Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
respektvoll, bis sie getrunken hatte.
    »Ja, du hast ihn pariert. Aber du, Ana, bist die Tochter deiner Mutter. Sein Angriff hätte den meisten den Garaus gemacht.«
    »Er hätte warten sollen«, wiederholte Ana stur. »Möglich.« »Wie auch immer. Vielleicht lernt er etwas draus. Und uns tut die Übung auch ganz gut. Sonst werden wir noch ebenso faul und fett wie die halbe Stadt hier.«
    Sie warf einen prüfenden Blick auf den Stand der Sonne.
    »Ich werde mich ebenfalls waschen und dann meinen
Vetter besuchen. Kümmere du dich darum, dass endlich das viermal verfluchte Fleisch geliefert wird. Wenn es heute Abend wieder nur Hirsebrei gibt, steigen uns unsere Leute aufs Zeltdach.«
    Zur Antwort brummte Berophan. Jetzt nahm auch er einen großen Schluck Wasser. Auf seiner dunklen Haut stand der Schweiß. Obwohl er gut doppelt so alt wie Ana sein musste, hatte er den Morgen voll harter Übungen ebenso klaglos ertragen wie Narqan und sie. Der dunkelhäutige Söldner war ein Offizier ihrer Mutter gewesen, solange Ana sich erinnern konnte. Seine Haut legte Zeugnis davon ab: überall trug er die Narben ihrer Kämpfe, wie die Soldaten der imperialen Armeen ihre Feldabzeichen tragen mochten. Er war für Ana ein Fels in der sich ständig verändernden Welt ihres Haufens; eine der wenigen verlässlichen Konstanten ihres Lebens. Auf Berophan konnte man sich verlassen – am Abend würde es wieder Fleisch geben.
    »Müssen wir uns wegen Flores Sorgen machen?«, erkundigte er sich unvermittelt. Ana, die sich gerade den Schwertgurt anlegte, hielt in der Bewegung inne und sah ihn an.
    »Ich denke nicht. Vielleicht wurde sie aufgehalten. Oder sie wollte doch noch länger in Ardoly bleiben. Aber wir können ihr Reiter entgegenschicken, wenn du es für richtig hältst.«
    »Es wird geschehen. Und was ist mit einem Auftraggeber? Soll ich weiterhin alle auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten?«
    Ana konnte die Unsicherheit in seiner Stimme hören. Es war ungewöhnlich, dass sie potentielle Auftraggeber nicht einmal anhörten, aber man hatte ihnen genau dafür Geld gezahlt. Eine nicht unerhebliche Summe, mit der sie die Kosten bestreiten und den Söldnern einige Zeit in Colchas ermöglichen konnten. Ausgang tut allen gut. Und wir müssen eh auf Flores warten.

    »Ja. Es ist zwar ein seltsamer Pakt, aber es ist einer. Bis er ausläuft, suchen wir – offiziell – nichts Neues.«
    Obwohl Berophan mit keiner Wimper zuckte, wusste sie, dass er sie verstanden hatte. Gold hin oder her, es würde kaum schaden, schon einmal die Fühler auszustrecken, falls die Option, wie es ihr mysteriöser Gönner genannt hatte, nicht zustande kam. Dass jemand so viel Geld investierte, damit sie nichts taten, deutete auf eine große und damit lukrative Angelegenheit hin. Aber Flores hatte sie gelehrt, dass für Söldner die kleinen, schlechter bezahlten und dafür weniger riskanten Aufträge angenehmer sein konnten. Tote geben keinen Sold aus.
    Sie schlug ihm mit der flachen Hand auf die Schulter, und er erwiderte den Abschiedsgruß, dann trennten sie sich. In ihrem Zelt wusch sich Ana schnell und legte dann ihre leichte, lederne Rüstung an. Als gerüstete und bewaffnete Frau war sie im Imperium immer ein Fremdkörper; ganz besonders in Colchas, wo die Strukturen und Meinungen noch verknöcherter und unbeweglicher als anderswo waren. Hier zählte nur eines: Tradition. Und Frauen trugen traditionell keine Waffen. Glücklicherweise galten Söldlinge ohnehin als gefährlich, unberechenbar und auch verrückt. Sie waren Außenseiter, in jeder Bedeutung des Begriffs. Das erleichterte ihr Leben ein wenig. Natürlich half es auch, dass sie häufig mit einem großen Haufen bewaffneter Krieger auftrat, denen nur die Wenigsten Vorschriften zu machen wagten. Aber selbst wenn sie allein war, ließ Ana es sich nicht nehmen, ihre Waffen gut sichtbar zu tragen – Probleme damit bekamen immer nur diejenigen, die ihr in den Weg traten.
     
    Als sie sich den Gästequartieren näherte, wartete Natiole schon auf sie. Er hatte sich an eine Säule gelehnt, wohl nicht wissend, welch kulturellen Frevel er damit beging. Schon bald würden sich die Beamten und Reichen in
Colchas das Maul über den Barbaren zerreißen, der sich nicht benehmen konnte. Die Wachen waren sicherlich empört, auch wenn sie das kaum zeigen konnten. Lächelnd näherte sich Ana. Ihr Ungemach erfreute sie, da es schon mehrfach Zusammenstöße mit den arroganten und pompösen Soldaten der Goldenen Garden

Weitere Kostenlose Bücher