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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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weiterliefe, durch die Tempelanlage, durch die Stadt, über den Hügel und immer weiter bis zum Horizont.
    Dann drehte sich Wallie um und musterte die beiden Sklaven, die sich im dürftigen Schatten einer Akazie niedergekauert hatten. Sie zuckten leicht zusammen. Er wählte den größeren.
    »Zieh dich aus!« sagte er. Der Mann sprang erschreckt auf, löste sein schwarzes Lendentuch und streifte die schmutzigen Sandalen ab. »Haut ab!« befahl Wallie, und beide hauten ab. Er kleidete sich erleichtert an, da er es satt hatte, von der sengenden Sonne geröstet zu werden.
    Er stapfte über den knirschenden Kies und trat auf die heißen Pflastersteine des Tempelhofs. Er hatte vergessen, wie groß der Platz war – einen Großstadtblock breit und mindestens doppelt so lang. Die Priester und Heilkundigen, die zuvor am Strand gewesen waren, hatten sich dem Alter nach hintereinander aufgereiht; die jüngsten und kräftigsten standen auf halber Höhe der Treppe auf der anderen Seite. Nnanji marschierte unbeirrt weiter, vorbei an den Sechzig- und Fünfzigjährigen, überholte die Vierzigjährigen. Oben auf der Treppe standen Pilger und Priester in Vierer- oder Fünferreihen hintereinander über die ganze Breite verteilt, die Rücken der Göttin zugewandt, um das Drama zu beobachten, das sich am Ufer unten anbahnte. Diese gewaltigen Stufen wirkten wie die Tribüne auf der einen Seite eines Stadions. Er fand diesen Vergleich unter den gegebenen Umständen sehr passend und bedauerte, daß er keine Eintrittskarten verkaufen konnte.
    Dann erblickte er Hardduju, der sich vom Bogengang des Tempels her näherte. Bei ihm waren vier weitere Schwertkämpfer. Nnanji war bei den Stufen angekommen und machte sich an den Aufstieg.
    Wallie erinnerte sich mit einem gewissen Schuldgefühl an seinen ersten Eindruck von dem Tempel. Damals hatte er an Größenwahn gedacht; eine habsüchtige Priesterschaft, die sich an den armen Bauern bereicherte, doch das war zu einer Zeit gewesen, als er noch Ungläubiger war. Inzwischen hatte er mit einem Gott gesprochen, und jetzt erschien ihm der Tempel als großartiger Tribut, den Generationen von inbrünstig Glaubenden ihrer Göttin zollten. Großartig war er zweifellos, obwohl ihm der architektonische Stil fremd war; die Säulen mochten dem Tempel von Karnak entlehnt sein, mit korinthischen Kapitellen, auf denen gotische Bögen ruhten, darüber gab es barocke Fenster und schließlich, bis zum Himmel reichend, islamische Minaretts aus Gold. Offenbar war der Plan des Baumeisters während der Jahrhunderte der Entstehung vielmals geändert und revidiert worden, und doch hatten sich die grundverschiedenen Elemente durch das Altern zu einem harmonischen, überwältigenden und von frommer Ehrfurcht zeugenden Monument aus bemoostem, verwittertem Stein vereinigt.
    Nnanji und Hardduju waren jetzt auf einer Höhe. Wallie fragte sich, ob der Junge wohl noch ausreichend Puste hatte, um seine Botschaft zu übermitteln. Dem Anschein nach ja, denn er drehte sich um und hüpfte die Stufen wieder hinab, um zu seinem Gebieter zurückzukehren. Bitte brich dir kein Bein, junger Nnanji! Also, hatte der Oberste Anführer die Einladung zu einem Zweikampf angenommen, hatte er Verstärkung herbeigerufen oder kam er mit seinen momentanen Begleitern herunter? Gut – er kam mit einem einzigen Viertstufler. Die anderen folgten langsamer mit einigem Abstand. Der Auftakt stand kurz bevor.
    Nnanji war wieder unten auf dem Platz angekommen und rannte durch die Wogen von Hitze, die jetzt über ihm tanzten. Irgendwo in Wallies Innerem mahnte eine Stimme du sollst nicht töten, und als ihr beschieden wurde, daß schließlich ein Gott dieses Töten angeordnet hatte, maulte sie weiter, daß du dich dann wenigstens nicht drauf freuen sollst. Denn Wallie merkte ganz deutlich, wie sein Puls schneller wurde vor Vorfreude auf den kommenden Genuß eines Kampfes. Bastonade! Ich werde es dem Kerl zeigen! Es war ein gutes Gefühl, wenn einem ein Gott gesagt hatte, daß man gewinnen würde.
    Immer mehr Schaulustige strömten aus dem Tempel und verbreiteten sich wie Schimmel auf den obersten Treppenstufen. Aufmerksam suchte Wallie mit den Augen den Platz ab und fragte sich, wann der Rest der Tempelwache wohl auftauchen würde.
    Nnanji war zurückgekehrt, glückselig strahlend und kaum in der Lage zu sprechen.
    »Er kommt, mein Gebieter«, keuchte er.
    »Gut gemacht, Vasall!« lobte ihn Wallie. »Nächstesmal werde ich dir ein Pferd besorgen.« Der Junge

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