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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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auf das Geschehen, und er fühlte sich unglaublich erschöpft.
    Sie traten aufeinander zu und blieben schweigend stehen. Tarru war ein narbenübersäter, grauhaariger Veteran, doch sein schlanker Körper war drahtig, und seine Augen blickten scharf. Sein grüner Kilt war sauber und gediegen – er hielt offenbar nichts von Edelsteinen und Zierrat, wie es Hardduju getan hatte. Tief eingegrabene Furchen in seinem Gesicht ließen ihn wettergegerbt und abgehärtet erscheinen. Er mochte eine Stufe unter Wallie stehen, doch er war kein Schlappschwanz und befand sich in weit besserer Körperverfassung als sein Vorgesetzter.
    Er erhob sein Schwert zum Gruß, und Wallie antwortete.
    Die beiden Männer musterten sich gegenseitig eine lange Weile mit forschenden Blicken, und diese scharf blickenden Augen wanderten blitzschnell zu dem Schwertgriff mit dem Saphir und dann hinunter zu den blutbefleckten Sandalen. Es war keine Ehre beleidigt worden, niemand verlangte Satisfaktion, wenn Harddujus Sekundant das Duell als fairen Kampf anerkannt hatte, doch die Verlockung, dieses besondere Schwert zu besitzen, war zu groß, genau wie der Halbgott vorausgesagt hatte. Töte einen Krüppel und erlange ein Vermögen – der Einsatz war gering, und der Gewinn hoch, so schien es.
    Die Habgier siegte. Tarru machte das Zeichen der Herausforderung.
    »Nun denn!« brüllte Wallie, und die Schwerter sausten blitzend durch die Luft. Nnanji und einer der Fünftstufler eilten herbei, um ihre Plätze als Sekundanten einzunehmen.
    Tarru griff mit einer Sixt an, und Wallie parierte und führte einen Gegenstoß. Und da war wieder diese aufwallende Wut. Tarru parierte viel zu spät und versuchte einen Ausfall, einen sehr langsamen Ausfall. Wallie wehrte ohne Mühe ab. Als er merkte, daß er sich nicht in Gefahr befand, entspannte er sich etwas und parierte die unglaublich durchschaubaren Stöße, wodurch er den nächsten jeweils dahin lenkte, wohin er ihn haben wollte, ohne sich die Mühe einer Riposte zu machen.
    Tarru tänzelte vor und zurück. Wallie drehte sich langsam, um ihm direkt gegenüberzustehen, und die Sekundanten umkreisten die beiden wie Planeten. Eine Menge sammelte sich, und der zweite Fünftstufler schrie ständig Anweisungen, damit sie zurückgehalten wurde.
    Stiefel stampften auf den Steinen und wirbelten Staub auf. Metall klirrte. Stoß … Parade … Ausfall … Tarrus Atem wurde laut in der brütenden Hitze unter einem Backofen-Himmel, und auch sein Gesicht bekam einen feurigen Glanz.
    Wallie entdeckte, was es für ein Gefühl war, der größte Schwertkämpfer der Welt zu sein: es war ein angenehmer Sport. Er brauchte seine strapazierten Füße kaum zu bewegen, und sein Arm hätte den ganzen Tag so weitermachen können. Tarru war ein ausgezeichneter Sechststufler – das sah Shonsu ihm an –, doch innerhalb der Siebten Stufe gab es keine Begrenzung nach oben, und Shonsu hätte nach derselben Bemessungsskala durchaus ein Acht- oder Neuntstufler sein können. Er übertraf den älteren Mann um viele Klassen. Er wagte es nicht, sich umzusehen, doch er wußte, daß unter den Zuschauern etliche Schwertkämpfer waren, und er fragte sich, wie Tarru zumute sein mochte. Die Anstrengung machte sich bei ihm bemerkbar; sein Atem wurde zu einem rasselnden Keuchen. Er war der Herausforderer gewesen – daß er jetzt nicht an seinen Gegner herankam, machte ihn zu einer lächerlichen Figur. Von welcher Empfindung war seine Habgier abgelöst worden – Wut? Angst? Demütigung?
    Schließlich wich Tarru zurück und blieb keuchend stehen, offensichtlich geschlagen, mit weit aufgerissenen Augen und glasigem Blick. Wallie tat so, als ob er ein Gähnen unterdrückte. Einige in der Menge kicherten, und jemand gab einen verhaltenen Buhruf von sich.
    »Rückzug?« rief Tarrus Sekundant herüber. Ein anerkennenswerter Versuch, aber er durfte nicht viel Hoffnung haben.
    Nach den Regeln war es Wallie nicht erlaubt zu sprechen, und er wagte es nicht, die Augen von seinem Gegner zu lassen, doch er nickte schnell.
    Es entstand eine Pause. Nnanji hatte ausdrückliche Anweisungen bekommen, die über Leben und Tod entschieden. Denn eine Auseinandersetzung mit tödlichen Waffen ohne Blutvergießen war so gut wie undenkbar. Würde der Junge begreifen?
    »Rückzug angenommen!« Nnanjis Stimme war schrill vor Aufregung.
    Wallie atmete erleichtert auf, schenkte seinem Sekundanten ein lobendes Lächeln und schob sein Schwert in die Scheide. Einen Moment lang war Tarru zu

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