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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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der dunkelhäutige Söldner beachtete sie gar nicht.
    Es gelang Natiole, in geduckter Haltung wieder auf die Beine zu kommen, was seinen Gegner nur noch zorniger machte. Mit wilder Kraft griff Narqan an, aber seine Wut blendete ihn und stumpfte seine Instinkte ab. Sein Stoß war schnell, doch ungenau, und Natiole nutzte diesen Fehler gnadenlos aus. Seine Holzklinge traf den Söldling an der Hüfte, glitt hinab, verfing sich zwischen Narqans Beinen, und wieder stürzte der Söldner laut fluchend zu Boden. Er rappelte sich auf, aber jetzt ließ Berophan Ana gewähren: »Aufhören! Narqan, runter mit der Waffe!«
    Der Largote zögerte kurz. Seine Weigerung, ihr zu gehorchen ließ kalte Ruhe in Ana aufsteigen, so als befände sie sich in einer Schlacht. Dann senkte er den Holzspeer und atmete tief durch. Ich werde es nicht vergessen, schwor sich die Söldnerin.
    »Guter Angriff«, erklärte Natiole lachend und schlug Narqan auf die Schulter. »Verdammt schnell bist du.«
    Der Söldling blickte ihn an. Schweiß lief über seine Haut, und er atmete schwer. Nach einigen Momenten grinste er unsicher.
    »Hat nich’ geholfen.«
    »Reines Glück«, erwiderte der junge Wlachake. »Beim nächsten Mal fresse ich Staub, und du stehst noch.«
    Jetzt grinste Narqan breiter.
    »Ein guter Kampf, alle beide«, gestand Berophan ihnen zu. Das Lob aus seinem Mund bedeutete dem Largoten viel, und er stützte sich gelassen auf seinen Speer. Erst als
er Anas Gesichtsausdruck sah, verschwand sein Lächeln wieder.
    »Schluss für heute«, erklärte sie kühl.
    Just in diesem Augenblick näherten sich zwei Reiter dem Übungsplatz. Ana erkannte zwei Krieger ihres Haufens, die unübersehbar von einer langen Reise kamen. Ihre Kleidung war staubbedeckt, und sie wirkten erschöpft. Sofort war Narqans Verhalten vergessen.
    »Bringt ihr Neuigkeiten?«, rief sie den Reitern zu, aber sie schüttelten die Köpfe.
    »Nein«, erklärte einer, ein junger, blonder Mann aus dem Süden, dessen Namen Ana im Augenblick nicht einfallen wollte. Er wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht und verschmierte dabei den Schmutz auf seiner Haut, so dass es fast wie eine fremdländische Kriegsbemalung wirkte. »Keine Spur von Flores. Wir haben in den Gasthäusern gefragt, aber keiner konnte sich wirklich an sie erinnern. Wenn sie vom Süden her kommt, dann nicht über die großen Straßen.«
    »Danke«, erklärte Ana. »Berophan, kümmere dich um sie.«
    Der große Mann brummte zustimmend und schritt zu den Reitern. Unsicher strich Ana sich über die Schläfe. Dass ihre Mutter so lange nichts von sich hören ließ, beunruhigte die junge Söldnerin.
    »Was haben sie gesagt?«, erkundigte sich Natiole, der bereits die lederne Rüstung abgeschnallt und auf den Boden gelegt hatte. Sein gepolstertes Wams hatte große, feuchte Flecken, und er goss sich Wasser aus einem Krug über den Kopf.
    Zwar hatte der junge Wlachake sich mittlerweile einige Brocken Dyrisch angeeignet, aber nicht genug, um den schnellen Worten zu folgen, die sie mit den Reitern gewechselt hatte. Natiole konnte mit Mühe auf dem Markt ein Brot kaufen, wenn die Händler bemerkten, dass er sie
mehr schlecht als recht verstand. Allerdings halfen ihm die paar Sätze nicht beim Feilschen, wie sich Ana amüsiert erinnerte. Ohne Sargans oder ihre eigene Hilfe wäre Natiole inzwischen vermutlich ein armer Mann.
    »Wir hatten die Reiter ausgesandt, um Flores entgegenzureiten. Sie kehren unverrichteter Dinge zurück. Sie ist wohl noch nicht auf dem Rückweg, obwohl sie schon längst wieder hier sein sollte.«
    »Machst du dir Sorgen?«, fragte Natiole, während er die Bänder seines Wamses öffnete und das dicke Kleidungsstück über den Kopf streifte. Mit dem letzten Rest Wasser spülte er sich den Schweiß von seinem Oberkörper, der im Sonnenlicht glänzte.
    »Es ist nicht ihre Art«, stellte Ana nach kurzem Zögern fest. »Sorgen ist vielleicht ein zu hartes Wort. Ich mache mir Gedanken, ja. Flores hält sich üblicherweise an das, was sie sagt. Sie muss einen triftigen Grund haben, wenn sie noch nicht wieder hier ist.«
    »Vielleicht hat mein Vater sie dazu überredet, seinem Rat beizutreten«, scherzte Natiole. »Er fand es immer bedauerlich, dass sie Wlachkis verlassen hat.«
    »Nein. Es muss etwas anderes sein. Wie stehen die Dinge in Teremi, Vetter? Der Brand in der Feste – könnte er Streit mit sich gebracht haben?«
    »Ich weiß nicht mehr als das, was ich dir schon berichtet habe. Aber

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