Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Einladung gefolgt, der angeboten hatte, ihnen Colchas zu zeigen. Oder zumindest den wichtigen Teil, wie der grauhaarige Mann augenzwinkernd gesagt hatte.
    »Es muss groß sein. Dies ist das Zentrum des Imperiums. Von hier aus wird es regiert. Hier sind alle wichtigen Tempel, alle entscheidenden Verwaltungsgebäude, hier sitzen die Beamten, deren Wort Kriege auslöst oder verhindert. Und natürlich ist dies der Sitz des Goldenen Imperators.«
    »Aber es sind so viele Gebäude. So viele Tempel, Kuppeln, Türme. Es ist eine eigene Stadt«, erwiderte Natiole. Dafür, dass es laut Sargan ein wichtiger Ort sein sollte, war es erstaunlich ruhig. Kaum Menschen auf den Straßen, außer den goldenen Kriegern, die an jeder Ecke standen. Viele Straßen waren von Säulen gesäumt, die flache Dächer trugen, unter denen die wenigen Menschen gingen.
    »Ja, so könnte man es nennen. Du musst bedenken, dass die Stadt auch in Jahrhunderten gewachsen ist. Jeder Imperator hat neue Gebäude bauen lassen, um eine bleibende Erinnerung an seine Regentschaft zu hinterlassen. Neue Tempel gestiftet, neue Paläste errichtet. Nicht selten mussten dafür Wohngebiete aufgegeben werden.«
    »Wie viele Menschen leben in Colchas?«, fragte Kerr. »Eine Zählung ist unmöglich. Aber es sollen mehr als eine Million sein«, entgegnete Sargan stolz. »Arkides, der siebzehnte seines Namens, hat die Große Mauer im Norden einreißen und erweitern lassen, um mehr Platz zu schaffen. Aber selbst die Neue Mauer beschränkt das Wachstum inzwischen zu sehr. Früher war es verboten, außerhalb der Mauer zu siedeln, aber unser gütigster Imperator hat dieses Verbot aufgehoben und die Felder direkt vor den Toren der Stadt im Norden und Osten den Großgrundbesitzern ab- und dem Imperium selbst zugesprochen. Dort wachsen jetzt die ersten Stadtviertel außerhalb der Mauer, und ich bin mir sicher, dass Colchas noch einmal weitaus mehr
Bewohner gewinnen wird. Unter uns: die Macht der Großgrundbesitzer war dem Imperator ein Dorn im Auge.«
    »Was ist, wenn ihr angegriffen werdet?«, erkundigte sich Natiole.
    »Zum einen ist die Zahl unserer Feinde gering, und dann sind sie nicht stark genug, um bis hierher vorzudringen. Und selbst wenn sie es könnten, müssten sie weite Ebenen überqueren. Genug Zeit für die Reiter, um uns Warnungen zu überbringen und unser Volk in den Schutz der Stadt zu rufen. Unser Land ist von Agdele gesegnet.«
    »Heißen alle eure Imperatoren Arkides?«
    »Nein«, erwiderte Sargan lächelnd. »Aber seit Arkides, dem ersten seines Namens, nehmen viele diesen Namen an, wenn sie zum Imperator gesalbt werden. Er war ein großer Herrscher, und er hat das Goldene Imperium zu dem gemacht, was es ist. Aus dem einfachen Land Dyria wurde unter seiner Ägide ein mächtiges Reich. Manchmal nennt man die Imperatoren in ihrer Gesamtheit sogar die Arkiden, aber ich folge dieser Mode nicht.«
    »Was ist mit dem … äh, mit dem Geschriebenen?«, warf Kerr ein, dem die letzten Worte des Dyriers zu verworren schienen.
    »Dem Geschriebenen?«
    »Das sein Mädchen dir gegeben hat«, versuchte der Troll Natiole zu erklären. Einen Augenblick lang sah der Mensch ihn verständnislos an, dann nickte er.
    »Der Brief! Natürlich. Verzeih, Sargan. Deine Tochter gab mir ein Schreiben für dich mit, das ich glatt vergessen habe. Der Anblick der Stadt, die Reise …«
    »Kein Grund, sich zu entschuldigen. Außerdem bin ich sicher, dass ihr Zorn über mich weder durch die Entfernung noch durch die Zeit gemildert wurde. In manchen Dingen ist sie ein Ebenbild ihrer Mutter. Du kannst ihn mir geben, wenn wir zum Quartier zurückkehren.«
    »Ich habe ihn dabei, also hier bei mir.«

    Der junge Mensch griff unter sein Wams und zog das flache Lederbündel heraus. Interessiert sah Kerr, wie Sargan Natiole anlächelte und dieser unvermittelt rot im Gesicht wurde. Dann nahm der Dyrier den Brief an sich.
    »Ich werde ihn später lesen«, erläuterte er und steckte ihn in eine der Falten seines weiten Gewandes. »Ihre Sprache kann sehr blumig werden, wenn sie ihrem alten Vater sagen möchte, was sie von ihm hält.«
    »Tatsächlich?« Natiole klang erstaunt. »In Teremi war sie ein Muster an Höflichkeit.«
    »Und Zurückhaltung?«
    »Nun, das nicht unbedingt«, erklärte der junge Mensch verlegen. »Sie ist sehr … willensstark.«
    »Ein Ebenbild ihrer Mutter, wie schon gesagt«, erwiderte Sargan seufzend, aber Kerr konnte riechen, dass er eher amüsiert war. »Übrigens, das dort

Weitere Kostenlose Bücher