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Der Zorn der Götter

Der Zorn der Götter

Titel: Der Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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Mrs. Harris! Wir sind von der Kriminalpolizei. Ich bin Chefinspektor Dune, und das ist Inspektor Steunou. Wir müssen mit Ihnen reden.«
    Kelly blieb stehen. »Die Polizei? Worüber wollen Sie mit mir reden?«
    »Sie sind doch Mrs. Harris, ja?«
    »Ja.« Mit einem Mal wurde ihr bang ums Herz.
    »Dann muss ich Ihnen leider mitteilen, dass … dass ihr Mann letzte Nacht ums Leben gekommen ist.«
    Kellys Mund war plötzlich wie ausgetrocknet. »Mein Mann … Wie …?«
    »Offenbar hat er Selbstmord begangen.«
    Kelly hatte mit einem Mal ein starkes Dröhnen in den Ohren. Sie konnte kaum noch verstehen, was der Chefinspektor sagte. »… Eiffelturm … Mitternacht … Abschiedsbrief … sehr bedauerlich … tiefstes Mitgefühl.«
    Sie nahm die Worte kaum wahr. Es waren nur Lautfetzen ohne jeden Sinn, ohne Bedeutung.
    »Madame …«
    Ich möchte, dass du dich schick machst. Du wirst bestimmt begeistert sein, wenn wir dort sind. »Das muss … ein Irrtum sein«, sagte Kelly. »Mark würde niemals …«
    »Tut mir Leid.« Der Chefinspektor sah Kelly durchdringend an. »Ist alles in Ordnung, Madame?«
    »Ja.« Abgesehen davon, dass soeben mein Leben zerbrochen ist.
    Pierre kam angewieselt und brachte ihr einen wunderschönen gestreiften Bikini. » Chérie, du musst dich rasch umziehen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.« Er warf ihr den Bikini in die Arme. » Vite! Vite! «
    Kelly ließ ihn langsam zu Boden fallen. »Pierre?«
    Verdutzt blickte er sie an. »Ja?«
    »Zieh du ihn an.«
     
    Eine Limousine brachte Kelly zu ihrem Apartment zurück. Der Direktor des Modehauses hatte ihr angeboten, dass jemand bei ihr blieb, doch Kelly hatte abgelehnt. Sie wollte allein sein. Jetzt, da sie durch die Haustür trat, sah sie Philippe Cendre, den Concierge, und einen Mann in einem Overall, die von einer Reihe von Mietern umringt waren.
    »Die arme Madame Lapointe«, sagte eine der Hausbewohnerinnen. »Was für ein schrecklicher Unfall.«
    Der Mann im Overall hielt zwei ausgefranste Enden einer schweren Trosse hoch. »Das war kein Unfall, Madame. Jemand hat das Sicherungsseil des Aufzugs gekappt.«

7
    Um vier Uhr morgens saß Kelly in einem Sessel, starrte benommen aus dem Fenster und horchte auf das Stimmengewirr, das ihr fortwährend in den Ohren widerhallte. Kriminalpolizei … müssen mit Ihnen reden … Eiffelturm … Abschiedsbrief … Mark ist tot … Mark ist tot … Mark ist tot. Wie ein schleppendes Klagelied gingen ihr diese Worte ein ums andere Mal durch den Kopf.
    Vor ihrem inneren Auge sah sie Marks Körper hinabstürzen, tiefer und immer tiefer … Sie streckte die Arme aus und wollte ihn auffangen, kurz bevor er auf dem Gehsteig zerschmettert wurde. Bist du meinetwegen gestorben? Habe ich irgendetwas getan? Irgendetwas nicht getan? Habe ich irgendetwas gesagt? Irgendetwas nicht gesagt? Ich habe noch geschlafen, als du gegangen bist, Liebster, und konnte mich gar nicht von dir verabschieden, dich küssen und dir sagen, wie sehr ich dich liebe. Ich brauche dich. Ohne dich halte ich es nicht aus, dachte Kelly. Hilf mir, Mark. Hilf mir – so wie du mir immer geholfen hast. Sie ließ sich zurücksinken und dachte daran, wie es früher gewesen war, vor Mark, in diesen furchtbaren Jahren ihrer Jugend …
    Kelly war in Philadelphia geboren – als uneheliche Tochter von Ethel Hackworth, einem schwarzen Dienstmädchen, das im Hause eines Richters angestellt war, bei einer der bekanntesten Familien der Stadt. Ethel war siebzehn und wunderschön, so schön, dass Pete, der schmucke, zwanzigjährige blonde Sohn der Familie Turner, ihren Reizen verfiel. Er verführte sie, und einen Monat später stellte Ethel fest, dass sie schwanger war.
    Als sie es Pete mitteilte, sagte der: »Das … das ist ja wunderbar.« Dann stürmte er in das Arbeitszimmer seines Vaters und überbrachte ihm die schlechte Nachricht.
    Richter Turner zitierte Ethel am nächsten Morgen zu sich ins Herrenzimmer und sagte: »In meinem Haus beschäftige ich keine Hure. Sie sind entlassen.«
    Da sie weder Geld hatte noch eine anständige Ausbildung oder einen erlernten Beruf vorweisen konnte, arbeitete sie als Putzfrau in einer Fabrik, wo sie endlos viele Überstunden machen musste, um sich und ihre neugeborene Tochter durchzubringen. Nach fünf Jahren aber hatte Ethel so viel Geld gespart, dass sie sich ein heruntergekommenenes Holzhaus kaufen konnte, das sie renovierte und zu einer Männerpension umbaute. Sie richtete ein Wohnzimmer ein, ein Esszimmer, vier

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