Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle
der Menschen schon großartig.
Als sie die flache Treppe hinab in ihre Gemächer stiegen, machten ihnen die vier goldgeschuppten Soldaten Platz.
»Sie gehören zur Garde von Colchas. Sie sind die einzigen Gerüsteten, die langfristig in der Stadt bleiben dürfen. Alles erfahrene Krieger, aus den entferntesten Provinzen des Imperiums. Vor allem allerdings Sylken. Keiner von ihnen kann Beamter oder Imperator werden; es ist verboten, deswegen vertraut man ihnen. Man preist sie auch für ihre Verschwiegenheit, aber ihr könnt sicher sein, dass sie eure Zunge verstehen.«
Keine Regung in den Gesichtern der Männer zeigte, ob es sich tatsächlich so verhielt, aber Kerr glaubte Sargan. Der Dyrier war ein Freund, nicht hareeg wie Şten, aber er würde sie nicht anlügen. Zumindest riecht er nicht so unter seinem komischen Blumenwassergestank.
»Zurück«, brummte Wrag, und Zran fügte hinzu: »Mit Halbzwerg.«
Die beiden Trolle hatten Sargan in Colchas zum ersten Mal getroffen und brachten ihm dementsprechend Misstrauen entgegen. Aber Kerr hatte sie alles in allem beruhigen können.
Der Keller war groß und in mehrere Räume unterteilt. Im größten hatte man den Trollen Lager errichtet, die Wrag nach einem kurzen Blick auf einen Haufen in eine Ecke geworfen hatte. Es gab einen niedrigen Tisch, auf dem Tonschalen voller frischer Fleischbrocken standen, sowie metallene Krüge mit Wasser und anderen Getränken, deren Geruch Kerr jedoch nicht zusagte.
»Halbzwerg? Was, bei Agdeles feurigem Atem, habt ihr Trolle nur mit Halbzwergen?«
»Nun ja, so wirst du genannt. In den Aufzeichnungen.« »Aufzeichnungen? Was für Aufzeichnungen? Trollaufzeichnungen?«
»Die Aufzeichnungen, in denen ich von Druan, Pard und Anda berichtet habe. An den Wänden unserer Höhlen. Die Geschichte der Trolle.«
»Fabelhaft«, zischte Sargan. »Ich schreibe ein Buch über
Trolle, und Trolle schreiben ein Buch über mich. Und darin nennen sie mich Halbzwerg.«
»Eigentlich hat Pard dich so genannt«, begann Kerr, aber Sargan wedelte mit der Hand und unterbrach ihn: »Ja, ja, schon gut. Schweigen wir doch jetzt lieber, oder wollt ihr, dass es die ganze Welt erfährt?«
Ein neuer Geruch mischte sich unter die anderen. Kerr antwortete nicht, sondern blickte zu der offenen Tür, wo sich eine Gestalt näherte.
»Zu spät, Sargan Vulpon. Nicht die ganze Welt, aber meine Ohren haben es bereits gehört.«
Seufzend legte der Dyrier den Kopf in die Hände. »Ana. Und wenn du es weißt, wird es Artaynis auch erfahren. Und dann werde ich meine alten Tage nicht in Ruhe genießen können, sondern werde sie unter dem beißenden Spott meiner reizenden Tochter verbringen müssen.«
In der Tür stand eine junge Menschin, die von der Anwesenheit der Trolle kaum beeindruckt zu sein schien. Kerr konnte nicht einen Hauch von Angst an ihr riechen, und sie stand breitbeinig und selbstbewusst da, die Hände auf zwei Schwerter in ihrem Gürtel gestützt. Kurz hielt sie inne. Ihr braunes Haar war sehr kurz geschnitten, und anders als die meisten Dyrier, die Kerr gesehen hatte, trug sie lederne Kleidung. Gerade als sie eintreten wollte, trat ihr eine der Wachen in den Weg und sagte etwas, das Kerr nicht verstand. Wütend ging sie einen Schritt zurück und fixierte den Mann. Dann sagte sie ruhig und leise einige Worte in der fremden Zunge des Imperiums und zog eine Klinge ein winziges Stück aus der Scheide.
In der Ecke richtete sich Wrag auf, hoffnungsvoll, wie Kerr vermutete, und auch Zran spürte die Gewalt, die in der Luft lag.
Die anderen Wachen umkreisten die junge Menschin, die ihre Bewegungen genau beäugte. Noch hatte keiner
eine Waffe gezogen, aber Kerr konnte den Augenblick kommen spüren.
Hastig sprang Sargan vor und redete schnell in seiner Sprache auf sie ein. Seine Worte waren wie ein Wasserfall, wie ein Regenguss, der die Kontrahenten auseinandertrieb. Er stellte sich zwischen die Wachen, deutete auf die Menschin, auf Natiole, auf die Waffen und auf sich, unablässig redend. Schließlich traten die Soldaten zurück, auch wenn sie die junge Frau nicht aus den Augen ließen.
»Sei gegrüßt, Ana«, sagte Natiole und nickte ihr zu. »Was wolltest du tun? Dich mit der Garde von Colchas schlagen?«
»Nati«, erwiderte Ana und tippte sich mit zwei Fingern an die Stirn. »Wenn es hätte sein müssen. Manchmal verstehen diese Arschlöcher eben nur eine Sprache.«
Mit zwei Schritten war sie an den Wlachaken heran und umarmte ihn.
»Schön, dich
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