Der zögernde Schwertkämpfer
irgendwie bekannt vorkäme. »Nun ja, Wallie Smith ist mein Name, aber ich bin kein Dämon.« Er schenkte Jja ein erstaunlich freundliches Grinsen und flüsterte: »Ganz ehrlich!«
»Gewiß ist das nicht der Name eines der bekannten Dämonen«, murmelte der alte Mann. »Es gibt einen Dämonen des Siebten Zyklus, der Shaasu heißt, aber ich bin sicher, daß Ihr das nicht gesagt habt.«
Der Schwertkämpfer blickte Jja fragend an, als ob er sie fragen wollte, ob der Alte öfter mal nicht ganz bei Sinnen wäre. Dann schlug er nach einer Stechmücke auf seinem Bein.
Er starrte auf sein Bein hinab. Anschließend betrachtete er fassungslos seinen Arm, drehte ihn in alle Richtungen. Er hob eine Hand vors Gesicht. Jetzt war es an ihm, blaß zu werden.
Und wieder bewegte er sich mit unglaublicher Geschwindigkeit. Er sprang aus dem Bett, wobei er das Tuch um sich gewickelt hielt, und machte zwei große Sätze durch den Raum vor den Spiegel – und schreckte entsetzt zurück bei dem Anblick, der sich ihm bot. »O Gott!« Er duckte sich noch einmal, um sein Gesicht anzustarren, rieb sich das Kinn, fuhr mit einem Finger die Linien nach, zog an einer Strähne des langen schwarzen Haars. Er entdeckte die Beule auf seinem Hinterkopf und betastete sie.
Die Zeit verstrich. Eine Gruppe junger Frauen, die von der Feldarbeit heimkehrten, gingen auf der Straße vorbei. Die stickige kleine Hütte war angefüllt von ihrem Kichern und dem Frohlocken der jungen Männer, die ihnen folgten und den Mädchen und sich gegenseitig Scherze zuriefen. Die beiden Gruppen verschwanden den Hügel hinunter in Richtung Stadt, und der Schwertkämpfer stand immer noch vor dem Spiegel, betrachtete sich eingehend von oben bis unten, ja, er sah sogar unter dem Wickeltuch nach. Endlich drehte er sich um und kam zurück, sehr langsam, mit verschlossenem Gesicht. Er setzte sich auf die Bettkante und schien in sich zusammenzufallen.
»Shonsu, sagtet Ihr?« fragte er.
Der alte Mann nickte. »Ihr habt Euch den Kopf sehr fest angeschlagen, mein Lord. So etwas führt manchmal zu einem Zustand der Verwirrung … bei allem Respekt, mein Lord.«
»Erzählt mir alles – von Anfang an.«
Honakura warf Jja einen Blick zu. »Laß uns allein!« sagte er.
Der Schwertkämpfer schien sich nicht bewegt zu haben, doch seine Hand lag plötzlich auf Jjas Arm. »Bleib!« sagte er, ohne sie anzusehen.
Es war eine große und kräftige Hand, und bei der Berührung durchfuhr sie ein Beben. Er spürte es. Sie errötete, als er sie mit einem schrägen Blick forschend ansah. Dann lächelte er sanft und nahm seine Hand weg. »Entschuldigung«, murmelte er. Ein Siebentstufler, der sich bei einer Sklavin entschuldigte? Sie war so verwundert und verwirrt, daß sie kaum den Anfang der Geschichte hörte, die der Priester erzählte.
Doch als er den Dämonen beschrieb, packte sie kaltes Grauen – Haare im Gesicht und auf dem Bauch? Er mußte wie ein Affe ausgesehen haben!
»Ich bin gekommen«, sagte Honakura, und seine Stimme zitterte immer noch, »um Euch zu erklären, warum ein edler Lord wie Ihr in eine so erbärmliche Unterkunft gebracht worden ist, ohne angemessene Dienerschaft …«
Der Schwertkämpfer sah Jja mit einem Augenzwinkern an und sagte: »Ich kann mich über die Dienerschaft nicht beklagen.« Ihr Herz machte einen Sprung.
»Ihr seid überaus gütig, mein Lord«, fuhr der Priester fort, ohne weiter auf die Worte einzugehen. »Doch die Tatsache bleibt bestehen, daß Euer Leben möglicherweise in Gefahr ist. Nicht, daß ich an Eurer Kühnheit zweifle, mein Lord«, fügte er schnell hinzu. »Ich bin sicher, daß Ihr nicht die geringste Schwierigkeit hättet, in einer Auseinandersetzung zwischen Ehrenmännern mit Hardduju fertigzuwerden. Er ist der einzige Siebentstufler im ganzen Tal. Und er ist fünfzehn Jahre älter als ihr und führt einen ausschweifenden Lebenswandel. Nein, es ist der Gedanke an einen hinterhältigen Verrat, der mich beunruhigt.«
Der Schwertkämpfer schüttelte langsam den Kopf und runzelte die Stirn, als ob er nichts von all dem glauben könnte.
»Nein, ich befürchte nicht, daß tatsächlich Schwertkämpfer persönlich auftauchen werden«, erklärte er. In sein Gesicht war etwas Farbe zurückgekehrt, und seine Stimme klang immer kräftiger. »Viel eher diese Banditen, die von der Bestechlichkeit der Wache abhängen, damit sie bei ihrem Treiben ungestört bleiben. Doch niemand wird auf die Idee kommen, Euch hier zu suchen, mein Lord.«
Jja holte
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