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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ist der Hundert-Säulen-Saal, wo der Goldene Imperator üblicherweise rauschende Feste ausrichtet. Vielleicht wird er euch dort vor dem versammelten Hofstaat empfangen.«
    Das Gebäude, auf das Sargan wies, war ein hoher und langer Bau mit zwei Flügeln, zwischen denen ein flaches Dach von Dutzenden von Säulen getragen wurde. Selbst auf die Entfernung konnte Kerr erkennen, dass die Säulen mit Tierreliefs verziert waren. Am oberen Ende waren Stierköpfe, auf denen das Dach ruhte, während unten katzenähnliche Wesen vorherrschten. Die Reliefs waren bemalt, ebenso die Stierköpfe, und das Gebäude wirkte selbst in der Nacht prächtig, da es von dutzenden Feuerschalen erhellt wurde.
    »Der eigentliche Saal ist natürlich im Inneren, und es sind mehr als hundert Säulen, wenn man diese hier mitzählt«, erklärte Sargan und deutete dann auf ein kleineres, aber nicht weniger prunkvoll verziertes Gebäude, das von ähnlichen Säulen umgeben war: »Oder er empfängt euch im Apa-Dhar.«

    Hier gab es nur Dächer, die von Säulengruppen getragen wurden. Es war eine offene Halle, die Kerr verwunderte.
    »Keine Wände? Welchen Schutz bietet es dann?«
    »Oh, das Apa-Dhar ist nicht zum Schutz gedacht. Dort werden Versammlungen abgehalten. Manchmal auch kleinere Feste gefeiert. Es ist alt, viel älter als die meisten Teile der Stadt. Es war einst der Palast des Imperators, aber jetzt ist es viel zu klein dafür.«
    Auf Kerr wirkte das Gebäude keineswegs klein, aber er behielt seine Meinung für sich. Dass die Menschen sich Gebäude gegen Wind, Wetter und Kälte errichteten, hatte er schon lange begriffen. Dass sie aber welche bauten, die nicht einmal davor schützten, erschien ihm noch seltsamer als ihre sonstigen Verhaltensweisen. Im Imperium sind die Menschen noch verwunderlicher als in Wlachkis. Schwer zu glauben, aber so ist es.
    »Wenn es zur Audienz kommt, werde ich euch vorher instruieren.«
    »Instro… was?«
    Ehe ihn der Dyrier abhängte, fragte Kerr lieber nach.
    »Ich erkläre euch, auf was ihr achten müsst. Das Protokoll ist sehr streng, und auch wenn für … Fremde Ausnahmen gemacht werden können, wird man euch wohlwollender betrachten, wenn ihr die Regeln beachtet. Zumindest einige.«
    Jetzt war es an Kerr, zu seufzen. Immer mehr Regeln.
    »Wir sollten zurück«, stellte der Troll fest. »Ich will Wrag nicht zu lange allein lassen.«
    Die beiden Menschen nickten, und Sargan führte sie langsam durch die breiten Straßen zurück zu dem Gebäude, in dessen Keller sie untergebracht waren. Laut Sargan war es ein Palast, der nur für Gäste des Goldenen Imperiums gedacht war. Hier wurden Gesandte untergebracht, die aus allen Teilen des Reichs und darüber hinaus kamen. Die Sklaven kümmerten sich auch um die ausgefallensten Wünsche,
wie Pilon würdevoll versichert hatte. Im Vergleich zu den gewaltigen Hallen und Säulen, die sie auf ihrer Wanderung durch das Zentrum der Stadt gesehen hatten, war ihre Unterkunft klein, aber dennoch konnte Kerr erhobenen Hauptes durch die Türen gehen, und die Decken waren beinahe doppelt so hoch, wie ein Troll groß war. Selbst Wrag hatte sich nur ganz wenig bücken müssen, als er durch die Tür in den Keller gestiegen war.
    »Sie haben diese Räume extra für euch ausgebaut«, erläuterte Sargan. »Ursprünglich gab es hier nur einen kleinen Keller, um Essen und Getränke kurzfristig kühl zu halten. Ein ganzes Heer von Arbeitssklaven hat sie erweitert, als die Nachricht von eurer Ankunft im Imperium uns erreichte.«
    »Das ist sehr großzügig«, entgegnete Natiole, aber Sargan winkte grinsend ab: »Nein, nicht wirklich. Es ist bei uns Brauch, dass wir unsere Gäste beeindrucken. Für manche Besucher ist es die erste Stadt, die sie sehen. Und den anderen zeigen wir unsere Hallen und Tempel, die Paläste und natürlich die Soldaten. Das Imperium will sicherstellen, dass jeder Gast erkennt, wie mächtig wir sind.«
    »Deswegen haben eure Hallen auch keine Wände«, überlegte Kerr, was Sargan lachen ließ. »Damit man auch von drinnen noch nach draußen sehen kann.«
    »Richtig erkannt, Freund Troll.«
    Schweigend gingen sie durch das Tor in einen großen Innenhof, in dem sich ein wunderbarer Brunnen befand. Reich verzierte Fischskulpturen waren auf dem Rand des Brunnens angeordnet, und aus ihren Mäulern floss klares Wasser in das Becken des Brunnens. Obwohl er dieses Wunder schon lange bestaunt hatte, erfreute Kerr sich erneut an seinem Anblick. Manchmal sind die Erfindungen

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