Der zögernde Schwertkämpfer
in den Augen blickte er zu Wallie auf. Sein Schwert war Schrott, sein gelber Kilt war zu einem fadenscheinigen Beige verwaschen, und seine Stiefel waren mehrfach geflickt, doch trotzig schob er das Kinn vor.
Wallie war verdutzt. Alles, was er brauchte, war ein junger Kerl, der ihm in einem Duell als Sekundant diente, und hier war er an einen Idealisten geraten, dem Ehre über Leben ging. Ein mickeriger Zweitstufler, der sich einem Siebentstufler widersetzte? Plötzlich packte ihn die Wut über soviel blödsinnige Sturheit. Er spürte, wie der Zorn in ihm hochstieg. Er hörte ein grimmiges Schnauben … sein Arm bewegte sich …
Er konnte ihn gerade noch rechtzeitig anhalten – sein Schwert verharrte einen Fingerbreit vor Nnanjis Hals. Nnanji hatte in Erwartung des Hiebs die Augen geschlossen.
Wallie war entsetzt. Was war denn hier passiert? Er war nahe daran gewesen – wirklich sehr nahe –, diesem Kind den Kopf abzuschlagen. Nur um eine Darstellung von Mut zu geben? Er zog die Klinge in sichere Entfernung zurück. Nnanji, der offenbar erst die Entdeckung machte, daß er noch lebte, öffnete mißtrauisch die Augen.
Aber die Angelegenheit war immer noch nicht ausgestanden. Selbst der Umstand, daß er soeben noch mal mit dem Leben davongekommen war, hatte dem Jungen die Widerspenstigkeit nicht ausgetrieben, was deutlich an seinem Gesicht abzulesen war, und Lord Shonsu der Siebten Stufe konnte andererseits seinen Befehl auch nicht zurückziehen. Das Dasein als hochrangiger Schwertkämpfer war nicht ganz so einfach, wie es der Halbgott dargestellt hatte. Schnell wühlte Wallies Geist in seinem Wissen über das Handwerk der Schwertkämpfer herum, und ein Ausweg fiel ihm ein.
»Nun denn!« Er gab den Befehl zur Schlacht. »Blut muß fließen: Erklärt Eure Unterwerfung.«
Der Junge riß die Augen weit auf. »Das dritte Gelöbnis, mein Lord?«
»Kennt Ihr den Wortlaut?«
Nnanji nickte heftig. Er fragte nicht nach Einzelheiten, obwohl ihm dieses Recht theoretisch zugestanden hätte. Das war eine lebensrettende Lösung in seiner problematischen Lage. »Ja, mein Lord«, antwortete er eifrig. Er legte sein Schwert Wallie zu Füßen und warf sich selbst der Länge nach in den Kies.
»Ich, Nnanji, schwöre bei meiner unsterblichen Seele und ohne jeden Vorbehalt, mich Euch in jeder Hinsicht zu unterwerfen, Shonsu, Euch als meinem rechtmäßigen Herrn zu dienen und Eure Befehle zu befolgen, mein Leben für Euch einzusetzen, an Eurer Seite zu sterben, alle Schmerzen zu ertragen und Euch allein in Treue ergeben zu sein, jetzt und immerdar, im Namen aller Götter.«
Dann küßte er Wallies Fuß.
Wenn das keine Sklaverei war, dachte Wallie, was war es dann? Der Gott hatte die Wahrheit gesagt, als er behauptete, Schwertkämpfer hätten eine Schwäche für furchterregende Schwüre. Er sprach die Antwort: »Ich nehme dich, Nnanji, als meinen Vasall und Gefolgsmann an, im Namen aller Götter.«
Nnanji stieß ein lautes Seufzen der Erleichterung aus und rappelte sich auf die Knie hoch. Er hob sein Schwert mit beiden Händen hoch und blickte erwartungsvoll auf. »Jetzt könnt Ihr mir befehlen, das zweite Gelöbnis abzulegen, mein Lord!«
Wallie hätte fast gelacht. Er versuchte hier, einen tödlichen Kampf einzuleiten, und dieses Knäblein verwickelte ihn in spitzfindige Haarspaltereien. Dennoch, es war auf jeden Fall besser, die Fragen der Loyalität unmißverständlich zu klären. »Vasall«, sagte er feierlich, »leiste mir den zweiten Eid.«
Während seine blassen Augen starr auf Wallies gerichtet waren, gelobte der Junge: »Ich, Nnanji, Schwertkämpfer der Zweiten Stufe, erkenne Euch, Shonsu, Schwertkämpfer der Siebten Stufe, als meinen Meister und Mentor an und schwöre, in Treue, Gehorsam und Bescheidenheit nach Eurem Wort zu leben, durch Euer Beispiel zu lernen und stets Eure Ehre im Sinn zu tragen, im Namen der Göttin.«
Wallie berührte das Schwert und gab die förmliche Antwort: »Ich, Shonsu, Schwertkämpfer der Siebten Stufe, nehme dich, Nnanji, Schwertkämpfer der Zweiten Stufe, als meinen Schützling und Schüler an, um dich zu deinem Wohle zu schützen und in den Regeln der Ehre und den Geheimnissen unserer Kunst zu unterweisen, im Namen der Göttin.
Gut gemacht!« fügte er vergnügt hinzu und half ihm beim Aufstehen. Jetzt hatte er nicht nur ein Schwert, sondern auch noch einen Schützling. Wenn er nun noch ein paar Sachen zum Anziehen hätte, könnte er vielleicht langsam so aussehen, wie es seiner
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