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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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glitzerte neben dem Griff seines Schwerts. Er machte den Eindruck, leicht außer Atem zu sein, als ob er gerannt wäre.
    Tarru und Transingji warfen einander Blicke zu und wichen danach den Augen Lord Shonsus aus … was vielleicht ganz gut war. Von Siebentstuflern wurde erwartet, daß sie sich in der Öffentlichkeit einigermaßen würdevoll benahmen, und Wallie lief puterrot an, so angestrengt unterdrückte er ein Lachen.
    Der Exerzierbereich war ein Innenhof, teilweise überdacht und nach drei Seiten hin offen, um jeden Lufthauch einzulassen, der vom Paradeplatz herüberwehen mochte. Er war leer, mit Ausnahme einiger Ganzkörperspiegel und einiger Gestelle an der Wand, in denen Masken und Ersatzflorette aufbewahrt wurden; außerdem gab es auf halber Höhe eine Galerie für Zuschauer. Dort stand Wallie und erforschte den Platz eine Weile. Nnanji neben ihm bebte vor Eifer, endlich seine erste Unterrichtsstunde von diesem überragenden Siebentstufler zu erhalten.
    Über dem Übungsplatz brütete die Nachmittagssonne. In dieser erdrückenden Hitze lümmelten etwa zwanzig Schwertkämpfer in Gruppen herum und unterhielten sich lustlos. Wallie begutachtete gerade die Farben ihrer Kilts und – soweit er sie sehen konnte – ihre Stiefel. Das gleiche hatte er beim Verlassen der großen Halle getan, denn Nnanjis neuer Prunk hatte seine frühere Schäbigkeit erst so richtig deutlich gemacht – der ausgewaschene, fadenscheinige Kilt und die geflickten Stiefel. Wallie sah sich jetzt um auf der Suche nach anderen ärmlichen Schwertkämpfern. Er sah keinen einzigen. Vielleicht gab Nnanji sein ganzes Geld seinen Eltern. Vielleicht gab er alles für Frauen aus.
    Oder war er vielleicht der einzige ehrliche Mann in der Wache?
    Jetzt hatte man sie bemerkt. In wenigen Augenblicken hatten alle Männer die Masken auf und standen sich paarweise gegenüber, sich vorbeugend und zurückweichend, Staubwolken mit ihrem Gestampfe aufwirbelnd und die Florette mit furchterregender Begeisterung klappernd gegeneinander schlagend.
    »Sieht so aus, als ob wir sie zu neuer Aktivität inspiriert hätten«, bemerkte Wallie ironisch.
    »Sie haben gehört, daß Ihr beabsichtigt wegzugehen, mein Gebieter. Jetzt wollen sie eine Probe ihres Könnens geben.«
    »Einen Teufel tun sie!« Wallie beobachtete das Fechten eingehend mit Shonsus Augen. »Sind sie ordentlicher Durchschnitt, oder ist das eine Klasse von Zurückgebliebenen, die eine Extrastunde aufgebrummt bekommen hat?«
    Nnanji machte ein überraschtes Gesicht. »Sie sind Durchschnitt, mein Gebieter.« Er deutete auf einzelne der Männer und erklärte, wer wahrscheinlich bald befördert werden und wer nach der allgemeinen Einschätzung durchfallen würde.
    »Da ich weiß, daß du niemandem das weitersagen wirst, was ich mit dir bespreche«, sagte Wallie nach einer Weile, »werde ich dir jetzt meine Meinung sagen. Das ist die schlimmste Ansammlung von Watschelenten, die ich jemals außerhalb eines Bauernhofs gesehen habe.«
    »Mein Gebieter!«
    »Ich meine es so!« versicherte ihm Wallie. »Ich entdecke nicht einen Drittstufler, der der Dritten Stufe angemessen kämpft, nicht einen Viertstufler, der so kämpft, wie es sich für einen Viertstufler gehört. Zugegeben, im Moment sind sie alle so darauf bedacht, sich hervorzutun, daß keiner übrig ist, der sie anleitet, aber ich finde sie abscheulich. Ich würde sie alle mindestens um eine Stufe degradieren.«
    Nnanji machte ein besorgtes Gesicht und sagte nichts.
    Wahrscheinlich hatte kaum einer dieser Schwertkämpfer je in seinem Leben einen ernsthaften Kampf ausgefochten. Sie trieben Gefangene zusammen oder eingeschüchterte Pilger, das war alles. Die meisten von ihnen machten den Eindruck, noch nie einen anständigen Unterricht bekommen zu haben. Tarru war doch ein guter Schwertkämpfer – kümmerte er sich nicht darum?
    »Wie viele Zweitstufler gibt es innerhalb der Wache?« wollte Wallie plötzlich wissen, während er immer noch am Geländer lehnte und ungläubig auf diese geballte Unfähigkeit hinabsah.
    »Zwölf, mein Gebieter, ohne mich.«
    »Wie viele davon könnten dich in einem Ausscheidungskampf schlagen?«
    »Zwei, vielleicht drei«, sagte Nnanji voller Unbehagen.
    Wallie wandte den Kopf um und sah ihn an. Er war dunkelrosa.
    »Und wie viele kannst du schlagen?«
    Nnanji murmelte: »Drei.«
    »Was? Das ist doch nicht logisch!«
    »Briu sagt, meine Abwehr ist sehr gut, mein Gebieter. Sie kommen kaum zum Schlag gegen mich.«
    Wallie

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