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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Pilger dient«, sagte Honakura.
    »Und wo liegt sie?«
    »Nicht weit außerhalb der Stadt.«
    »Welcher Stadt?« Die Stimme des Schwertkämpfers wurde immer tiefer und nahm einen gefährlichen Klang an.
    Geduldig gab der Priester Auskunft. »Es ist die Stadt des Tempels, mein Lord. Des Tempels der Göttin zu Hann.«
    »Hann? Danke«, sagte der Schwertkämpfer. »Noch nie gehört. Was … welcher …« Er knurrte unwillig und preßte dann mit Mühe in plötzlich gehetztem Ton heraus: »Auf welchem großen von Salzwasser umgebenen Landstück befinden wir uns?« Er schien genauso ratlos zu sein.
    »Salzwasser?« entfuhr es Honakura überrascht. Er blickte zu Jja, als ob er gar von einer Sklavin Unterstützung erwartete. »Wir befinden uns auf einer Insel, mein Lord, zwischen dem Hauptstrom des Flusses und einem kleinen Nebenarm. Aber das Wasser ist nicht salzig.«
    Dann fügte er eilends hinzu, um weiteren Fragen vorzubeugen:« Der kleine Nebenarm hat keinen eigenen Namen, obwohl er manchmal der Fluß des Göttlichen Gerichts genannt wird.« »Und wie heißt der Hauptarm?« Mit immer tieferer Verzweiflung in der Stimme antwortete der Alte: »Einfach nur der Fluß. Es gibt keinen anderen, warum sollte er einen Namen haben?« Nach kurzem Schweigen ergänzte er: »Der Fluß ist die Göttin, und die Göttin ist der Fluß.«
    »So ist das also?« Der Riese rieb sich das Kinn und dachte nach. Dann wollte er wissen: »Welcher Tag ist heute?«
    »Es ist der Tag des Lehrers, mein Lord«, sagte der Priester. Er verzog das Gesicht bei dem Blick, den er dafür erntete, und ratterte los: »Der dritte Tag der zweiundzwanzigsten Woche des Jahres siebenundzwanzig-tausenddreihundertfünfundfünfzig seit Gründung des Tempels!«
    Der Schwertkämpfer stöhnte auf und sagte eine Weile lang nichts mehr.
    Der Lichtfleck auf der Wand verschwand vollends, und es wurde dämmrig in der Hütte. Er erhob sich und ging zum Fenster, wo er die Ellbogen auf den Sims stützte und hinaus auf die Straße starrte. Sein wuchtiger Körper ließ die Dämmerung noch dunkler werden. Jja sah undeutlich die Vorübergehenden vor dem Perlenvorhang an der Tür – Landarbeiter, die von der Feldarbeit heimkehrten, ein paar Pilger, die von einigen ihrer Mitsklavinnen zu den Hütten geleitet wurden. Dann kam ein Mann zu Pferde vorbei, und der Riese zuckte mit einem Fluch auf den Lippen zurück.
    Er drehte sich um und lehnte sich an die Wand zwischen der Tür und dem Fenster, so daß sein Gesicht im Schatten verborgen war. Er verschränkte die Arme – Arme so dick wie bei den meisten Männern die Beine – und wandte sich wieder an den Priester.
    »Das ist eine interessante Geschichte«, sagte er, und seine tiefe Stimme klang ganz ruhig. »Es gibt nur ein kleines Problem – ich bin kein Schwertkämpfer. Ich wüßte nicht zu sagen, welches Ende eines Schwertes der Griff ist.«
    »Mein Lord«, blökte Honakura, »Ihr seid immer noch verstört. Das sind die Nachwirkungen des Exorzierens und des Aufpralls des Kopfes. Ich werde Euch noch mal einen Heilkundigen schicken … Nach einigen Tagen Ruhe werdet Ihr vollständig wiederhergestellt sein.«
    »Oder tot, laut Euren Worten.«
    »Ihr habt recht«, antwortete der Alte mit betrübter Stimme. »Die Gefahr ist jetzt größer geworden, denn wenn der Oberste Anführer Euch in einem so verletzlichen Zustand antrifft, wird er Euch sofort herausfordern. Das ist seine einzige Hoffnung.«
    »Nein, ist es nicht.« Die kraftvolle, tiefe Stimme klang immer noch merkwürdig sanft. »Ich will es Euch erklären. Ihr existiert nicht, Lord – sage ich das richtig? – Lord Honakura. Genausowenig, und ich bedauere sehr, das sagen zu müssen, wie du, schöne Jja. Ihr seid die Ausgeburten eines kranken Gehirns, beide. Ich bin wirklich Wallie Smith. Ich war krank. Ich litt unter – o verdammt! Schon wieder Worte! Ich hatte ein Insekt im Gehirn …«
    Er beobachtete ihren Gesichtsausdruck und brach in ein tiefes Baß-Lachen aus. »Das klingt komisch, was? Ein Floh im Kopf! Auch ein Insekt, nicht wahr. Na ja, jedenfalls wurde ich von einem Insekt gebissen und bekam hohes Fieber. Das bewirkte, daß ich sehr viel schlief und sonderbare … Träume hatte.« Er strich sich wieder nachdenklich übers Kinn. »Ich glaube, der Name ›Shonsu‹ kam darin vor. Auf jeden Fall war ich sehr schwer krank. Und offenbar bin ich es immer noch. Deshalb existiert Ihr gar nicht. Ich bilde mir all das nur ein.«
    Er hob die Augenbrauen, als er die Miene des

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