Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Nicht nur wegen seiner unbestreitbar edlen Vorfahren, sondern auch weil er die Masriden zu neuer Größe führen will. So mancher denkt, dass der lange Friede zu unserem Schaden und zu Wlachkis’ Nutzen war.«
    »Unsinn«, warf Vikolyi mit einem Knurren ein. »Selbst ein Mann mit dem Verstand eines Maultiers muss doch erkennen, dass es Ardoly unter Marczeg Tamár gut ergangen
ist. Sogar sein Vetter Tiradar hat das erkannt, und dem hat das Göttliche Licht am Tag seiner Geburt auch nicht gerade auf den Kopf geschienen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Er hielt einen Moment inne, räusperte sich erneut und spuckte dann geräuschvoll auf den Boden, bevor er fortfuhr: »Ich sage, wir warten zumindest ab, was dieser Hundesohn von einem Voivoden im Schilde führt. Bis dahin können wir genug Truppen sammeln, um auf alles vorbereitet zu sein. Und selbst wenn es zum Krieg kommt, sollten wir bis zum Frühjahr damit warten. Sonst besteht die Gefahr, dass wir alle im viermal verfluchten Winter elend verrecken.«
    Esya sog die Luft ein und wartete einige Momente, bevor sie dem aufgebrachten Mann antwortete.
    »Der Albus Sunaş muss vor allem dem Göttlichen Licht gehorchen, Vezét«, erwiderte sie schließlich milde. »Und in Wlachkis werden unsere Brüder und Schwestern nicht so geehrt, wie wir uns das wünschen würden. Unser Bruder Cornel hier«, sie deutete auf den Angesprochenen, »kann das sicher bestätigen.«
    Cornel nickte, da er vermutete, dass weder die Keralýa noch der kriegerische Vikolyi darauf erpicht waren, eine genauere Darstellung der Umstände zu erhalten.
    »Wenn wieder ein Marczeg über ganz Ardoly herrschen würde, wäre es sicher leichter, den Glauben an das allumfassende Göttliche Licht weiter zu verbreiten«, fuhr sie mit ihrer dunklen, angenehmen Stimme fort.
    »Das mag sein, Esya«, entgegnete Vikolyi Arkós überraschend besonnen. »Aber du weißt, dass es kaum möglich ist, den sturen wlachkischen Hunden unseren Glauben mit Gewalt aufzuzwingen. Was wir in zweihundert Jahren nicht geschafft haben, werden wir auch nicht in diesem Herbst erreichen – oder was denkst du?«
    Die Priesterin nickte bestätigend, wenn auch scheinbar
nicht allzu erfreut darüber, dem Adeligen recht geben zu müssen.
    »Dass ich treu dem Orden des Albus Sunaş anhänge, sollte außer Zweifel stehen. Stellt euch hinter mich, und ich werde euren Einsatz nicht vergessen, darauf mein Wort. Wenn ich erst Marczeg bin, werde ich dich zur ersten Beraterin machen, Esya! Sziglos hingegen wird euch lediglich für seine Zwecke benutzen. Und wenn er diese erreicht hat, dann wird er vielleicht keine weiteren Verbündeten aus euren Reihen brauchen.«
    »Wir werden Eure Worte überdenken, Vezét«, sagte die Priesterin würdevoll. Offenkundig erkannte der Adelige, dass er damit entlassen war, denn nach einer schweigenden Verbeugung wandte er sich zur Tür, begleitet von den beiden Gerüsteten.
    Die drei waren noch nicht auf der Straße angelangt, als eine junge Soldatin in der Tür des Tempels auftauchte.
    »Keralýa«, rief die Soldatin. Dann erst sah sie den Adeligen und grüßte auch diesen mit einer tiefen Verbeugung. »Vezét Vikolyi! Sziglos Békésar hat mich zum Tempel geschickt. Er erbittet Eure und die Anwesenheit der edlen Esya, um eine wichtige Frage zu besprechen.«
    Vikolyi fluchte laut. Sicher ist es keine angenehme Überraschung für ihn, herauszufinden, dass Sziglos ihn überwachen lässt, dachte Cornel.
    Auch die Priesterin sah nicht sonderlich erfreut aus, dass Sziglos sie in dieser Weise zu sich zitierte. Gemurmelte Fragen wurden unter den Priestern laut, denen Esya schließlich mit einer Handbewegung Einhalt gebot.
    »Ich werde mit Vezét Vikolyi zur Burg gehen. Wartet hier auf mich. Ich werde euch später berichten, was dort oben passiert ist.«
    Zu Cornels Überraschung blickte sie in seine Richtung: »Würdest du uns begleiten, Bruder?«, bat sie.
    »Gewiss, Keralýa«, beeilte er sich ihr zu versichern. Gemeinsam
brachen sie auf, ein schweigender Trupp, in dem jeder seinen Gedanken nachhing. Erst nachdem sie bereits eine Weile unterwegs waren, bemerkte Cornel, dass die Soldatin einen anderen Weg zum Burgberg eingeschlagen hatte, als den, den er schon mehrfach benutzt hatte. Sie führte sie über eine sanfter ansteigende Straße, die das Stadtzentrum umrundete und an der schon bald nur noch kleine Hütten standen, aus deren Fenstern ein schwacher Lichtschein drang.
    Esya, die zuerst mit der Soldatin

Weitere Kostenlose Bücher