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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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haben, und behauptete, daß der andere gar nicht zum Göttlichen Gericht gegangen sein konnte.« Er bedachte Nnanji mit einem scharfen Blick. »Weißt du, woher er dieses unsagbare Schwert bekommen hat?«
    Ein Schützling darf niemals Auskunft über seinen Mentor geben … Nnanji stand stramm, schweißüberströmt.
    Als er keine Antwort bekam, sagte Briu: »Es sind ein paar alte Geschichten über dieses Schwert in Umlauf. Glaubst du an die Legende von Chioxin, Eleve?«
    Nnanji dachte über die Frage nach, dann sagte er: »Ja, Adept.«
    Briu verzog das Gesicht. »Und danach erfuhr ich, daß einer meiner Schützlinge …« Er unterbrach sich und fügte höhnisch hinzu: »In bezug auf den dritten Eid unzulänglich unterrichtet war.«
    Nnanji sagte nichts.
    »Nicht, daß du eine Wahl gehabt hättest, Eleve. Aber ich war dadurch zu einer unangenehmen Handlung gezwungen. Und dann geht er her und beschuldigt mich der Feigheit! Feigheit? Welchen Mut erfordert es von einem Siebentstufler, einem Viertstufler gegenüber das Maul aufzureißen? Ich dachte, ich wäre ein toter Mann, als ich ihm das Zeichen gab.«
    Shonsu tötete nicht, wenn es nicht unbedingt sein mußte – aber das konnte Nnanji auch nicht sagen.
    Briu warf seinem Begleiter einen Blick zu und zuckte mit den Schultern. Dann wandte er sich wieder an Nnanji und wollte wissen: »Du warst heute morgen drauf und dran, meine Herausforderung anzunehmen, nicht wahr?«
    Landinoro gab Briu einen Klaps auf die Schulter. »Ich sage den anderen schon mal, daß du kommst«, erklärte er. Er bedachte Nnanji mit einem unergründlichen Blick und entfernte sich taktvoll. Nnanji wäre gern mit ihm gegangen, auch wenn er sein neues Schwert hätte zurücklassen müssen.
    »Nun?« fragte Briu. »Du wolltest dich nicht drücken, oder?«
    Nnanji krümmte sich voller Unbehagen. »Ich hätte Euch um die Gnadenfrist gebeten, Adept. Die hättet Ihr mir doch eingeräumt, oder?«
    »Drei Tage?« schnaubte Briu. »Bildest du dir ein, dein Wundermann könnte dich innerhalb von drei Tagen zu einem Schwertkämpfer machen?« Er schüttelte mitleidig den Kopf. »Ich hätte versucht, deinen Arm zu verschonen und dir ans Bein zu gehen, doch auch das heilt oft nicht wieder so richtig.«
    Nnanji krümmte sich noch mehr zusammen. »Wenn ich mich ergeben hätte, hättet Ihr auf äußerster Demütigung bestanden, nicht wahr?«
    »Na und? Schwerter können ersetzt werden, Haare wachsen wieder.«
    Nnanji schwieg. Lieber würde er sterben, viel lieber sterben, als diese Dinge über sich ergehen zu lassen.
    Briu zuckte mit den Schultern und hob das Schwert, um mit dem Finger an der Schneide entlangzufahren. »Und wir wissen alle ganz genau, warum er ausgerechnet Rosti am Ufer treffen mußte, stimmt’s? Nicht etwa Fonddiniji oder Ears, nein Rosti.«
    »Ihr habt mich immer zum Ufer abkommandiert, wenn Ihr die Todesschwadron befehligt habt«, verteidigte sich Nnanji.
    Briu blickte ihn finster an. »Du wolltest keine Steine werfen, ist es nicht so, Eleve? Du weißt, warum du dort hingestellt worden bist – weil du nicht wissen wolltest, ob wir Steine werfen. Und ich habe dir den Gefallen getan, die Götter mögen mir helfen.«
    Nur ein einziges Mal war Nnanji Zeuge eines Freikaufs geworden. Er hatte seinen Anteil an Silber abgelehnt, als das Lösegeld kam – und von diesem Zeitpunkt an war nichts mehr genauso, wie es früher gewesen war.
    »Wer ist der erste?« fauchte Briu ihn an.
    »A-adept?« stammelte Nnanji, der nicht begriff.
    »Wer ist der erste? Du hast jetzt einen leibhaftigen Blauen für dich, nicht wahr. Ganz für dich allein. Die Männer der Wache wollen jetzt wissen, Eleve: Wer ist der erste, den Rosti verrät?«
    Wie konnte er nur so ein Narr sein, Briu zu fragen, ob er ihm das Schwert überreichen würde? Nichts von den Gemeinheiten, die Darakaji oder Fonddiniji hätten begehen können, hätten so schlimm sein können. Er hatte Shonsu erklärt, daß Briu ein ehrenhafter Mann sei, doch das wiederum war eine Erklärung, die ein Schützling seinem Mentor gegenüber abgegeben hatte, also durfte er darüber auch nicht sprechen.
    »Was erwartet Ihr von mir, Adept? Daß ich die gesamte Wache denunziere? Meint Ihr, er würde mir glauben? Ich habe keine Verbrechen gesehen! Ich bin nicht
    Zeuge von Verfehlungen geworden! Verbrechen wurden nur vom Fetten begangen. Der Rest von uns hat nur Befehle befolgt. Wir sind allesamt ehrenhafte Männer, wenn wir die Gelegenheit bekommen.«
    Briu musterte ihn eiskalt.

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