein Lord?«
    »Nein«, brummte der Riese. Sein Gesicht war im Schatten.
    »Wir mußten Fliegen fangen.«
    »Fliegen? Mit einem Schwert?«
    Der Alte schmunzelte wieder und warf Jja einen Blick zu, um zu sehen, ob ihr auch etwas aufgefallen war. »Mit der Hand, mein Lord. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die Fliegen fangen können. Aber Ihr habt die ganze Zeit, während Ihr so dasaßt, genau das getan, und dabei brauchtet Ihr nicht einmal hinzusehen.«
    Nun schmunzelte auch der Riese in der Dunkelheit leise vor sich hin. »Während Ihr, so vermute ich, sie mit geschickten Reden dazu bewegen könntet, aus den Bäumen herauszukommen, Lord Honakura. Laßt uns morgen weiter darüber sprechen – falls Ihr dann noch existiert.«
    Der Priester stand auf, wobei er noch älter und geschrumpfter aussah als zuvor. Er verbeugte sich und murmelte dem Schwertkämpfer einen formalen Abschiedsgruß zu, dann schob er sich durch den Perlenvorhang und ging hügelabwärts von dannen.
    Und Jja war mit dem Schwertkämpfer allein.
    »Fliegen!« schnaubte der Schwertkämpfer. »Hast du Hunger, Jja?«
    Sie hatte großen Appetit. Den ganzen Tag hatte sie nichts gegessen. »Ich könnte aus der Garküche etwas zu essen holen, mein Lord. Es ist nicht besonders gut – für jemanden Eures Ranges, mein Lord.«
    Er hob einen Henkelkorb hoch und stellte ihn aufs Bett, wo immer noch ein wenig Licht hinfiel. »Ich hoffe, das wird uns etwas nützen«, sagte er. »Ja!« Dann fing er an auszupacken: große silberne Platten, eingewickelt in Tücher aus Leinen. Jedesmal, wenn er wieder ein Teil auf den kleinen wackligen Tisch stellte, gab er erneut ein erstauntes Grunzen von sich. »Ein ganzes verdammtes Vermögen an Silberzeug! Wenn wir von Banditen überfallen werden, werden wir ihnen diese Brocken an den Kopf werfen. Und es gibt genügend Gabeln und Löffel für eine ganze Bande von ihnen. Kannst du die Gauner mit einer Gabel abwehren, während ich losrenne, um Hilfe zu holen, Jja?«
    Sie war völlig verdattert und verunsichert. Sie hätte ihm etwas zu essen vorsetzen sollen, nicht umgekehrt, doch noch nie hatte sie solches Geschirr und Besteck gesehen oder solche würzigen Düfte gerochen, wie sie jetzt die Hütte erfüllten. Und er hatte ihr eine Frage gestellt, die offenbar als Scherz gemeint war, und Sklaven hatten Schwierigkeiten, auf Scherze zu reagieren. »Ich könnte es versuchen, mein Lord, wenn Ihr schnell seid.«
    Er grinste – weiße Zähne blitzten in seinem schwach sichtbaren braunen Gesicht auf. »Hier ist eine Kerze«, sagte er. »Weißt du, wie man sie anmacht? Ich weiß es nicht.«
    Sie holte einen Feuerstein von einem Regalbrett und entzündete die Kerze, wobei auf dem ganzen Tisch kleine Funken tanzten.
    »Dinner für zwei bei Kerzenschein«, sagte er. »Verzeih meine unangemessene Kleidung. So, jetzt setz dich mal hierher und sag mir, womit wir deiner Meinung nach anfangen sollen.«
    »Mein Lord …«, protestierte sie. Sie durfte sich nicht mit einem freien Mann an einen Tisch setzen.
    Er hielt inne; mit einer Flasche in der Hand stand er neben dem Tisch, sein Gesicht und seine Brust schimmerten in der Dunkelheit, seltsam von unten durch das flackernde Kerzenlicht und den vielfachen Widerschein angestrahlt. »Als dir deine Herrin, diese … Kikarana, Anweisungen für den Umgang mit mir gab, hat sie dir da gesagt, was du mit mir tun

Weitere Kostenlose Bücher